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Corona-Vokabular: Warum "lockern" für uns plötzlich so verlockend klingt

Corona-Vokabular

Warum "lockern" für uns plötzlich so verlockend klingt

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    Lockern klingt verlockend - aber leider erstmal in Sachen Corona nicht in Sicht.
    Lockern klingt verlockend - aber leider erstmal in Sachen Corona nicht in Sicht. Foto: Lea Thies

    Nach zwei Wochen Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkung ist die Verlockung groß, sich dem Würgegriff der Corona-Aufpasser zu entwinden. Ostern steht vor der Tür – und überhaupt: Statt sehnsüchtig den vogelfreien Vögeln am Himmel nachzuschauen, würde man sich gerne selbst mal wieder locker machen und ausfliegen. Nein, nicht im Flugzeug. Einfach mal so, Tagestrip mit Leuten, die nicht zum eigenen Hausstand gehören … Doch die Kanzlerin hat klargestellt, dass es „zu früh“ ist, über eine Lockerung der „Maßnahmen“ auch nur nachzudenken. Im Logbuch der Coronakrise ist kein Platz für Auflockerung des Gemüts. „Ich muss Sie bitten, seien Sie geduldig“, mahnt Angela Merkel. Good Luck also.

    Auch Söder will nicht

    Auch Bayerns freistaatlicher Krisenkönig Markus Söder ist nicht gewillt, dem Volk schon jetzt Lockangebote zu machen, oder gar Lockerungsübungen in Aussicht zu stellen. Trotzdem locker bleiben ist also nicht einfach in diesen Tagen. Das Virus hat uns im Griff und verfolgt uns. Vielen reicht es ja schon für ein Durchatmen, dass „vorerst“ keine Verschärfungen kommen – die Schrauben also zwar nicht gelockert, aber eben auch nicht weiter angezogen werden.

    "Ich lasse nicht locker" hat einen berühmten Erfinder

    In Corona-Zeiten muss man schon die Ohren spitzen, um nicht gleichsam locker vom Hocker aufs falsche Gleis zu fallen. Das in der internationalen Krise häufig benutzte Wort „Lockdown“ beispielsweise bedeutet ja Ausgangssperre – und eben nicht ein Lockern der Verbote nach dem Motto: Lass dich nieder, wo immer es dich hin lockt im Frühling. Und doch: Irgendwann wird der Weg in den „Exit“ über Lockerungen geebnet. Wann das kollektive Exekutivkomitee Merkel-Braun-Spahn-Söder-Robert-Koch-Institut-Laschet die Zeit für gekommen hält, die Zügel wieder locker zu lassen, das vermag niemand zu sagen. Vor Illusionen sei gewarnt. Denn man muss wissen, von wem das Zitat „Ich lasse nicht locker“ stammt. Na? Von Robert Koch, dem deutschen Bakteriologen und Medizinnobelpreisträger 1905.

    In der Kolumne "Auf ein Wort" betrachtet das Feuilleton unserer Zeitung jede Woche einen Begriff ganz besonders. In Corona-Zeiten ist daraus ein kleines Corona-Vokabular entstanden. Lese Sie auch "vorübergehend", "triftig", "Stand jetzt" und "überdesinfizieren".

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