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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Darf man sich mieses Wetter wünschen?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Darf man sich mieses Wetter wünschen?

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    Wir wär’s mit Regen und Kälte im August? Angesichts der Erderwärmung kann man sich schon mal schlechtes Wetter herbeisehnen.
    Wir wär’s mit Regen und Kälte im August? Angesichts der Erderwärmung kann man sich schon mal schlechtes Wetter herbeisehnen. Foto: René Lauer, Symbolbild

    Pro: Wer denkt bei der anhaltenden Dürre noch ans Sonnenbaden?

    Schon klar, man sollte Klima und Wetter nicht verwechseln – ein paar kühlere, nassere Tage oder auch Wochen inmitten dieses Hitzesommers werden an der grundsätzlichen Erwärmung nichts ändern. Und überhaupt: Der arme Nachwuchs – ausgerechnet in den großen Ferien soll es jetzt mies werden?

    Kann man ja alles anvernünfteln und rumseufzen, aber es hilft ja nix: Wer mit offenen Augen über die Wiesen und Felder oder auch in die Wälder geht, wer in Bäche oder Flüsse schaut, wer aber auch auf die Beschwerden älterer und sensibler Menschen achtet, der kann nur hoffen, dass es jetzt mal mies wird, kälter, vor allem aber regnet, und am besten lang und immer wieder, nicht nur geballt unwetterartig als wieder problematisches Extremwettereignis. Oder?

    Wer die Grundwasserspiegel immer weiter ins Bedenkliche sinken sieht und die aktuellen Deutschlandkarten im Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums immer flächendeckender dunkelrot werden und damit weiß, dass fast überall die Vegetation im anhaltenden und auf Dauer gefährlichen Trockenstress ist, dass fast überall schwere bis extreme bis außergewöhnliche Dürre herrscht … – was wird sich der wünschen? Noch möglichst lange weiter schönes Sonnenbaden? Noch möglichst viele Tage weiter sonnen- und sternenhimmelgekrönte Feste im Freien feiern, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, im T-Shirt um Mitternacht draußen sitzen, mit den Ferienkindern unterwegs sein können? Echt jetzt?

    Fridays for Future sollte schon auch Regen for Gegenwart verstehen, Entlastung for Feuerwehren und Kühle for Oma. Und wer meint, unentwegt Sommerhitze zu brauchen, der wüsste dann wenigstens wieder, warum noch in Urlaub fahren … (Wolfgang Schütz)

    Contra: Lieber auf den Sommerurlaub verzichten statt zu jammern

    Nirgends wird so gern übers Wetter schwadroniert wie in Deutschland. Unverfängliches Thema, alle können mitreden, wenig Konfliktpotenzial. Eigentlich. Doch die aktuellen Temperaturen erhitzen die Gemüter. Bei anhaltenden 35 Grad im Schatten geht es nicht mehr nur ums Wetter, sondern schnell um Extreme. Um wiederkehrende Hitzewellen, Dürre, Starkregen und die Frage, welche Rolle der Klimawandel dabei spielt. Forschende sind sich einig: Derartige Wetterphänomene nehmen mit steigenden Temperaturen zu.

    Aber deshalb jetzt die Hitze verfluchen und sich mieses Wetter wünschen? Was soll das bringen außer schlechte Laune? Das Gejammere über zu viel Sonne, zu wenig Regen oder fehlenden Schnee im Winter zieht sich wie ein monotoner Grundton durch alle Jahreszeiten.

    Diese Sehnsucht nach dem, was gerade nicht ist – in anderen Lebensbereichen mag sie hilfreich sein und zu Neuem inspirieren. Aber beim Wetter? Da ist Akzeptanz gefragt, denn an der momentanen Hitze lässt sich nichts ändern. Sie wird bleiben und das nicht nur in den nächsten zwei Wochen. Wie Prognosen zeigen, werden Hitzewellen hierzulande zunehmen.

    Statt also auf Abkühlung und schlechtes Wetter zu hoffen, kann man auch einfach mal die Sonne genießen. Denn mit Wünschen allein lässt sich der Klimawandel nicht aufhalten. Vielmehr braucht es politische Maßnahmen und Verhaltensänderungen im Kleinen, um die Erderwärmung einzudämmen. Also lieber mal auf den Strandurlaub oder die Autofahrt in den Urlaub verzichten und den Sommer zu Hause verbringen. Das trüge mehr zum Klimaschutz bei als das Gemurre über die andauernde Hitze. (Felicitas Lachmayr)

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