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Hochhuth unterliegt vor Gericht

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Hochhuth unterliegt vor Gericht

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    Hochhuth unterliegt vor Gericht
    Hochhuth unterliegt vor Gericht Foto: DPA

    Der Dramatiker ("Der Stellvertreter") ist am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht damit gescheitert, mit einer Einstweiligen Verfügung die Aufführung seines Stückes "Sommer 14 - Zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs" in eigener Regie am Berliner Ensemble während der Theaterferien noch im August durchzusetzen.

    Eine nähere Begründung des Gerichts lag zunächst nicht vor, doch wurde während der Verhandlung die Ansicht des Richters deutlich, dass Hochhuth nicht alle vertraglichen Voraussetzungen für sein geplantes Gastspiel erfüllt habe. Der Dramatiker war selbst vor Gericht erschienen, Peymann ist wegen der Theaterferien noch in Urlaub.

    "Sommer 14" war von Peymann, der heute in Berlin das ehemalige Brecht-Theater am Schiffbauerdamm leitet, 1988 während seiner Intendanz am Burgtheater für eine Uraufführung an der Wiener Bühne in Auftrag gegeben worden. Die Premiere 1990 im Akademietheater der Burg inszenierte der Brite Robert David MacDonald.

    Juristisch hatte sich Hochuth im Rechtsstreit mit Peymann gute Chancen ausgerechnet. Er ist über die von ihm gegründete Ilse- Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Immobilie des Theaters, das er an das Land Berlin Berlin vermietet hat. Peymann ist quasi der Untermieter. Ein Vertrag sichert Hochhuth das Recht zu, alljährlich im Oktober sein Vatikan-Drama "Der Stellvertreter" und während der Theaterferien eine andere Inszenierung am Berliner Ensemble zu zeigen, was er allerdings rechtzeitig anmelden muss. Peymann und der Anwalt des Landes Berlin, Peter Raue, argumentierten, dass Hochhuth sein Projekt jedoch nicht vertragsgemäß angemeldet habe und außerdem im Theater in den Sommerferien dringend notwendige Umbauarbeiten stattfänden. Eine zuvor vom Richter vorgeschlagene gütliche Einigung war nicht zustande gekommen. So hatte die Gegenseite ihm die Probebühne des einstigen Brecht-Theaters für einen späteren Zeitpunkt angeboten.

    "Ich will keine gütliche Lösung, ich will meinen Vertragspartner kündigen, weil er mich hängen lässt und sich nicht in der Lage sieht, mir die Schlüssel zu meinem Gebäude zu geben", sagte Hochhuth nach der Gerichtsverhandlung vor Journalisten. "Selbstverständlich erhalten die jetzt die fristlose Kündigung und die ist endgültig. Ich habe keine Lust, nächstes Jahr wieder den gleichen Zirkus mitzumachen." Anwalt Raue sieht dagegen keinen Kündigungsgrund vorliegen, "wir haben den Vertrag nicht verletzt". Der Vertrag laufe bis Ende 2012 mit einer Option auf weitere 15 Jahre. "Herr Peymann freut sich stets, wenn Herr Hochhuth an seinem Haus im Sommer arbeiten will, aber er kann das nicht erst am vierten Tag nach dem Beginn der Sommerferien ordnungsgemäß anmelden."

    Hochhuths Anwalt Uwe Lehmann-Brauns sieht das anders und meint, auch Bauarbeiten gäben dem Intendanten Peymann nicht das Recht, eine Hochhuth-Aufführung zu verhindern. Das BE sei sogar verpflichtet, das Theater am Bertolt-Brecht-Platz an drei Tagen im Oktober für eine Aufführung des "Stellvertreters" freizuhalten. Dies werde seit Jahren nicht erfüllt, meinte Lehmann-Brauns. Er wirft Peymann und dem Land Berlin eine "missbräuchliche Verweigerung" sowie eine "starrsinnige, unkooperative Haltung" gegenüber einem "78 Jahre alten und nicht unbekannten Schriftsteller" vor.

    Der wiederum erklärte am Donnerstag kurzerhand per Presseerklärung "das Ende der Ära Peymann am Schiffbauerdamm". Die zehn Millionen Euro jährliche Subventionen könne der Berliner Senat künftig sparen, "weil am Schiffbauerdamm die Verlage Rowohlt und Suhrkamp das in Berlin längst überfällige "Theater der Autoren" gründen werden". Eine

    Hochhuth erklärt das aber zu seinem wichtigsten Anliegen" und fügt hinzu: "Ich will jungen Autoren, die seit Jahr und Tag von unseren Intendanten total gemieden werden, ein Forum bieten." Peymann habe am BE bisher "nicht einen einzigen Newcomer oder vergessenen Dichter" aufgeführt. "So amoralisch hat die Generation vor ihm mit Leuten wie Gründgens, Piscator und Kortner niemals gehandelt. Peymann ist ein unanständiges Lebewesen. Und durch meine Kündigung wird er auch kein Sozialfall. Als markantester Sprechtheater-Intendant ist er der meist begehrte Gastregisseur zwischen der Etsch und dem Belt; als solcher auch im BE stets willkommen."

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