Sie war eine jener Persönlichkeiten, die Frankreichs Kultur und Show-Business über Jahrzehnte hinweg begleiteten, ihre Kunst den Trends anpassten und irgendwie immer da waren. Das stimmt nun nicht mehr. Mit 70 Jahren ist die Sängerin France Gall gestorben. Dass sie seit zwei Jahren an Krebs litt, wussten nur wenige. Sie starb in einem Krankenhaus bei Paris.
France Gall: "Ella, elle l’a" bleibt in Erinnerung
Ihre größte Zeit erlebte sie 1987, als ihr Pop-Schlager „Ella, elle l’a“ erschien. Das deutschsprachige Publikum betörte sie mit Chansons wie „Zwei Apfelsinen im Haar“. Zum Star formte sie ihr Vater Robert Gall, der bereits Chansons für Édith Piaf und Charles Aznavour verfasst hatte.
Er stand hinter ihrer Entscheidung, mit 15 Jahren die Schule abzubrechen und als France Gall – ihr echter Vorname lautete Isabelle – erste Lieder aufzunehmen. Das schäkernde Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frauen und Männern war oft Thema ihrer frühen Stücke. Erst später begriff sie, dass sich ihr Liedschreiber Serge Gainsbourg einen Spaß aus ihrem unschuldigen Auftreten machte und Chansons mit erotischen Anspielungen garnierte – etwa im Hit „Les Sucettes“, übersetzt „Die Lutscher“. Dass der Text nicht nur auf das Lutschen an süßen Bonbons bezogen werden konnte, führte zum Skandal. Gall schämte sich in Grund und Boden, wie sie später zugab.
Michel Berger verhalf France Gall zu neuem Schwung
Hatte sie während der sogenannten Yéyé-Phase, als die französische Popmusik in den Sechzigern so groß war wie kaum irgendwann sonst, einen Riesenerfolg, so flaute dieser in den 70er Jahren ab. Neuen Schwung bekamen ihre Karriere, aber auch ihr Privatleben, durch die Begegnung mit Sänger und Komponist Michel Berger. Er schnitt eingängige Lieder auf ihre zarte, mädchenhafte Stimme zu, deren Texte nachdenklicher wurden. So gelangen in den 80er Jahren reihenweise Hits.
Auch engagierte sich das Glamour-Paar im Kampf gegen Hunger in Afrika. Das Glück schien vollendet mit den Geburten von Tochter Pauline und Sohn Raphaël – bis Gall 1992 ein erster große Schicksalsschlag traf: Mit nur 44 Jahren starb Berger bei einer Tennispartie an Herzversagen.
Gall zog sich fast völlig zurück in ihr Haus im Senegal, als fünf Jahre später ihre Tochter Pauline ihrer Mukoviszidose-Erkrankung erlag. Es wurde ruhig um sie. 2015 feierte France Gall ein Comeback mit dem Musical „Résiste“, einer Hommage an Michel Berger – die Liebe ihres Lebens.