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Rock'n'Roll: Dizzy Reed von Guns N’Roses spricht über neue Projekte

Rock'n'Roll

Dizzy Reed von Guns N’Roses spricht über neue Projekte

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    Als Darren „Dizzy“ Reed aus Cleveland, inzwischen 54, vor 28 Jahren zu Guns N’ Roses stieß, waren die bereits Stars – eroberten dann mit dem Doppelalbum „Use Your Illusion“ aber endgültig die Rockwelt.
    Als Darren „Dizzy“ Reed aus Cleveland, inzwischen 54, vor 28 Jahren zu Guns N’ Roses stieß, waren die bereits Stars – eroberten dann mit dem Doppelalbum „Use Your Illusion“ aber endgültig die Rockwelt. Foto: afp

    Haben Sie jetzt Ihre Soloplatte gemacht, weil es von Guns N’Roses in nächster Zeit nichts Neues geben wird?

    Dizzy Reed: Nein, das hat nichts miteinander zu tun! Wir haben viele neue Guns N’Roses-Songs in der Schublade liegen. Die werden wir eines Tages sicher veröffentlichen.

    Wird es jemals eine neue Platte von Guns N’Roses geben?

    Reed: Das hoffe ich. Diese Frage habe ich in den letzten Jahren schon tausendmal gehört. Ich kann darauf keine befriedigende Antwort geben. Da ich aber ein optimistischer Mensch bin, gehe ich davon aus, dass es eines Tages so weit sein wird.

    Entwickelt sich die Musik von Guns N’Roses ständig weiter?

    Reed: Ich glaube, wenn dem nicht so wäre, würde es die Band wahrscheinlich nicht mehr geben. Aber es ist genauso wichtig, dass die Songs, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, so stark sind, dass wir sie heute noch spielen können. Uns ist schon wichtig, dass wir nicht stagnieren. Wer sich nicht weiterentwickelt, kann auch nicht relevant sein.

    Dizzys Soloalbum lehnt sich an Guns N’Roses an

    Die Musik auf Ihrem Soloalbum klingt sehr nach Guns N’Roses. Ein Zufall?

    Reed: Ich wollte eine Platte machen, die sich an der Musik orientiert, die mich schon immer beeinflusst hat und mit der ich aufgewachsen bin. Meine erste Band hatte ich mit zwölf. Ich war der Leadsänger, weil ich zufällig als Einziger ein Mikrofon besaß. Diese Musik wird „Classic Rock“ genannt. Das kann ich wahrscheinlich am besten.

    Wie fühlt es sich an, für ein Album allein verantwortlich zu sein?

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    Guns N‘ Roses spielen am Dienstagabend in München - mit Axl Rose und Slash. Wir zeigen den Aufstieg, Fall und die Rückkehr der Band in Bildern.

    Reed: Ein zweischneidiges Schwert: Man hat viele Freiheiten, aber auch viel Druck. Angefangen habe ich die Platte vor zehn Jahren. In der ganzen Zeit hatten Guns N’Roses Priorität. Wenn wir auf Tour waren, lag mein Soloprojekt brach.

    Hat man als Rockstar nicht alle Möglichkeiten der Welt?

    Reed: (lacht) Wenn ich alle Möglichkeiten hätte, würden wir dieses Interview in einem Jumbojet machen. Das wäre cool! Ich habe etliche Plattenfirmen kontaktiert in der Hoffnung, einen Deal an Land zu ziehen. Aber so einfach ist es nicht mehr.

    Die Platte heißt „Rock’n’Roll Ain’t Easy“. Ist es heutzutage wirklich so schwer, Platten zu machen?

    Reed: Im Titel steckt auf jeden Fall viel Wahrheit, aber er ist natürlich auch ironisch gemeint. Rock ’n’ Roll-Musiker ist kein leichter Job. Wenn du erst einmal erfolgreich bist, wirst du feststellen, dass alles nur noch schwerer wird. Denn du willst ja auf derselben Stufe bleiben oder noch besser werden. Was diesen Job wirklich ausmacht, kann man eigentlich gar nicht in einem einzigen Song ausdrücken.

    Sex, drugs and Rock ’n’ Roll: Ist das wirklich so?

    Das Klischee lautet, dass Rockstars ein Leben voller Sex und Drogen führen.

    Reed: Einige tun es tatsächlich, glaube ich. Das Beste ist, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Es ist schließlich nur Rock ’n’ Roll.

    Warum benehmen sich so viele Musiker selbstzerstörerisch?

