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Kritik und Trailer: Film-Kritik zu "After Passion": "Fifty Shades" wirkt dagegen tiefgründig

Kritik und Trailer

Film-Kritik zu "After Passion": "Fifty Shades" wirkt dagegen tiefgründig

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    "After Passion" in der Film-Kritik: Diese Liebesgeschichte kann nicht überzeugen.
    "After Passion" in der Film-Kritik: Diese Liebesgeschichte kann nicht überzeugen. Foto: Constantin Film

    Ähnlich wie E. L. James „Fifty Shades of Grey“ startete der Siegeszug von Anna Todds „After“-Reihe nicht auf dem Buchmarkt, sondern auf einer digitalen Plattform für Fan-Fiction – Geschichten von Fans für Fans in Anlehnung an jenes Sujet, das sie gemeinsam verehren. In diesem Fall war es die britisch-irische Boygroup „One Direction“, deren Sänger Harry Styles als fiktionalisierte Figur in Todds erste literarische Gehversuche eingebunden wurde.

    Schon bald gingen die Klickzahlen durch die Decke. 1,5 Milliarden Mal wurde „After Passion“ auf „Wattpad“ aufgerufen und im sozial-medialen Dialog zwischen Autorin und Fans weiterentwickelt.

    Die nachfolgende fünfbändige Buchausgabe wurde in 30 Sprachen übersetzt, brachte es auf 11 Millionen verkaufte Exemplare und führte auch in Deutschland die Bestseller-Listen an. Natürlich nahm Hollywood bei solchen Erfolgsstatistiken schnell Witterung auf. „After Passion“ erzählt variiert ohne nennenswerte kreative Eigenleistung die unkaputtbaren Stereotypen von „Die Schöne und das Biest“.

    "After Passion" richtet sich an Jugendliche

    Anders jedoch als „Fifty Shades of Grey“ kommt man hier ohne Kabelbinder und Safeword aus, denn die erotische Romanfolge richtet sich vornehmlich an ein jugendliches Publikum, das seine Sexualität erst noch entdecken soll. Im Zentrum steht die zarte Erstsemestlerin Tessa (Josephine Langford), die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist und immer eine gute, brave Schülerin war.

    Aber an der Uni wartet nicht nur das VWL-Studium, sondern auch ein Kreis von vergnügungswilligen Kommilitoninnen. Beim „Wahrheit oder Pflicht“-Spiel gerät Tessa an den schmucken Hardin (Hero Fiennes Tiffin), dem sie jedoch den geforderten Kuss verweigert, was die Eroberungsinstinkte des Abgewiesenen weckt.

    Hardin werden im Film, mühsam zusammengetragen, die Attribute eines geheimnisvollen Mannes zugeschrieben. Er trägt bevorzugt schwarze Kleidung, ja sogar ein Ramones-T-Shirt. Zahlreiche Tattoos zieren seinen Körper: Ein altes Segelschiff auf der Schulter, eine aus der Balance geratene Waage, ein mysteriöser Baum, der sich um die Lenden hinauf zum Bauch windet.

    Der belesene Literat kann mit Brontë-Zitaten um sich werfen und ist dazu noch der Sohn des Uni-Kanzlers mit schwieriger Vaterbeziehung. Nach anfänglichem Zieren zeigt sich Tessa schon bald beeindruckt von der Komplexität des jungen Mannes und versucht, dessen oftmals schwermütige Seele mit all ihrer Liebe auf den Pfad des Lichts zurückzuführen.

    Film-Kritik: "After Passion" ist völlig inspirationslos

    Aber natürlich lauert da irgendwo noch ein Geheimnis, welches das fragile Glück infrage stellt. Auf unfassbar ermüdende Weise wird in „After Passion“ das Klischee der unschuldigen, jungen Frau beschworen, die dem düsteren Charme einer zerrütteten Männerpsyche erliegt. Übersichtliche Pseudo-Konflikte tragen ebenso wenig zur Steigerung des Unterhaltungswertes bei, wie die einfältigen Dialoge. „Du brauchst dich niemals zu verstecken. Nicht vor mir“, haucht der Liebhaber Tessa ins Ohr, als diese keusch ihr T-Shirt wieder über den Bauchnabel ziehen will und Regisseurin Jenny Gage erneut zu einer jugendfrei geschnittenen, erotischen Bildmontage ausholt.

    Im gefühlten Zehn-Minuten-Takt branden Musikstrecken heran, damit die Dialoglast nicht zu schwer wird und die sparsame Handlung auf 106 Filmminuten gestreckt werden kann. Gegenüber dieser inspirationslosen Teenie-Kitschsoße wirken „Fifty Shades“ oder „Twilight“ fast schon tiefgründig.

    Wertung: 1 / 5

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