Maite, Sie haben zwei Teenagertöchter und eine Sechsjährige. Wie läuft es mit dem Homeschooling?
Maite Kelly: Wenn’s um Technik geht, bin ich eine Katastrophe. Aber ich weiß immerhin jetzt, wie Zoom funktioniert, das haben meine Kinder mir beigebracht. Also mit der Kleinen klappt es gut und die beiden Großen sind Gott sei Dank sehr selbstständig. Die sagen höchstens mal „Mama, geh bitte, du machst alles nur noch schlimmer“. Meine Mädchen sind kleine Streberinnen – genau wie ich damals eine war.
Maite Kelly von Kelly-Family: "Ich habe für uns alle gekocht, 18 Leute"
Dabei habt ihr Kellys von außen doch immer wie ein liebenswert chaotischer Hippie-Haufen gewirkt.
Kelly: Na ja, jeder hatte seine Aufgaben und ohne Disziplin wäre das alles nicht möglich gewesen. Als wir noch Straßenmusik gemacht haben, habe ich für uns alle gekocht, für 18 Leute. Und später, als wir in ganz Europa Konzerte spielten, war ich für die Kostüme verantwortlich, habe gebügelt und alles hingelegt. Zum Glück war ich eine harte Arbeiterin.
Dann ist das heute also ein Klacks für dich?
Kelly: Nein, ein Klacks ist es nie. Als Mutter von drei Kindern und mit meiner Arbeit muss ich wie jede andere Mama vorausschauend planen. Man muss sehr organisiert und pragmatisch sein in dieser Krise. Ich fange lieber zu früh an als zu spät. Meine Straßenkindheit war eine gute Schule für mein Leben heute.
Wie meinen Sie das?
Kelly: Erfolg fliegt einem nicht zu. So eine Karriere, das bedeutet Unermüdlichkeit und Fleiß. Es gehört aber auch dazu, zu wissen, wie man seine Kräfte einteilen muss.
Was sind deine Entspannungsmethoden?
Kelly: Sport, ein heißes Bad und gute Ernährung. Ich habe meine Spa-Rituale und bade zum Beispiel gern mit ätherischen Ölen. Und Sport ist immer ein ganz wichtiger Ausgleich.
Tanzen, Laufen, Kampfsport, Yoga, Ballett - das Sportprogramm von Sängerin Maite Kelly
Welche Art von Sport machen Sie?
Kelly: Tanzen, Laufen, Kampfsport, Yoga, Ballett – der Körper ist sehr vielfältig und deshalb versuche ich, ihn möglichst ganzheitlich zu trainieren. Es kommt auch immer drauf an, was ich gerade brauche. Vor einer Tournee gehe ich viel laufen und singe dabei, um die Kondition hochzuschrauben. Neulich habe ich so gelacht, als ich gesehen habe, wie Miley Cyrus auf dem Laufband rennt und dabei ihre Stimme trainiert. Miley macht das also auch so. Während einer Tournee mache ich eher Yoga und Krafttraining.
Welchen Kampfsport betreiben Sie?
Kelly: Thaiboxen. Als junges Mädchen habe ich das vier Jahre lang mit meinen Brüdern gemacht. Das haut richtig gut rein und tut mir gut.
Mindestens so facettenreich wie dein Sportprogramm ist auch Ihr neues Album „Hello!“ Musikalisch fällt auf, dass es nicht nach deutschem Schlager, sondern eher nach einer internationalen Pop-Produktion klingt.
Kelly: Die Kompositionen und die Arrangements so hochwertig wie möglich zu machen, ist mir tatsächlich sehr wichtig. Ich mache zwar Schlager, aber der Ansporn ist es, für Qualitätslieder zu stehen. Das heißt, für Lieder, die einfach zugänglich sind und simpel wirken, die du aber auch nach dreitausendmaligem Hören noch gernhast.
Sängerin der Kelly-Family:"Jedes Album ist eine Tür in meine Welt und in mein Herz"
Sie schreiben die Songtexte überwiegend selbst. Worauf achten Sie dabei besonders?
