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Festspielhaus Füssen: Premiere in Füssen: Ralph Siegel schreibt Zeppelin-Musical

Festspielhaus Füssen

Premiere in Füssen: Ralph Siegel schreibt Zeppelin-Musical

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    Mit einer Einlage am Flügel gab Ralph Siegel bei der Vorstellung seines Zeppelin-Musical-Projekts im Festspielhaus Füssen ein willkommenes Motiv für die Kameras.
    Mit einer Einlage am Flügel gab Ralph Siegel bei der Vorstellung seines Zeppelin-Musical-Projekts im Festspielhaus Füssen ein willkommenes Motiv für die Kameras. Foto: Benedikt Siegert

    Dramatisch aus der Tiefe grollen die Töne, angereichert mit Glockenschlägen. Etwas Großes kommt auf die Zuschauer zu, sagt die Ouvertüre zu Ralph Siegels neuem Musical, das in einem Jahr im Festspielhaus Füssen Premiere haben soll. Und sie enthält noch mehr: Siegel hat die Metrik des Wortes Zeppelin eingeflochten, wie er bei der Präsentation in Füssen erklärte.

    Zeppelin: ein Luftschiff, mit 238 Metern Länge größer als das Fußballstadion des FC Bayern, sagt Siegel. Es ist die Hindenburg, die eine Brücke schlug über Kontinente, von Deutschland bis in die USA, bis sie am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst in New Jersey in Flammen aufging. Eine der Katastrophen, die sich im Wortsinn in das Gedächtnis der Menschheit eingebrannt haben. Ein Musicalstoff par excellence, sagt Autor Hans Dieter Schreeb – und wundert sich, dass es zwar schon Bücher, Filme und ein Theaterstück darüber gibt, aber eben noch kein Musical.

    „So etwas wie den Zeppelin habe ich noch nicht geschrieben“, sagt Schreeb über das Stück, das einerseits den Traum und eine Katastrophe der Menschheit erzählt, andererseits das Leben seines Erschaffers, des Grafen Zeppelin nachzeichnet. Wenn der kurz vor seinem Tod „Ich habe gelebt“ anstimmt, hat das laut Schreeb „My-Way-Charakter“. Co-Produzent Manfred Hertlein wünscht es sich gar dermaleinst zu seinem eigenen Abschied. Mit seinen vier Jahrzehnten Erfahrungen im Musikgeschäft hilft er mit, Ralph Siegels Traum von seinem großen Musical wahr werden zu lassen.

    Anna Maria Kaufmann Teil der Besetzung des Zeppelin-Musicals

    Siegels Vision geht noch darüber hinaus, Graf Zeppelin und sein Luftschiff in Füssen und anschließend auf weiteren großen Bühnen in Europa zu zeigen. 80 Jahre nach Kurt Weill will er wieder ein Musical aus Deutschland an den Broadway bringen, erklärt er. Der kontinentübergreifende Stoff gäbe es her, und mit der Deutschkanadierin Anna Maria Kaufmann habe er auch schon die passende Sängerin gefunden. Sie verkörpert in einer der Hauptrollen eine amerikanische Journalistin, die mit dem Zeppelin zwischen den USA und Deutschland pendelt, wo gerade der Nationalsozialismus marschiert.

    Weitere Gestalten wie ein Staubsaugervertreter, der in Übersee das große Geschäft wittert, finden sich an Bord, verrät Siegel. Schließlich will die Zeit bis zum flammenden Finale unterhaltsam gefüllt sein. Wer die Hindenburg-Passagiere sowie Graf Zeppelin in verschiedenen Lebensphasen verkörpert, wird sich in den kommenden Monaten herausstellen. Uwe Kröger habe auf jeden Fall schon Interesse an einer Rolle angemeldet, erzählt Siegel. Und er sei nicht der einzige Star der Branche, der gerne dabei wäre.

    Die Besetzung zählt neben dem Bühnenbild zu den Herausforderungen, denen sich jetzt Benjamin Sahler stellt. Der Füssener Theaterdirektor hat die künstlerische Leitung des Projektes übernommen, das als Koproduktion von Ralph Siegels Verlag, Produzent Manfred Hertlein und dem Festspielhaus entsteht, das sich mit seiner Infrastruktur und seinen Mitarbeitern einbringt.

