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Ufos & Außerirdische: Was ist dran an den Geschichten?

Außerirdische

Der neue Ufo-Bericht: Was kann er für die Menschheit bedeuten?

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    Das Standbild eines vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Videos zeigt ein Unidentifiziertes Flugobjekt, das von Piloten der US-Marine gesichtet wurde.
    Das Standbild eines vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Videos zeigt ein Unidentifiziertes Flugobjekt, das von Piloten der US-Marine gesichtet wurde. Foto: U.S. Department of Defense/dpa

    Wer sich auf die Suche nach außerirdischem Leben begibt, landet früher oder später auch in Interlaken. Von der pittoresk zwischen Thuner- und Brienzersee gelegenen Schweizer Stadt geht das wohl reichweitenstärkste Signal der Ufo-Forschung aus. Dort nämlich lebt Erich von Däniken, ehemaliger Hoteldirektor, Laien-Ufo-Forscher, selbst berufener Rätsellöser, Bestsellerautor. 43 Bücher hat der 86-Jährige seit den 1960er Jahren bereits über Ufos, Außerirdische sowie dazugehörige Verschwörungstheorien geschrieben und millionenfach verkauft. „Am 44. arbeite ich bereits“, sagt er am Telefon und kündigt an: „Ich habe zu diesem Thema viel zu erzählen.“

    Dass ihm der Stoff nicht ausgeht, wird schnell klar. Aus ihm sprudeln die Geschichten, Anekdoten, Thesen förmlich heraus. Von Däniken ist Teil einer weltweiten Gemeinschaft, die seit vielen Jahren schon von der Existenz von Außerirdischen überzeugt ist, die fest davon ausgeht, dass es in der Geschichte der Menschheit bereits mehrfach Kontakt gab, und die nun mit Spannung den 25. Juni erwartet, wenn das Pentagon einen Bericht über die geheimen Ufo-Akten abliefern soll. Noch bevor die „Unidentified Aerial Phenomena Task Force“ also bekannt gibt, was sie über unidentifizierte Luftraum-Phänomene zu wissen scheint, steigt die Faszination für Aliens und Ufos bereits.

    Barack Obama sagt: Ein geheimes Labor gibt's nicht

    Im Internet kursieren grün-pixelige Videoaufnahmen von Flugobjekten, die bei Flugübungen des US-Militärs aufgenommen wurden, Ex-Mitarbeiter des Pentagons berichten über die geheimen Akten, und auch Ex-US-Präsident Barack Obama hat sich eingemischt. In einem Interview mitCBS sagte er im Mai, es gebe kein geheimes Labor, in dem Proben von Außerirdischen und Raumfahrzeuge aufbewahrt werden, aber: „Was wahr ist, und ich meine es ernst hier, ist, dass es Bildmaterial und Aufzeichnungen über Objekte am Himmel gibt, von denen wir nicht genau wissen, was sie sind. Wir können nicht erklären, wie sie sich fortbewegen, ihre Flugroute. Sie hatten kein einfach erklärbares Muster.“

    Nun steht also die Möglichkeit im Raum, dass die mächtigste Nation der Erde die Existenz von Außerirdischen ganz offiziell nicht mehr ausschließt. Wie fühlt sich das für jemanden an, der jahrzehntelang verlacht, für einen Spinner gehalten wurde, wenn er von Alien-Besuchen auf der Erde sprach? Spürt man da so etwas wie Genugtuung? Oder Freude? „Ich fühle mich normal“, sagt von Däniken, „eigentlich habe ich gemischte Gefühle. Zum einen weiß ich seit langem, dass dieser Tag einst kommt. Auf der anderen Seite werden die Amis aber nicht bekannt geben: Wir haben Außerirdische lokalisiert. Sie werden sagen, da ist etwas Unbekanntes, von dem wir nicht wissen, was es ist.“ Denn das sei ihnen lieber, als zugeben zu müssen, dass die Russen oder die Chinesen eine neue Superwaffe hätten. Aber das sei nun mal nicht die ganze Geschichte, meint von Däniken.