    Reed: Wir Musiker leben in einer Umgebung, in der wir tun und lassen können, was wir wollen. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Plattenfirmenmensch zu mir gesagt hätte: „Hör sofort auf zu feiern oder du wirst gefeuert!“ Für jeden anderen Menschen hätte solch ein Verhalten Konsequenzen, aber für unsereins nicht. Leider gehen viele Musiker zu weit mit der Selbstzerstörung. Man sollte auch wissen, von wem man sich besser fernhält. Das ist gesünder.

    Ist bei einer Tour von Guns N’Roses Alkohol erlaubt?

    Reed: Ja. Ich achte aber schon auf meine Gesundheit, man wird ja nicht jünger und das viele Herumreisen fordert seinen Tribut. Dennoch trinke ich immer noch sehr gerne eiskalten Jägermeister, Mann! Er ist gut für die Seele.

    Auf Ihrer Platte sind Musiker von Bands wie Queens Of The Stone Age, Thin Lizzy und No Doubt zu hören. Haben Sie auch Ihre Bandkollegen von Guns N’Roses gefragt?

    Reed: Alle, die in den letzten zehn Jahren bei Guns N’Roses gespielt haben, sind auf der Platte zu hören. Sie waren so nett, vorbeizuschauen und mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen. Axl Rose ist nicht dabei.

    Bei Guns N’Roses war schon immer Bewegung

    Durch die ständigen Besetzungswechsel spielten bis heute 22 Musiker bei Guns N’Roses. Sie sind neben Axl das beständigste Bandmitglied. Wie kommt das?

    Reed: Axl gab mir eine Chance, als ich jung war. Wir kennen uns seit 1985. Als Guns N’Roses die „Use Your Illussions“-Alben aufnahmen, hatte Axl eine Vision. Und dazu gehörte ein Keyboarder. Er hörte mich spielen und mochte meinen Stil. Ich machte damals rootsorientierten, bluesigen Rock ’n’ Roll. In L.A. gab es nicht viele Keyboarder wie mich. Axl stand zu seinem Wort, und so kam es, dass ich an den „Use Your Illussions“-Alben mitwirkte und bis heute bei ihm geblieben bin.

    Was haben Sie gemacht, bevor Sie Profimusiker wurden?

    Reed: Ich war auf dem Bau. Ich war Gärtner. In der ganzen Zeit habe ich nicht aufgehört Gigs zu spielen. Als ich schließlich in den 80er Jahren nach L.A. kam, um mit einer Band Musik zu machen, mussten wir feststellen, dass es hier bereits 10000 andere Bands gab. Es war hart, einen Fuß in die Tür zu bekommen, aber wir haben uns den Arsch aufgerissen. Es half nichts, denn in den ersten fünf Jahren kam so gut wie kein Geld rein. Bis ich schließlich bei Guns N’Roses einstieg.

    Axl Rose, die Diva bei Guns N’Roses?

    Axl Rose hat den Ruf, sehr schwierig zu sein. Wie gehen Sie mit dieser unberechenbaren Diva um?

    Reed: Die meisten Leute, die so etwas behaupten, haben gar nicht das Recht dazu, denn sie kennen Axl ja gar nicht. Ich kann nur sagen, dass er ein guter Freund von mir ist. Ich bin sehr glücklich und stolz, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Axl Rose ist einer der professionellsten und am härtesten arbeitenden Musiker, die ich kenne. Und einer der lustigsten. Jedes Mal, wenn wir zusammen auf die Bühne gehen, erzählt er Witze. Das ist Axl Rose.

    Wie fühlt es sich an, jetzt mit Guns N’Roses zu spielen, wo Slash und Duff wieder mit von der Partie sind?

    Reed: Fantastisch! Die Besetzung, die wir jetzt haben, ist die ultimative. Wirklich cool. Nicht nur für die Fans, auch für uns selbst. Ich will so viele Shows spielen wie möglich. Ich hoffe, diese Tour wird niemals enden. Für mich ist es schöner, rauszugehen und zu arbeiten als untätig herumzusitzen. Aber vom Rock ’n’ Roll zu leben ist nicht leicht. Es wird sogar immer schwerer.

    Worauf sind Sie heute besonders stolz?

    Reed: Auf meine vier tollen Kinder, meine wundervolle Frau Nadja und meinen Enkel, der übrigens in Berlin lebt. Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Und ich freue mich, dass ich von der Musik noch immer leben kann.

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