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Literatur: Tipps unserer Redaktion: Das sind die zehn besten Bücher für den Herbst

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    Wir stellen die zehn besten Bücher für den Herbst vor.
    Wir stellen die zehn besten Bücher für den Herbst vor. Foto: Adobe Stock

    Die Tage werden kürzer, das Wetter nebeliger, die Temperaturen sinken. Beste Lesewetter also. Unsere Kultur- und Journalredaktion hat sich durch die Neuerscheinungen des Herbstes gewühlt und stellt Ihnen an dieser Stelle ihre zehn Favoriten vor. Die ausführlichen Kritiken haben wir für Sie verlinkt.

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    Michael Köhlmeiers "Matou“ ist ein Schmöker im allerbesten Sinne. Die Titelfigur ist ein Kater, der zu sprechen, zu lesen und zu schreiben gelernt hat und nun auf seine sieben Leben zurückblickt – von der Französischen Revolution bis ins Heute. Er versucht, aus all seinen Erfahrungen heraus die Menschen zu verstehen – wenn das mal kein interessantes Unterfangen ist! Auf fast 1000 Seiten wird beim großen Erzähler Köhlmeier daraus eine Mischung aus historischem Roman, fantastischer Abenteuergeschichte und philosophischer Untersuchung. Das ist sehr viel, vielleicht zu viel – aber ein so reiches Buch bekommt man auch nicht alle Tage in die Hände. Ein Geschenk für lange Herbst- und Winterabende. Zur Rezension.

    „Im Menschen muss alles herrlich sein“ heißt dieser Roman, ein Tschechow-Zitat.
    „Im Menschen muss alles herrlich sein“ heißt dieser Roman, ein Tschechow-Zitat. Foto: AZ

    Ein Tschechow-Zitat liefert den Titel für den Roman "Im Leben muss alles herrlich sein" von Sasha Marianna Salzmann, in dem sie die Lebenswege zweier Emigrantinnen und ihrer Töchter beschreibt und dabei von der Sprachlosigkeit zwischen den Generationen erzählt. Von einem Garten in Sotschi, in dem ein kleines Mädchen in den 70er Jahren mit seiner Großmutter Haselnüsse erntet, bis hin zu einem 50. Geburtstagsfest in Jena in der Jetztzeit reicht der Bogen. Die Töchter wollen von der Geschichten der Mütter nichts mehr hören - aber Sasha Marianna Salzmann erzählt sie in diesem poetischen Roman genau auf die Art und Weise, dass man nicht genug davon bekommen kann. Zur Rezension.

    Peter Stamm hat mit "Das Archiv der Gefühle" eine zeitlose Geschichte verfasst, die allerbestens in diese Corona-Zeit passt, selbst wenn er die Pandemie nur am Rande erwähnt.
    Peter Stamm hat mit "Das Archiv der Gefühle" eine zeitlose Geschichte verfasst, die allerbestens in diese Corona-Zeit passt, selbst wenn er die Pandemie nur am Rande erwähnt. Foto: AZ

    Peter Stamm – Schweizer Chronist von oft auf sich selbst zurückgeworfene Menschen – hat mit "Das Archiv der Gefühle“ eine zeitlose Geschichte verfasst, die allerbestens in diese Corona-Zeit passt, selbst wenn er die Pandemie nur am Rande erwähnt. Der Protagonist, Ich-Erzähler in den 50ern, ist ein einsamer Mensch. Sein Job als Archivar verortete ihn ohnehin am Rande der Aufmerksamkeitsgrenze, nun ist dieser Job weg und es bleibt sein Archiv, betrieben für sich selbst. Die wichtigste Akte darin ist die seiner Jugendliebe Franziska, heute eine gefeierte Sängerin. Der Archivar archiviert ihr Leben mit einer Akribie, die an Stalking erinnert. Zur Rezension.

    Wie ein uralter Stoff neues Leben bekommen kann, wie er durch und durch Gegenwart wird, ohne seine Ursubstanz zu verlieren, das zeigt die Schriftstellerin Felicitas Hoppe in ihrem neuen Roman "Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm“. Munter vermengt sie die verschiedenen Erzählebenen, hier der Mythos, dort als heutiger Schauplatz eine Aufführung der Wormser Nibelungen-Festspiele, dazu Anleihen des berühmten Fritz-Lang-Stummfilms und als Zwischenspiele Interviews mit den Nibelungen-Darstellern, die ihre Rollen analysieren. Zur Rezension.

    Von der ganzen grauenhaften Brutalität einer Vergewaltigung zu erzählen, ohne das Geschehen selbst in Worte zu fassen, wie das allein Antje Rávik Strubel in ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Blaue Frau“ gelingt, nötigt einem schon Bewunderung ab.
    Von der ganzen grauenhaften Brutalität einer Vergewaltigung zu erzählen, ohne das Geschehen selbst in Worte zu fassen, wie das allein Antje Rávik Strubel in ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman „Blaue Frau“ gelingt, nötigt einem schon Bewunderung ab. Foto: AZ

    Acht Jahre hat Antje Rávik Strubel am Roman "Blaue Frau" geschrieben. Auch, weil sie Pausen brauchte vom Thema. Sie schildert die Odyssee einer jungen Tschechin, die nach einer brutalen Vergewaltigung in Helsinki strandet, dort versucht, die brüchige Welt und sich selbst wieder zu fassen zu bekommen. Wie Strubel diesen schweren Stoff in eine schwebende Prosa verwandelt, zu einem so zarten, feinen, anspielungsreich-literarischen Werk über Macht und Ohnmacht, Ost und West, zählt zu den nachdrücklichsten Leseerfahrungen dieses Bücherherbstes. Zur Rezension.