    Von Dänikens These: Aliens haben einst den Menschen veredelt

    Für ihn ist die Sache klar. Das sind Ufos. Mal wieder. Von Däniken gilt als Altmeister der Prä-Astronautik, jener Parawissenschaft, die sich mit Besuchen außerirdischer Wesen auf der Erde befasst, als der Mensch noch in Höhlen lebte. Seine Theorie in Kürze: Außerirdische haben dereinst den frühen Menschen veredelt, indem sie sich mit ihm gepaart und ihm Sprache und neues Wissen gebracht hatten. Dadurch sei erst der Evolutionssprung möglich gewesen, der uns zum intelligentesten Wesen auf dem Planeten gemacht habe. „Unsere Vorfahren begriffen das nicht, die Menschen dachten damals, das seien Götter. Die Götter sind dann eines Tages abgeflogen, mit dem Versprechen, wiederzukommen“, erklärt von Däniken seine These, die seiner Meinung nach in vielen Mythologien von Urvölkern und auch in Religionen als „Wiederkehrmotiv“ auftauche. „Es wimmelt nur so von Hinweisen, dass die schon hier waren“, sagt er. Die Pyramiden, die Statuen auf den Osterinseln, Stonehenge – ohne die Hilfe von Außerirdischen hätte der Mensch das alles nicht bauen können, meint von Däniken. Auf seinen vielen Reisen besucht er entlegene Orte und sucht nach immer neuen Hinweisen, die seine Theorien stützen.

    Der Schweizer gehört zu den Erdenbewohnern, die mit Aliens viel Geld verdient haben, aber er ist nicht der erste Mensch, der über die Existenz von Außerirdischen nachgedacht hat. „Ist da draußen noch etwas?“ – Immer schon stellen sich Menschen beim Blick gen Himmel diese Frage. Und seit der griechischen Antike bereits haben einige Denker ihre Antworten dazu notiert. In den „Orphischen Gesängen“ aus dem fünften und sechsten Jahrhundert von Christi Geburt sind schon Städte auf dem Mond erwähnt.

    Philolaos von Kroton und über 400 Jahre später auch Plutarch dachten über das Leben auf dem Erdtrabanten nach. Nikolaus von Kues ging im 15. Jahrhundert davon aus, dass es im Universum unzählige Welten gibt und intelligentes Leben auf anderen Planeten möglich sei. Ebenfalls im Klub der an außerirdisches Leben glaubenden Denker: Galileo Galilei, Johannes Kepler, Immanuel Kant. Letzterer hatte gar die Idee, dass der Geist der Bewohner auf anderen Planeten mit Abstand zur Sonne vollkommener wird, weil die Planeten dann aus immer leichterer Materie bestehen.

    "Independence Day", "Alien", "Krieg der Welten" - im Kino gibt's mehr böse Außerirdische

    Der katholischen Kirche gefielen solche Spekulationen über außerirdisches Leben nicht, schließlich gilt laut Bibel der Mensch als Krone der Schöpfung. Obwohl sie einige Gelehrte, die den Blick zu den Sternen richteten, verfolgte und gar hinrichten ließ, waren deren Ideen nicht totzukriegen. Die Faszination für das Unbekannte da draußen im Universum tauchte dann auch in der Science-Fiction-Literatur auf, 1865 erschien etwa „Von der Erde zum Mond“ von Jules Verne oder 1898 „Krieg der Welten“ von H.G. Wells – ein Buch, das Jahre später in den USA für Aufregung sorgte: Regisseur Orson Welles vertonte 1938 den Roman „Krieg der Welten“ in einer Radiosendung so realistisch, dass zahlreiche Hörerinnen und Hörer wirklich von einer Alien-Invasion ausgingen.

    Der Gedanke an außerirdische Zivilisationen schien also auch im Amerika der 1930er Jahre bereits massenkompatibel geworden zu sein. Das Kino sorgte für Nachschub, denn Außerirdische und das Spiel mit der Angst vor dem maximalen Fremden entpuppten sich als Kassenschlager: „2001 – Odyssee im Weltraum“, „E.T.“, „Alien“, Krieg der Welten“, „Independence Day“, „Men in Black“ … Viel häufiger sind die Außerirdischen dabei böse als gut. Laut Literatur- und Filmwissenschaftler Matthias Hurst steht das Verhältnis bei 9:1.

    Von Däniken würde gerne Aliens begegnen

    Aber zurück nach Interlaken, das sich in einem interplanetarischen Reiseführer zum idyllischen „Must-see“ auf dem Planeten Erde eignen würde. Seen, Berge, hübsche Häuser – hier hat von Däniken auch 2003 den Mystery Park, eine Art Freizeitpark für Ufo-Begeisterte und Antwort-Sucher erbauen lassen, in dem es um die großen Rätsel der Erde gehen sollte. Das Projekt scheiterte, die Besucher blieben aus. So groß war die Faszination für Aliens dann doch nicht. Von Däniken weiß, dass ihn manche Menschen für einen Spinner halten, ihn viele Wissenschaftler nicht ernst nehmen. „Ich habe vollstes Verständnis dafür“, sagt er.

