Wieder spiegeln die Protagonisten die Befindlichkeiten und Veränderungen unseres Landes. Sie sind in den 1990ern angelangt: Christian Kirsch hat den Aufstieg in die Honoratiorenwelt seiner Stadt geschafft und es zum angesehenen Juristen gebracht. Er steht vor seiner Beförderung zum Leitenden Oberstaatsanwalt, frönt seiner Lust am Lyrikschreiben und dem Genuss edler Weine, hat eine vorzeigbare Frau und wohnt in geschmackvollem Ambiente. Korrekt bis in die Fingerspitzen zeigt er - in angemessener Form, versteht sich - seine Abneigung gegen fremdenfeindliche Gesinnungen. Ausgerechnet gegen seinen einzigen Sohn Rudi, den Schulabbrecher und Nichtsnutz, wird wegen ausländerfeindlicher Umtriebe ermittelt. Christian stürzt in den größten Konflikt seines Lebens. Hurt, selbst Jurist, schreibt in einer präzisen Sprache, in der jedes Wort sitzt wie in einer Urteilsbegründung. Er seziert Charaktere genauso wie er gesellschaftliche Fassaden durchsichtig macht.
(Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 351 S., Euro 9,90, ISBN 978-3-423-13771-3)