Avatar der beste Film? Beyoncé das beste Album? Blutbuch das beste Buch? So naheliegend ist es längst nicht. Hier sind die persönlichen Lieblinge von zehn Redaktionsmitgliedern:
Stefanie Wirsching
Ein Drama spielt sich ab in diesem Roman, ein Kind verlöscht Tag für Tag mehr. Dass man das Buch nicht wieder zur Seite legt, sondern sich auf die Erschütterung einlässt, zeigt die ganze Brillanz des Amerikaners Percival Everett, hierzulande weitgehend unbekannt, in den USA mit Preisen bedacht.
Richard Mayr
Das hat einen eigenen Drive und führt in ein Leben zwischen den Kulturen. Fatma Aydemir beschreibt in Dschinns eine deutsch-türkische Familiengeschichte und nimmt dabei die Blickwinkel sowohl der nach Istanbul zurückkehrenden Eltern als auch der Kinder ein.
Birgit Müller-Bardorff
Spannend und turbulent ist Micha Lewinskys Kinderbuch-Debüt Holly im Himmel. obwohl die junge Titelheldin gleich zu Beginn stirbt. Mit Situationskomik und überraschenden Wendungen wird daraus ein sehr unterhaltsames und tröstendes Buch, in dem es sogar ein Happy End gibt. (ab 10)
Stefan Dosch
Schon wieder Proust-Jahr gewesen – diesmal die 100. Wiederkehr des Todestages –, und auf allen Pfaden seiner „Suche nach der verlorenen Zeit“ höchst aufschlussreich begleitet gewesen (und gewiss auch künftighin) vom prallen Marcel Proust Alphabet des Proust-Gurus Luzius Keller.
Veronika Lintner
2022 war das Jahr der Sisi-Neuentdeckung. Kaiserin Elisabeth Superstar: Sisi-Serienkitsch auf RTL und Netflix, das Biopic „Corsage“, Karen Duves Sisi-Pferdefrauenroman. Und 2023 folgt der Film „Sisi & Ich“ – Drehbuch Christian Kracht. Hut ab, Ihre Majestät!
Doris Wegner
Muttis neue Seiten: Profund und manchmal überraschend offen: Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel im Nibelungen-Podcast. Um die Macht der Bilder und die Anziehungskraft von Populisten geht es im Roman Die Einstellung von Doron Rabinovic.
Klaus-Peter Mayr
Der Debütroman Blutbuch von Kim de l’Horizon ist ein kleines literarisches Wunder. Autofiktional schildert der Schweizer, der sich keinem der beiden Geschlechter zuordnet, sein Leben, seine Erlebnisse, Gedanken, Gefühle. Ergreifend und aufschlussreich.
Felicitas Lachmayr
Wiederentdeckt: Gesichter von Tove Ditlevsen. Packende Erzählung über eine psychisch kranke Frau. 1968 erschienen, neu aufgelegt und relevant wie damals. Neuentdeckt: Milch Blut Hitze von Dantiel W. Moniz. Weiblicher Blick auf Amerikas Schattenseiten – ein Muss für T.C. Boyle-Fans.
Christian Imminger
Zoo. Briefe nicht über Liebe, oder Die Dritte Heloise. Ein Buch, ein Briefroman, was auch immer – über Russland, das Exil in Berlin, natürlich die Liebe, das Schreiben an sich und eigentlich überhaupt alles. Viktor Schklowski ist wahrlich eine (Wieder)Entdeckung, und „wirklich leben tut weh“.
Lea Thies
Soundtechnisch der wunderbare Klassik-Elektro-Mix des Multiinstrumentalisten Ólafur Arnalds aus Island. Buchtechnisch der irre Teenager-Teneriffa-Roman So forsch, so furchtlos von Andrea Abreu. Familien-Favorit heuer: Storm und die Erfindung des Fußballs von Jan Birck.
Wolfgang Schütz
US-Autor Hernan Diaz, der mit „Treue“ einen zugleich schön schmökerbaren und klug verschachtelten Roman vorgelegt hat. Und der wunderbare, fast schon überwältigende Brite Jonathan Jeremiah mit seinem Soul-Album „Horsepower For The Streets“.