    Die Geschichte von „Das Dämmern der Welt“, führt Werner Herzog dorthin zurück, wo sein eigener Legendenstatus mitbegründet wurde.
    Die Geschichte von „Das Dämmern der Welt“, führt Werner Herzog dorthin zurück, wo sein eigener Legendenstatus mitbegründet wurde. Foto: AZ

    Bei Werner Herzogs "Das Dämmern der Welt“ kommen zwei überzeugende Elemente zusammen. 1. Eine unglaubliche, tatsächlich geschehene Geschichte: Ein japanischer Soldat, der einen Guerilla-Kampf gegen die USA 1944 auf der kleinen Insel Lubang führte und das Ende des Weltkrieges nicht mitbekam – und also noch fast 30 Jahre lang, verborgen im Dschungel, seinen Feldzug fortsetzte. 2. Mit der Regie-Legende Werner Herzog ein Autor, der nicht noch mehr daraus zu machen versucht, sondern sich poetisch in diese Lage hineinversetzt. Zur Rezension.

    In "Crossroads" geht es um Kreuzungen, Scheidewege und den weiteren Weg.
    In "Crossroads" geht es um Kreuzungen, Scheidewege und den weiteren Weg. Foto: AZ

    Wieder ein Familienroman, genauer ein Familienleidensroman, den der amerikanische Bestsellerautor Jonathan Franzen mit "Crossroads" vorlegt. Diesmal geht es um die Hildebrandts, eine Pfarrfamilie, die in den 70er Jahren in einem Vorort von Chicago lebt. Und natürlich um Crossroads, Kreuzungen, Scheidewege, an denen man auch den Fluchtweg wählen kann - zum Beispiel aus einer Ehe heraus. Ständig aber wird mit der Frage und mit Gott gerungen: Gut oder böse? Irre gut auf jeden Fall, wie Franzen in ein Pfarrhaus sieht und daraus ein solches Epochenbild zieht. Zur Rezension.

    Den 1957 in Paris geborenen und bis heute dort lebenden Hervé Le Tellier kannten trotz zahlreicher Veröffentlichungen bislang fast nur Experten.
    Den 1957 in Paris geborenen und bis heute dort lebenden Hervé Le Tellier kannten trotz zahlreicher Veröffentlichungen bislang fast nur Experten. Foto: AZ

    Herve Le Telliers "Die Anomalie“ ist der wohl beste Bestseller dieser Buchsaison, ein Werk, das nach dem renommierten Prix Goncourt in Frankreich nun zu Recht seinen Siegeszug um die Welt antritt. Erzählt wird von einem mysteriösen Ereignis, bei dem ein Passagierflugzeug von Paris nach New York in eine Gewitterfront gerät und danach gleich zweimal landet – mit 110 Tagen Zeitunterschied, aber exakt denselben Menschen an Bord. Diese plötzlich vielfache Doppelgänger-Konstellation nutzt Le Tellier nicht nur zu berührenden wie spannenden Geschichten, sondern auch zu klugen Überlegungen zu der Frage, was ein solches Geschehnis für unser Bild der Welt und der Wirklichkeit bedeutet. Zur Rezension.

    Elizabeth Kolbert ist eine (etwa mit dem Pulitzer-Preis) ausgezeichnete Journalistin des New Yorker, der es schon mal gelungen ist, das bei Experten erfragte Fachwissen so plastisch zu verarbeiten, dass einem vor Klarheit fröstelt.
    Elizabeth Kolbert ist eine (etwa mit dem Pulitzer-Preis) ausgezeichnete Journalistin des New Yorker, der es schon mal gelungen ist, das bei Experten erfragte Fachwissen so plastisch zu verarbeiten, dass einem vor Klarheit fröstelt. Foto: AZ

    Elizabeth Kolbert hat schon mit „Das sechste Sterben“ eindrucksvoll das verheerende Wirken des Menschen auf der Erde beschrieben. Mit "Wir Klimawandler“ legt die US-Journalistin nun ein ebenso erhellendes Werk nach, über das sie selber sagt: „In diesem Buch geht es um Menschen, die Probleme zu lösen versuchen, die Menschen beim Versuch, Probleme zu lösen, geschaffen haben.“ Sie erzählt eindrücklich an Beispielgeschichten aus aller Welt, wie uns die Natur, die wir durch unsere Eingriffe selbst geprägt haben und deren Allmacht wir dennoch nicht entkommen, nun in der Bedrohung, die sie dadurch für unsere Zukunft geworden ist, vor die Frage stellt: Können wir uns nur retten, wenn wir die Umwelt einfach immer weiter umzubauen versuchen? Oder führt uns das erst recht ins Verderben? Zur Rezension.

    Die Illustratorin und Autorin Lena Zeise erzählt in ihrem Sachbilderbuch „Balto & Togo" eine Heldengeschichte mit Tieren.
    Die Illustratorin und Autorin Lena Zeise erzählt in ihrem Sachbilderbuch „Balto & Togo" eine Heldengeschichte mit Tieren. Foto: AZ

    Im Winter 1925 breitet sich in der kleinen Stadt Nome in Alaska die Diphterie aus. Abgeschnitten von der Außenwelt kann das dringend nötige Anti-Toxin nur mit Hundeschlitten in den entlegenen Ort transportiert werden. Die Illustratorin und Autorin Lena Zeise erzählt davon in ihrem Sachbilderbuch "Balto & Togo. Dramatische Rettung in Eis und Schnee“ und stellt hier zwei der legendären Schlittenhunde in den Mittelpunkt. Hautnah erleben die Leserinnen und Leser in Zeises Bildern die Stürme, die Dunkelheit, die Polarlichter und bekommen eine Ahnung von der Beschwerlichkeit dieses Unterfangens in Eis und Schnee. Zur Rezension.

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