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Günter Grass: 10 Jahre Literaturnobelpreis

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Günter Grass: 10 Jahre Literaturnobelpreis

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    Günter Grass: 10 Jahre Literaturnobelpreis
    Günter Grass: 10 Jahre Literaturnobelpreis Foto: DPA

    Als der Schriftsteller vor zehn Jahren am 30. September 1999 telefonisch von der Zuerkennung des Literaturnobelpreises hörte, wollte er gerade von seinem Haus im schleswig-holsteinischen Behlendorf zum Zahnarzt fahren. Und hielt auch daran fest: "Das Leben geht schließlich weiter."

    Und wie es weiter gegangen ist für den inzwischen 81-Jährigen, der als elfter deutschsprachiger Autor den begehrtesten Literaturpreis in Empfang nehmen konnte. Grass blieb als Schriftsteller aktiv, aber auch umstritten wie eh und je: Drei Jahre nach der Nobelehrung durch Schwedens König Carl XVI. Gustaf veröffentlichte der gebürtige Danziger 2002 "Im Krebsgang" über die Versenkung der mit tausenden deutschen Flüchtlingen gefüllten "Wilhelm Gustloff". 2006 erschien das autobiografische Buch "Beim Häuten der Zwiebel", in dem

    Bei der Nobel-Laudatio sieben Jahre zuvor hatte der damalige Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, Grass gerade dafür herausgehoben, dass er mit seiner literarischen Arbeit "den bösen Bann gebrochen hat, der über Deutschlands Vergangenheit lastete". Nach der späten Enthüllung über persönliche "Jugend-Sünden" meinte Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Ich hätte mir gewünscht, wir wären über seine Biografie von Anfang an in vollem Umfang informiert gewesen."

    "Die Blechtrommel", das 1959 erschienene Grass-Debüt als Autor, feierte die schwedische Jury als "Wiedergeburt des deutschen Romans im 20. Jahrhundert". Grass hob in seinen ersten Reaktionen immer wieder Heinrich Böll (1917-1985), der den Nobelpreis 27 Jahre zuvor bekommen hatte, als wichtigste Inspirationsquelle heraus. Böll reagierte auf die Zuerkennung 1972 mit der Frage: "Warum ich und nicht Grass?"

    Beim großen Nobelbankett am 10. Dezember tanzte dieser, erstmals in seinem Leben in einen Frack gekleidet, beneidenswert leichtfüßig mit seinen Töchtern durch den Ballsaal des Stockholmer Rathauses. Weniger leicht tat er sich mit der weiter kritischen Haltung mancher heimischer Medien ihm gegenüber. "Warum kann man sich in Deutschland nicht einfach über einen Nobelpreis freuen?" fragte er in Schwedens Hauptstadt und beschimpfte den "Kritiker-Papst" Marcel Reich-Ranicki hier als "Narren".

    Der hatte kurz zuvor den Grass-Roman "Ein weites Feld" über die nach Meinung des Autors komplett misslungene deutsche Wiedervereinigung verrissen. Aber Reich-Ranicki nannte den Kritisierten dann bei der Zuerkennung des Nobelpreises "genau den Richtigen" unter Deutschlands Schriftstellern für den Preis der Preise.

    Zum 80. Geburtstag am 16. Oktober 2007 fragte der Publizist Fritz J. Raddatz: "Warum so viel Hass auf Grass?" Gleichzeitig lobte Bundespräsident Horst Köhler den Wahl-Lübecker in seiner Laudatio als "Botschafter dieses Landes" und "Verkörperung der deutschen Gegenwartsliteratur".

    Grass selber empfindet den Nobelpreis nicht nur als große Ehre, sondern auch als Verpflichtung und Bürde. Immer wieder kämen Anfragen für Solidaritätsadressen und Unterstützung. "Nobelpreisträger - das ist fast wie ein zweiter Beruf", sagte der Schriftsteller einmal der Deutschen Presse-Agentur.

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