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Karasek gestorben: Große Trauer um Hellmuth Karasek

Karasek gestorben

Große Trauer um Hellmuth Karasek

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    Hellmuth Karasek ist tot. Er wurde durch das "Literarische Quartett" berühmt und leitete lange Jahre das Kulturressort beim Spiegel.
    Hellmuth Karasek ist tot. Er wurde durch das "Literarische Quartett" berühmt und leitete lange Jahre das Kulturressort beim Spiegel. Foto: Markus Scholz, EPA/dpa

    Er war Autor, Journalist und einer der bekanntesten Literaturkritiker Deutschlands: Am Dienstag ist Hellmuth Karasek im Alter von 81 Jahren gestorben, wie der Verlag Hoffmann und Campe am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Karasek als "einen leidenschaftlichen Streiter". Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erklärte, Karasek habe "als glühender Verfechter der Lesekultur den Menschen das Buch nahegebracht".

    Karasek war einem breiteren Publikum als Mitstreiter von Marcel Reich-Ranicki in der ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" bekannt geworden. Beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" leitete er von 1974 bis 1996 lang das Kulturressort.

    Ohne Karasek "wäre das literarische Leben in unserem Land sehr viel ärmer - und auch erheblich langweiliger", hob Gauck hervor. Der Literat habe Deutschland und seine Kultur nachhaltig bereichert. "Karasek hat bei vielen Menschen die Kenntnis und die Liebe zur Literatur, zum Theater und zum Film entscheidend erweitert und vertieft", schrieb der Bundespräsident in einem Kondolenzbrief an die Witwe.

    Gabriel: Deutschland verliere eine seiner brillantesten Stimmen

    Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte Karasek eine "echte Institution in Deutschland". "Er liebte und litt an und mit der Literatur und war dabei immer ihr souveräner Vermittler und ein brillanter Unterhalter."

    SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte, Deutschland verliere "eine seiner brillantesten Stimmen". Karasek habe "wichtige Brücken" gebaut "zwischen dem intellektuellen Diskurs, der Welt des Literarischen und der Politik und Gesellschaft, bis hin zu einem breiten Fernsehpublikum".

    ZDF-Kulturchef Peter Arens würdigte Karasek als engagierten Kulturvermittler, der "süchtig nach Literatur und süchtig nach dem Disput, gerne kontrovers aber immer vermittelnd, gerne auch humorvoll" gewesen sei. Daniel Kampa, Programm-Geschäftsführer des Verlags Hoffmann und Campe, bezeichnete Karasek als "einmalig in der deutschen Literaturszene". Er sei "ein begnadeter Erzähler und intellektueller Entertainer" gewesen. Die Hamburger Autorenvereinigung nannte Karasek einen der wenigen "universal gebildeten Kulturjournalisten".

    Karasek war Autor, Journalist und Literaturkritiker

    Karasek war am 4. Januar 1934 in Brünn zur Welt gekommen. Der Germanist arbeitete nach seiner Promotion als Journalist und Dramaturg, beim "Spiegel" prägte er mehr als 20 Jahre lang das Kulturressort. Er veröffentlichte auch eine Reihe von Sachbüchern und Romanen, darunter "Das Magazin" (1998) sowie "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten" (2006). Unter dem Pseudonym Daniel Doppler schrieb Karasek außerdem Theaterstücke. Einen Erfolg landete er im August mit einem humorvollen Videoclip für Ikea - er rezensierte für das schwedische Möbelhaus den neuen Katalog.

    Bis zuletzt war Karasek Kolumnist des "Hamburger Abendblatts". Anfang September schrieb er dort in einer Kolumne, die derzeitigen Flüchtlingsströme erinnerten ihn in ihrer "wilden Entschlossenheit" an seine zwei eigenen Fluchten - 1945 zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Kind vor der Roten Armee und 1952 aus der DDR nach Westdeutschland.

    "Abendblatt"-Chefredakteur Lars Haider schrieb auf der Homepage der Zeitung, die Redaktion sei fassungslos und tief traurig. "Wir verlieren unseren beliebtesten Kolumnisten, vor allem aber einen großartigen Kollegen." Karasek war in zweiter Ehe mit der Journalistin Armgard Seegers verheiratet, er hinterlässt zudem vier Kinder.

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