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Kinostart "Magic Mike": Für ein paar Dollar im Tanga

Kinostart "Magic Mike"

Für ein paar Dollar im Tanga

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    Steven Soderberghs neuer Film "Magic Mike" leuchtet die Welt der Männer-Strip-Klubs aus.
    Steven Soderberghs neuer Film "Magic Mike" leuchtet die Welt der Männer-Strip-Klubs aus.

    „Hey, hier fehlt hinten was“ – Adam (Alex Pettyfer) hält ein kleines Textildreieck an Gummibändern in die Luft. „Das ist Absicht. Das ist ein Tanga“ erklärt Mike (Channing Tatum) dem ahnungslosen Novizen. Die beiden kaufen gerade ihre Arbeitskleidung: Tangas, Nietengürtel, Polizeimützen, Uniformjacken und vor allem jene knallengen Hosen mit den praktischen Klettverschlüssen an der Seite, die man sich mit einem Ruck vom Leib reißen kann. Mike und Adam arbeiten in einem Stripklub. Magic Mike (Ausschnitt 1)

    Wenn sie am Abend auf der Bühne stehen und ihre Lenden kreisen lassen, ist das ausschließlich weibliche Publikum außer Rand und Band. Danach steigen die gut gebauten Herren von der Bühne, nehmen rittlings auf dem Schoß der euphorisierten Zuschauerinnen Platz, die dann ihre Geldscheine in die Tangas stecken dürfen. Mike ist schon seit einigen Jahren der unangefochtene Star im „Xquisite“ und führt Adam, der das College abgebrochen hat, in die Klubwelt ein.

    Ehe er sich versieht, steht Adam in ausgeleierten Unterhosen auf der Bühne. Seine Schüchternheit feuert das Publikum an. Schließlich wirft er sich hinein in das Meer weiblichen Begehrens und glaubt, seine Berufung und den coolsten Job der Welt gefunden zu haben. Magic Mike (Ausschnitt 2)

    Mit seinem neuen Film „Magic Mike“ begibt sich der Regisseur Steven Soderbergh in die Welt der Männer-Strip-Klubs und lässt sich sowohl auf schillernde Showeinlagen ein, in denen männlicher Narzissmus und weiblicher Voyeurismus sinnliche Feste feiern, als auch auf die soziale und seelische Verwahrlosung, die mit diesem Berufsstand einhergeht. Während Adam sich im Rausch der Dauerparty zunehmend verliert, versucht der ältere Mike in einer vollkommen unsentimentalen Liebesgeschichte neuen Halt zu finden.

    Mit leichter Hand schmeckt Soderbergh die Komödie mit einer guten Portion sozialen Realismus ab. Reid Carolins Drehbuch basiert lose auf den Erfahrungen von Hauptdarsteller Channing Tatum, der in jungen Jahren als Stripper gearbeitet hat und die Rolle des Partytigers, der langsam zur Vernunft kommt, mit feiner Selbstironie unterlegt. Magic Mike (Ausschnitt 3)

    Hervorragend ist auch Matthew McConaughey als kühl kalkulierender Klubbesitzer, der seinen austrainierten Körper auf der Bühne nur zu gerne zur Schau stellt, aber in Momenten erkennen lässt, dass er schon zu lange auf der Überholspur durchs Leben fährt. In seiner Figur zeigt sich am deutlichsten, was die Qualität des Films ausmacht: Auf der einen Seite wird männliche Körperlichkeit zelebriert, auf der anderen Seite schillert hinter dem Nachtklubdasein immer wieder das echte Leben durch, aus dessen gesellschaftlichen und ökonomischen Zwängen sich die Stripper auch mit all den Dollarscheinen in ihren Tangas nicht befreien können. ****

    Filmstart in vielen Kinos der Region.

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