    Festspielhaus Füssen machte mit Hotelprojekt am Forggensee Schlagzeilen

    Für das Festspielhaus, das im kommenden Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, sei das Zeppelin-Musical ein wirklich tolles Produkt, sagt Sahler. Man könne nur von der großen Erfahrung der beiden Partner profitieren. „Es soll in den nächsten Jahren hier um die Kunst gehen“, hofft Sahler, nachdem das Haus zuletzt wegen eines Hotelprojekts und seiner finanziellen Lage im Fokus stand. Nachdem unter anderem Naturschützer gegen das Hotel mobil gemacht hatten, das neben dem Festspielhaus direkt am Forggensee entstehen sollte, hatte dessen Inhaber Manfred Rietzler das Vorhaben zurückgezogen. Weil das Hotel nicht wie geplant das Defizit des Theaterbetriebs ausgleichen kann, der ohne jegliche öffentliche Zuschüsse auskommen muss, wurde die Zahl der Mitarbeiter im Festspielhaus reduziert und der Spielplan überarbeitet.

    Der „Ring“, eine spektakuläre und aufwendige Rock-Adaption des durch Richard Wagner bekannten Nibelungen-Mythos von Frank Nimsgern, stand damit 2019 zum vorerst letzten Mal auf dem Spielplan. Das Musical „Ludwig²“ über den bayerischen Märchenkönig, dem das Festspielhaus gewidmet ist, läuft aber ebenso weiter wie „Die Päpstin“. Dass mit dem Zeppelin 2020 eine für das Haus dank der beiden Partner finanziell risikoarme Koproduktion dazukommt, passt ins Konzept. Als „ganz wichtiges Projekt des Hauses“ bezeichnet deshalb Geschäftsführerin Birgit Karle die Produktion. Und sie fügt hinzu, dass man mit „Ludwig²“ im vierten Jahr schon jetzt erfolgreicher sei als alle Vorgänger im Füssener Festspielhaus. Mit einem Crowdfunding-Projekt hatte Benjamin Sahler das Stück 2016 auf die Bühne des Festspielhauses zurückgebracht – noch bevor der aus dem Ostallgäu stammende Geschäftsmann Manfred Rietzler das Haus kaufte, dessen Defizit er seitdem aus eigener Tasche begleicht.

    Absturz des Zeppelins Hindenburg vergleichbar mit Untergang der Titanic

    Beim Publikum erfreut sich das Spektakel um den tragischen Monarchen ungebrochener Beliebtheit. Und dazu habe auch das künftige „Zeppelin“-Musical das Potenzial, ist Sahler überzeugt. Der Test mit seiner 16-jährigen Tochter sei auf jeden Fall positiv ausgefallen: „Sie war total begeistert, vor allem vom Abschiedslied ,Wo führt der Weg uns hin?‘“ Immerhin sei die Lehre, dass der Mensch nicht Gott spielen soll, bis heute aktuell. Das Thema des Zeppelins Hindenburg sei dabei durchaus mit dem der Titanic und ihrem Untergang zu vergleichen: von der Vision zur Katastrophe, vom Aufstieg zum Fall, von Anfang und Ende.

    Siegel seinerseits zeigt sich überzeugt, in Füssen die richtigen Partner für seinen Traum gefunden zu haben. Nicht nur wegen der großen Drehbühne des Festspielhauses. Er habe sich die „Päpstin“ und den „Ring“ angesehen und sei begeistert, wie Sahler diese Stoffe in Szene gesetzt habe. Dazu komme die räumliche Nähe zur Heimat des Grafen Zeppelin am Bodensee, wo bis heute Luftschiffe gebaut werden. Mit der Firma Zeppelin stehe er im Kontakt, sagt Produzent Hertlein auf Nachfrage: „Wir wollen Ralph Siegel zur Premiere überraschen.“

    35 Aufführungen von „Zeppelin – Das Musical“ sind vom 26. November 2020 bis zum 10. Januar 2021 im Festspielhaus Füssen geplant. Der Kartenvorverkauf läuft. Weitere Informationen im Internet unter www.das-festspielhaus.de .

    Lesen Sie dazu auch: Ralph Siegels Musical und der "Traum vom Broadway"

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