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Debatte: Geschenke zu Ostern? Ein Pro-und-Contra

Debatte

Geschenke zu Ostern? Ein Pro-und-Contra

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    Bescherung auch zu Ostern?
    Bescherung auch zu Ostern? Foto: stock.adobe.com

    Pro: Weg mit der Moralkeule! Die Lieben mit Freude bescheren – ist doch schön!

    Ist schon klar, ja, es ist eh alles zu viel, vor allem Kinder werden zu jeder Gelegenheit überschüttet, Konsum- und Materialismuswahn, ausgerechnet in diesen Zeiten, Krieg und Klima und Wohlstandssorge, der Anlass Ostern scheint dabei den meisten sowieso egal zu sein … Und so weiter. Mehr davon finden Sie wahrscheinlich bei der Kollegin unten (wir dürfen die Gegenseite ja nicht lesen) – und das ist alles sicher auch sehr gut und sehr richtig, sehr schön und … Blind!

    So wie eherne Prinzipien eben meist blind sind für die Feinheiten der Wirklichkeit. Was kann zum Beispiel gegen Regelungen sprechen wie diese: Zu Ostern gibt’s für alle ein schönes Buch oder nur Selbstgemachtes? Weil es schon wieder irgendwie Beschaffungsdruck und Erwartung erzeugt – und vor allem vom Eigentlichen ablenkt? Aber was ist denn, bitteschön, das Eigentliche an einem Fest wie diesem? Im christlichen Kern des Anlasses: Das größte Geschenk, das dem Menschen in seiner Existenz vielleicht überhaupt zu machen ist – die Hoffnung darauf, dass es mehr gibt als das irdisch begrenzte Dasein, gerade auch für die bereits vermissten oder allzu leidenden Lieben. Und dieses Geschenk ist in der Drastik der biblischen Handlung der wohl größtmögliche Akt der Liebe!

    Gehören also Geschenke als Zeichen der Liebe für die Lieben, bewusst gewählt oder eben selbst angefertigt zur Freude des anderen, nicht viel mehr zum eigentlichen Ostern als das Mampfen von irgendwelchen gekauften Schoko-Osterhasen. Und kümmert sich da jemand darum, warum das eigentlich Hasen sind? Und dass die Süßigkeit nur sinnfällig wären, wenn davor denn auch gefastet worden wäre? Nö, nur beim Schenken, das etwas Bewusstes und Schönes sein kann, wird die Moral- und Zeitkritikkeule geschwungen. Frohe Ostern?

    (Wolfgang Schütz)

    Contra: Der Osterhase als Konkurrent des Christkindes – das muss echt nicht sein!

    Ostersonntag – das Fest des Vollstopfens. Endlich ist der Tag gekommen, an dem die eisernen Fastenden nach einer gefühlten Ewigkeit der Abstinenz wieder herzhaft zu den Sünden des Alltags, zu Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkohol greifen können. Vorbei und aus mit dem harten Verzicht. Und weil die vergangenen 40 Tage ja wirklich nicht einfach waren, reicht im vollgestopften Osternest freilich nicht nur ein Schokohäschen oder zwei. Nein, das Schokoei, ein Buch, ein Gutschein für den Wellnesstempel und das Netflix-Abo dürfen nicht fehlen. Es wird geschenkt und geschlungen, frei nach dem Motto: Was darf’s sonst noch sein?

    Vor allem für Kinder gibt es Angebote über Angebote. Ein Bobbycar, ein Kinder-Tablet oder doch eine neue Playstation. Ach Mist, geht nicht. Die gab es ja schon zu Weihnachten. Ist der Osterhase inzwischen nicht zu einem muskulösen Superman mutiert, kann er das Gewicht der Geschenke wohl kaum (er)tragen.

    Präsente zu Ostern sind zum Jo-Jo-Effekt der Fastenzeit geworden. Verzicht, Besinnung, Achtsamkeit – all die Werte, die für Fastende seit dem Aschermittwoch eine Rolle spielten, erlöschen am höchsten Feiertag der Christen. Die Fülle der Körbe reicht aus, um das zuvor Weggelassene locker wieder aufzufüllen. Der Osterhase, der härteste Konkurrent des Christkindes.

    Muss das sein? Reicht es nicht, nur ein Schokohäschen oder ein aufwendig verziertes Ei zu verschenken? Platziert in einem Körbchen, versteckt in Mutters Garten und erst nach langen Minuten gefunden bereitet es garantiert viel Spaß – nicht nur Kindern. Bei manchen mag es zwar schon eine Weile her sein. Aber das Gefühl, etwas Verstecktes zu finden, ist doch genau das, was der Ostersonntag uns bringen soll: Erlösung.

    (Marina Kraut)

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