Kelly: Jedes Album, das ich schreibe, ist eine Tür in meine Welt und in mein Herz. Meine Musik ist nicht effizienzgesteuert. „Hello!“ ist ein Album der Gefühle, ein Album der Sehnsucht. Sie handeln von der Seele, der Sinnlichkeit und der Leidenschaft. Bei aller Leichtigkeit der Musik spürst du zwischen den Zeilen, wie sehr ich es möchte, dass die Zuhörer sich in diesen Songs selbst erkennen, dass sie tief in sich hineinhorchen und auch hineinschauen.
Wie kam es zur Sehnsucht als zentralem Thema auf dem Album?
Kelly: Einfach, weil ich eine klare Ehrlichkeit wollte. Ich bin 41 Jahre alt und habe eine unglaubliche Gelassenheit in meinem Leben erreicht. Ich denke, ich bin mittlerweile erwachsen. Ich lasse den Gefühlen freien Lauf und stehe zu allen meinen Emotionen. Die Sehnsucht macht mir keine Angst. Im Gegenteil. Ich umarme sie als einen Teil von mir.
Von Ängsten handelt indes das Stück „Von Mal zu Mal“.
Kelly: Das stimmt. In dem Song spreche ich über dunkle Momente. Ich umarme auch die Angst. Sie ist wichtig, um die Zuversicht zuzulassen.
Muss man im Leben das Dunkle kennen, um auch das Helle wertzuschätzen?
Kelly: Ich bin da nicht so sicher, dass man erst in der Hölle landen muss, um den Himmel zu genießen. Als Katholikin denke ich so nicht. Aber wer ein Leben ohne Schatten sucht, der sucht vergeblich. In jedem Leben gibt es auch Enttäuschungen, Abschiede, Trauer und Herausforderungen. Wenn du jedoch immer darauf wartest, dass das Licht von außen kommt, dann verpasst du die Chance, selbst ein Lichtbringer zu sein.
"Ohne die vielen weiblichen Laien gäbe es die Kirche in dieser Form nicht"
Sollten Frauen in der katholischen Kirche deiner Ansicht nach generell eine größere Rolle spielen?
Kelly: Frauen spielen in der katholischen Kirche die größte Rolle. Ohne die vielen weiblichen Laien gäbe es die Kirche in dieser Form nicht. Wir sind die Säulen.
Aber halt nicht in Führungspositionen.
Kelly: Das wird sich schon von ganz alleine ergeben. Auch in anderen Bereichen hat es ja lange kaum weibliche Führungskräfte gegeben. Aber die Gesellschaft verändert sich. Ich stimme dir jedoch nicht zu, es gibt in der Geschichte der katholischen Kirche Ordensgründerinnen sowie zahlreiche weibliche Heilige, die nicht genug zum Vorschein kamen.
Sie sitzen in der nun zu Ende gehenden Staffel in der Jury von DSDS. Würden Sie in einer solchen Castingshow als Teilnehmerin mitmachen, wenn Sie heute ein Teenager wären?
Kelly: Ich glaube schon. Niemand hat etwas zu verlieren, schon gar nicht, wenn man jung ist. Und tatsächlich habe ich nach der Kelly Family jahrelang an Castings teilgenommen, ich habe ja lange im Musicalbereich gearbeitet. Ich finde es nur wichtig, den jungen Menschen nichts vorzumachen. Showbusiness ist ein Knochenjob. Kelly Family war harte Arbeit, doch danach wurde es noch viel härter. Den Regisseuren, die mich kritisch und hart gefordert, aber auch gefördert haben, bin ich heute dankbar.
Wie sehr freuen Sie sich eigentlich dieses Jahr auf Ostern?
Kelly: Wir lieben Ostern. Es sind Tage voller Rituale. Meine Kinder und ich werden virtuell die heilige Messe feiern und dann alle zusammen die Eier suchen, die ich im Garten versteckt habe.
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