    Handfeste Beweise habe er ja keine für seine Interpretationen und Theorien. Sein größter Wunsch wäre daher, dass ihn mal ein Außerirdischer besucht oder er zumindest mal ein außerirdisches Flugobjekt mit eigenen Augen sehen kann. Er stellt sich die Wesen mehr oder weniger humanoid vor, mit Kopf, Torso, Armen und Beinen. Nach seiner Theorie wären das ja quasi Verwandte. Da draußen könne es aber auch Lebensformen geben, „die kann man sich mit der tollsten Fantasie nicht vorstellen“, sagt von Däniken. Er wäre auch schon glücklich, wenn jemand mal einen Gegenstand fände, in einem Sarkophag etwa, von dem klar sei, er ist nicht von dieser Erde. Dann hätte er endlich einen wissenschaftlichen Beweis für seine Theorie.

    Liam Hemsworth (l) und Jeff Goldblum kämpfen in «Independence Day: Wiederkehr» gegen bösartige Aliens.
    Liam Hemsworth (l) und Jeff Goldblum kämpfen in «Independence Day: Wiederkehr» gegen bösartige Aliens. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Jedoch: keine Sichtung, kein Kontakt. Also befasst sich von Däniken auch mit dokumentierten oder erzählten Begegnungen der anderen Art. Für 92 Prozent der Sichtungen gebe es natürliche Erklärungen, aber bei acht Prozent sei das nicht klar, sagt er. Zu Letzterem zählten auch die Aufnahmen des US-Militärs. Von Däniken geht nun davon aus: „Die Außerirdischen sind wieder da. Keine Sau weiß, wo die herkommen. Die studieren uns und unsere politischen Systeme. Sie haben kein Interesse, uns zu erschrecken, denn sie wissen, wie wir ticken. Die wollen kein Chaos, denn dann können wir nicht kommunizieren. Die wollen, dass wir langsam lernen: Menschen, ihr seid nicht alleine.“

    Für die Menschheit sei das eine Erkenntnis, die Weltbilder umstürze. Die Religion werde viel verlieren, aber auch viel gewinnen. „Alle haben einen Gott, das geht ja nicht verloren – der Geist der Schöpfung bleibt bestehen. Ich bin 86 Jahre alt, ich bete jeden Tag, ich weiß nicht, was Gott ist. Ich bete an den grandiosen Geist der Schöpfung“, sagt von Däniken. Die Existenz von Außerirdischen lehre die Menschen, dass sie als nur eine intelligente Spezies unter anderen im Universum als eine Einheit zusammengehörten: „Das vereint uns: Wir sind die Menschen.“ Das kommt dem sehr nahe, was Barak Obama unlängst in der New York Times etwas vage ausdrückte: „Ich würde hoffen, dass das Wissen, dass es Außerirdische gäbe, die Auffassung der Menschen stärken würde, dass das, was wir alle gemeinsam haben, ein bisschen wichtiger ist.“

    Von Däniken: Die Filme bereiten uns auf die Aliens vor

    Wir sind höchstwahrscheinlich nicht allein im Universum – zu diesem Schluss kommen auch immer mehr Wissenschaftler und sagen das auch. Wie etwa der Harvard-Physik-Professor Avi Loeb, der jüngst mit seinem Buch „Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten“ für Aufsehen sorgte. Solche wissenschaftlichen Positionen freuen von Däniken, damit kann er seine These unterfüttern.

    Er habe aber in den vergangenen Jahren auch unter den Nichtwissenschaftlern einen neuen Trend festgestellt: Viele Menschen seien inzwischen offener für seinen Themenbereich, es gebe weniger Gekicher, mehr Applaus. Besonders im angelsächsischen Raum und in Südamerika. Auch dafür hat er eine Theorie: Der amerikanische Geheimdienst habe in den 1960er Jahren die Devise ausgegeben, jeden lächerlich zu machen, der über Ufos berichtet, damit es keine Panik gebe. Aber im Kino, da ging’s bald Alien-technisch rund. „In Filmen wimmelt es nur so vor Aliens, sie bereiten uns vor“, meint von Däniken. „Natürlich wollen die Filme auch unterhalten oder gruseln. Aber ich habe auch ein paar der Regisseure persönlich kennengelernt, Roland Emmerich, Ridley Scott. Alles nette, sympathische Menschen.“

    Sie hätten ihm gesagt, dass sie sich für Filme wie „Stargate“ oder „Prometheus“ von seinen Büchern inspirieren ließen. Scott bekannte in einem Interview sogar, dass er die von Däniken’sche Veredelungsthese für sehr wahrscheinlich halte. Ihr Schöpfer ist sich auch sicher: Das Medium Film wird für das Verhältnis Mensch – Alien weiter eine Rolle spielen. In 20 Jahren werde es Fernsehsendungen geben, wie man Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen könnte, sagt von Däniken, das werde großartig. Und wenn die Aliens nicht nett sind? Von Däniken winkt ab: Natürlich seien die friedlich, die hätten uns ja sonst schon längst umbringen können.

