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Wissen: Hund "Balto": Ein Held weit über den Tod hinaus

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Hund "Balto": Ein Held weit über den Tod hinaus

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    Gunnar Kaasen mit seinem Hund Balto, fotografiert 1925.
    Gunnar Kaasen mit seinem Hund Balto, fotografiert 1925. Foto: Archivbild

    Der Autor Jack London hätte kaum ein bewegenderes Schicksal erfinden können. Dem Schlittenhund Balto aus Alaska blieb in seinem Leben wenig erspart: Früh aus der Hundezucht aussortiert und kastriert, später landesweit als Held gefeiert, dann geschunden in einem Käfig ausgestellt und schließlich freigekauft und in einem Zoo gestorben. Nun ist Balto posthum im Dienst der Wissenschaft zu internationaler Bekanntheit avanciert. Hundert Jahre nach seinem bewegten Leben zeigt eine im Fachblatt Science veröffentlichte Analyse von Baltos Genom, wie sehr die Züchtung in den vergangenen 100 Jahren Eigenschaften von Hunderassen verändert hat. Nicht unbedingt zum Besseren. 

    Dass der Schlittenhund einmal berühmt werden würde, schien zunächst unwahrscheinlich. Der 1919 in Alaska bei einem Züchter geborene Balto wurde aus der Zucht Sibirischer Huskys aussortiert und kastriert. Sein großer Moment kam Anfang 1925: Damals brach in der Stadt Nome im äußersten Westen von Alaska Diphtherie aus, die bakterielle Infektionskrankheit drohte die Bevölkerung dahinzuraffen. Ein Serum mit Gegenmitteln konnte wegen des harschen Wetters weder per Schiff noch per Flugzeug in den Ort gebracht werden. Daher entschied man sich für den fast 1100 Kilometer langen Transport per Hundeschlitten-Stafette. Zwar bewältigte Hundeschlittenführer Gunnar Kaasen mit Balto als Leithund weder die längste noch die schwierigste Etappe; aber als Schlussstaffel brachten sie das Serum über die letzten 85 Kilometer in den Ort – durch einen Schneesturm und bei Temperaturen um minus 45 Grad.

    Im New Yorker Central Park wurde ihm ein Denkmal gesetzt

    Kaasen und Balto gelangten zu landesweitem Ruhm, noch im selben Jahr wurde dem Hund im fernen New Yorker Central Park ein Denkmal gesetzt. Balto tourte zunächst mit Kaasen durch das Land, doch der Medienrummel war kurzlebig und schon wenig später wurde der Hund in einem Kuriositätenkabinett zur Schau gestellt. Dort wurde er schließlich in schlechtem Zustand wiedergefunden, 1927 nach einer Spendenaktion freigekauft und nach Cleveland gebracht. Als der Hund dort 1933 in einem Zoo starb, wurde er ausgestopft und im naturgeschichtlichen Museum der Stadt ausgestellt. Nun wurde sein aus einer Hautprobe entnommenes und sequenziertes Genom im Fachblatt Science vorgestellt. 

    Sein Erbgut enthält weniger schädliche Genvarianten

    Der DNA-Vergleich mit Daten von mehr als 680 Hunden aus über 130 Rassen ergab, dass Balto, dessen Vorfahren aus Sibirien kamen, eine größere genetische Vielfalt aufwies als heutige Schlittenhund-Rassen wie Sibirische Huskys oder Alaskan Malamutes. Der Analyse zufolge enthält das Erbgut von Balto im Vergleich zu allen heutigen Hunderassen weniger potenziell schädliche Genvarianten. "Balto stammte aus einer Population von Arbeitshunden, die sich von modernen Rassen unterschied und an die harschen Umweltbedingungen angepasst war", sagte Studienleiterin Beth Shapiro von der University of California in Santa Cruz. Gute zwei Drittel des Genoms (68 Prozent) stammen demnach von Hunden arktischen Ursprungs, knapp ein Viertel (24 Prozent) von asiatischen Hunden. Im Vergleich zu Wölfen und Grönlandhunden konnte Balto besser Stärke verdauen, aber noch nicht so effektiv wie heutige Hunde. Hinsichtlich der Geschwindigkeit hätte er mit modernen Rassen, die auf diese Eigenschaft gezüchtet wurden, nicht mithalten können. Das Team konnte auch das Aussehen des Hundes rekonstruieren: Anhand des Genoms leitete es etwa die Fellfarbe ab – schwarz mit wenigen weißen Tupfen. 

    Der wahre Star der Hundeschlitten-Stafette war Togo

    In einem nächsten Schritt will das Team das Genom jenes Hundes analysieren, der nach Meinung von Beobachtern der wahre große Star der Hundeschlitten-Stafette war: Leithund Togo, ein Sibirischer Husky. Mit ihm hatte Schlittenführer Leonhard Seppala mehr als 400 Kilometer absolviert – und zudem das schwierigste Teilstück unter anderem über einen vereisten Teil des Beringmeers. Das Magazin Time kürte Togo 2011 zum heroischsten Tier der Geschichte. (dpa)

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