    Professor Schetsche: "In den letzten zehn bis 20 Jahren hat sich viel verändert"

    Zeit für professionelle Wissenschaft, also geht diese Raumfahrt nun nach Freiburg, ebenfalls pittoresk – und ebenfalls interessanter Ort bei der Suche nach der Wahrheit über Außerirdische. Hier lehrt der Politologe und Soziologe Michael Schetsche an der Albert-Ludwigs-Universität und arbeitet am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene. „In den letzten zehn bis 20 Jahren hat sich viel verändert, da sind die USA Vorreiter“, sagt Schetsche am Telefon. Es geht schon mit dem Namen los. Ufos heißen nun UAP – also nicht mehr unbekanntes Flugobjekt (Unidentified Flying Object) sondern unbekanntes Luftraumphänomen (Unidentified Aeral Phenomenon). „Das ist wie mit Raider und Twix – anderer Name, selber Inhalt“, erklärt Schetsche lachend. Er führt den Wandel in erster Linie aber auf die Forschungsergebnisse in der Astrophysik und Astrobiologie zurück: „Es ist inzwischen Mainstream in der Wissenschaftscommunity: Ja, da draußen wird es was geben.“ Auch die großen Massenmedien würden viel ernster über außerirdisches Leben berichten. Grüne Marsmännchen, das war einmal.

    Was genau sich wissenschaftlich schon getan hat, schreibt Schetsche zusammen mit dem Soziologen Andreas Anton in dem 2020 veröffentlichten Buch „Sie sind da – wie der Erstkontakt mit Aliens unsere Gesellschaft verändern könnte“ (Komplett Media, 240 Seiten, 25 Euro). Darin geben die Autoren einen breiten Überblick über Erkenntnisse der Exosoziologie, also die Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen – sie schreiben von der Signalsuche mit Radioteleskopen im Rahmen der Programme für „Search for Extraterrestrial Intelligence“ (kurz: Seti), von der Suche nach außerirdischen Artefakten (Search for Extraterrestrial Artefacts: Seta) und auch davon, welche Signale und Botschaften der Mensch schon in den Weltraum zu anderen Planeten geschickt hat, kurz: Meti (Messaging to Extraterrestrial Intelligence). Schetsche und Anton lösen auch die Drake-Gleichung, die der Astrophysiker Frank Drake 1961 aufgestellt hat, um die Zahl technisch entwickelter außerirdischer Zivilisationen in unserer Galaxis abzuschätzen: Der Mittelwert für die Milchstraße lautet demnach 56.

    Ein Außerirdischer in einem Erlebniszentrum in Roswell im US-Bundesstaat New Mexico.
    Ein Außerirdischer in einem Erlebniszentrum in Roswell im US-Bundesstaat New Mexico. Foto: Bryan Smith, dpa

    Aber nachdem vier der sieben Parameter der Gleichung nur schwer zu bestimmen seien, sage die Zahl eigentlich nicht viel aus. Schetsche sagt es lieber so: „Es ist wahrscheinlich, dass es andere Zivilisationen gibt, definitiv wissen wir das aber nicht.“ Das Universum sei so groß, Abermilliarden mal Abermilliarden von Sternen und Planeten. Viel Raum für Spekulationen und Hypothesen – aber Schetsche ist niemand, der sich darauf einlässt, für ihn zählen nur positive wissenschaftliche Beweise, kein Ausschlussprinzip. „Ich kenne von Däniken persönlich, aber ich bin skeptischer als er“, sagt er und schiebt nach: „Man darf nicht unterschätzen, was er gemacht hat, er hat die Möglichkeit eines Kontakts mit Außerirdischen in die öffentliche Debatte gebracht.“ Dafür müsse man ihm dankbar sein.

    Von Däniken habe spannende Thesen geliefert, über die man nachdenken könne und die auch die wissenschaftliche Debatte weitergebracht hätten, sagt Schetsche, der sich in der Forschung weniger Dogmatismus und mehr Offenheit für neue Denkansätze wünscht. Weniger weglächeln, mehr nachdenken also. Wobei sogenannte Ridikülisierung, das Lächerlichmachen, ein Teil der Programmatik sei, da habe von Däniken recht. „Es gab wirklich Desinformationskampagnen, bei denen es aber nicht um Außerirdische ging, sondern darum, ob fremde Mächte überlegene Fluggeräte haben.“ Viele Menschen hätten aber auch die Tendenz, dass sie Witze über etwas machen, das sie sich nicht erklären können. Wir Menschen, wir lachen offenbar lieber über etwas, als dass wir uns ängstigen.

    Nur noch eine Frage der Zeit, bis es wirklich Kontakt gibt

    Was den Schwenk zu mehr Ernsthaftigkeit in der Debatte um außerirdisches Leben ausgelöst hat, weiß Schetsche nicht. Er ist sich aber sicher: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, um sich mit Außerirdischen zu beschäftigen, seien heute so günstig wie schon lange nicht mehr. Daher sei es wichtig, dass sich die Menschheit nun auf den Kontakt mit Außerirdischen vorbereitet – denn es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis dieses Szenario auch eintrete. Also statt „Ist da was?“ lieber nach dem „Was wäre, wenn?“ fragen.

    Den Fall der Fälle hat er im Buch durchgespielt. Zukunftsforscher nennen das ein Wildcard-Szenario, ein unerwartetes Ereignis, das mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit eintreten wird, aber sehr starke Veränderungen nach sich ziehen würde. Ein Atomunfall, eine Pandemie … – oder eben Kontakt mit Außerirdischen. In „Sie sind da“ beschreibt der Soziologe verschiedene Szenarien und schildert, wie sich die Menschen verhalten werden. Wird ein Signal empfangen, ändere das auf der Erde nichts Großes, vorausgesetzt, es sei weit genug weg und nähere sich nicht. Ein Artefakt berge ein größeres Konfliktpotenzial auf der Erde, weil deswegen kriegerische Konflikte entstehen könnten: „Für alle, die denken, Gott hat die Menschen auf der Erde geschaffen, für die wäre ein außerirdisches Artefakt unangenehm.“

    Panik und Konflikte wären nicht ausgeschlossen

    Am kompliziertesten könnte die Lage sein, wenn sich Raumschiffe wirklich nähern. In diesem Fall ist Schetsche pessimistischer als von Däniken: Panik und Konflikte seien unter Menschen in der technologisierten gelangweilten Welt nicht auszuschließen. Er denkt auch nicht, dass eine Kommunikation so einfach möglich wäre – das würde ja voraussetzen, dass die Aliens ähnliche Rezeptoren hätten. Augen und Mund etwa. Was aber, wenn die sich etwa über Pheromone verständigen? „Dann würde der Hund vielleicht bellen, aber wir bekommen sonst nichts mit und könnten auch nicht kommunizieren“, sagt Schetsche.

    Er hält auch nichts von der Vermenschlichung der Außerirdischen, wie es in Science-Fiction-Geschichten getan werde. Die Schriftsteller würden da auf Vertrautes zurückgreifen, um eine unvorstellbare außerirdische Lebensform zu beschreiben. „Die Idee ‚zwei Arme, zwei Beine, ein Kopf mit zwei Augen‘ ist die unwahrscheinlichste überhaupt“, sagt Schetsche. Und: „Wir müssen uns auch von Bildern aus Science-Fiction-Filmen verabschieden, dass tentakelige Wesen kommen. Das wird nicht sein.“ Für viel wahrscheinlicher hält er, dass eine Künstliche Intelligenz (KI) die Erde besuchen werde, weil Lebewesen, die auf Planeten entstanden sind, nicht für die Reise durch das riesige Universum gemacht seien. „Für eine KI wäre das egal.“

    Schetsche: In unserem Weltbild haben Außerirdische Platz

    Und die UAPs in den USA? Der Geheimreport? „Man muss das stark trennen davon, dass es sich um etwas Außerirdisches handelt“, sagt Schetsche. Das sei nur eine von vielen Hypothesen für diese Anomalien. Es könnten Außerirdische sein, es gibt aber keine Hinweise darauf – das werde beim Report herauskommen, wie bereits durchgesickert sei. Schetsche ist sich sicher: Mit der Veröffentlichung dieser Informationen wird sich nichts ändern, unser Weltbild wird nicht kollabieren, da hätten Außerirdische Platz. Wir wurden durch Science-Fiction darauf vorbereitet, dass wir nicht allein im Universum sind. „Solange man das alles aber definitiv nicht weiß, sollten wir uns um irdische Probleme kümmern“, sagt er. Das Thema bleibe jedenfalls spannend, Das Thema bleibe jedenfalls spannend, weil nicht der ganze Report veröffentlicht werde. „Glücklicherweise bleibt uns der Raum des Mystischen erhalten“, sagt Schetsche lächelnd, „sonst wäre es ja langweilig.“

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