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Festspiele: Der Clown soll bei den Festspielen in Bregenz wieder spielen

Festspiele

Der Clown soll bei den Festspielen in Bregenz wieder spielen

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    Der Hingucker aus dem Jahr 2019: Ein riesiger Clownskopf auf der Seebühne in Bregenz.
    Der Hingucker aus dem Jahr 2019: Ein riesiger Clownskopf auf der Seebühne in Bregenz. Foto: Ralf Lienert

    Wenn der riesige Clownskopf am Bodensee am 22. Juli wieder die Augen öffnet nach seiner coronabedingt auf zwei Jahre ausgedehnten Winterpause, sieht er sich womöglich einer deutlich kleineren Zuschauerschar gegenüber, als er es vom Sommer 2019 gewohnt ist. Damals jubelten ihm insgesamt 180 000 Gäste der Bregenzer Festspiele zu, als er zur Ikone der „Rigoletto“-Inszenierung auf der ausverkauften Seebühne wurde. Im vergangenen Jahr verhinderte die Pandemie die Fortsetzung des Erfolgs, die Festspiele wurden abgesagt.

    Dieser Tage aber füllen sich Garderoben, Konzertsäle und Probebühnen im Festspielhaus wieder mit Künstlerinnen und Künstlern, die einen opern-, schauspiel- und musikreichen Sommer am Bodensee vorbereiten. Ob sie vor vollen oder wegen Sitzplatzvorgaben ausgedünnten Rängen auftreten, weiß aktuell niemand. Die Festivalverantwortlichen um Intendantin Elisabeth Sobotka erwarten täglich neue Signale aus der Bundeshauptstadt Wien.

    Das spektakuläre Spiel auf dem See beginnt am 21. Juli

    Aus dem vielfältigen und umfangreichen Programm der Bregenzer Festspiele 2021 spricht Optimismus und die Lust auf Kunst. Uraufführungen, Historisches, Experimentelles und an 28 Abenden das spektakuläre Spiel auf dem See mit Giuseppe Verdis „Rigoletto“ füllen die Wochen zwischen 21. Juli und 22. August. Philipp Stölzl führt erneut Regie am See, die Wiener Symphoniker spielen dort erstmals unter der Leitung einer Frau, der britischen Dirigentin Julia Jones.

    Im Festspielhaus kommt historischer Stoff aus der Antike auf die Bühne. Die Oper „Nero“ von Arrigo Boito (1842 - 1918) wurde erst 1924, also nach dem Tod des italienischen Komponisten und Librettisten an der Mailänder Scala uraufgeführt. Boito hatte Jahrzehnte daran gearbeitet, um das Porträt einer der berüchtigtsten historischen Gestalten und seiner Zeit als Musiktheater zu gestalten. Mit der Regie dieser Wiederentdeckung haben die Bregenzer Festspiele den Schweizer Olivier Tambosi beauftragt (Premiere 21. Juli).

    Die Bregenzer Festspiele fördern auch den Opernnachwuchs

    Mit speziellen Formaten fördern die Bregenzer Festspiele den Opernnachwuchs und zeitgenössische Komponisten. Im „Opernstudio“ bereitet Brigitte Fassbaender mit einem jungen Ensemble Gioachino Rossinis „Die Italienerin in Algier“ vor (Premiere 16. August). Das Symphonieorchester Vorarlberg spielt unter Leitung von Jonathan Brandani.

    Für das „Opernatelier“ hat der aus Vorarlberg stammende und in Berlin lebende Komponist Alexander Moosbrugger aus dem rätselhaften Renaissance-Roman „Hypnerotomachia Poliphili“ Musiktheater gemacht. Autor der rätselhaften Liebesgeschichte ist vermutlich der Dominikaner Francesco Colonna, erstmals gedruckt wurde es 1499 in Venedig. Die kosovarische Biennale-Künstlerin Flaka Haliti schuf Holzschnitte für das Bühnenbild der Aufführung. Eine zentrale Rolle in Moosbruggers Werk spielen bis zu neun Meter lange Orgelpfeifen mit ihren atmenden Geräuschen und Klängen. Geschaffen hat die Pfeifen die in Vorarlberg ansässige Firma Rieger-Orgelbau. Die Uraufführung von „Wind“ ist am 19. August.

    Philosophische Überlegungen vor dem Hintergrund revolutionärer technischer Errungenschaften verhandelt die Oper „Upload“ des Niederländers Michel van der Aa, das das in Köln beheimatete zeitgenössische Ensemble Musikfabrik in Bregenz zeigt. Wäre ein Weiterleben nach dem Tod durch Hochladen des menschlichen Bewusstseins möglich? Könnte der Mensch in einer digital verbesserten Version seiner selbst glücklicher sein? So lauten die Ausgangsfragen der an Science Fiction erinnernden Geschichte, die am 19. August Premiere hat.

    Schon mehr als zwei Drittel der Tickets sind verkauft

    Zu Gast ist am Bodensee erneut das Deutsche Theater Berlin (Premiere 23. Juli). Andreas Kriegenburg inszeniert Heinrich von Kleists „Michael Kohlhas“, die Hauptrolle spielt Max Simonischek.

    Zum 75-Jahr-Jubiläum der Bregenzer Festspiele in diesem Sommer hat Intendantin Sobotka ein Werk Richard Wagners ins Konzertprogramm gepackt. Unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Andréz Orozco-Estrada spielen die Wiener Symphoniker „Rheingold“ – als „Hommage an jenen Fluss, der den Bodensee speist“, sagt Sobotka.

    Wären es normale Zeiten, könnten 200.000 Menschen den Bregenzer „Rigoletto“ erleben; gebucht, beziehungsweise verkauft sind schon mehr als zwei Drittel der Tickets. Nach aktuellen österreichischen Infektionsschutzvorgaben aber dürften nur 3000 statt 7000 Plätzen auf der Tribüne besetzt sein. Nach wie vor unsichere Zeiten also.

    Und doch hält sich Michael Diem, kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele, mit solche Zahlens derzeit nicht länger auf. Stattdessen verfolgt er gespannt die Äußerungen der österreichischen Regierungsvertreter – zuletzt lieferten sich der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz und sein Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein einen Überbietungswettbewerb an Lockerungsankündigungen. Darum sagt Diem: „Jetzt über den Sommer zu spekulieren, wäre Kaffeesatzleserei.“ So planen die Bregenzer erst mal mit den üblichen Kapazitäten, und Diem verkündet voller Vorfreude das, was er für gesichert hält: „Wir werden spielen!“

    Informationen unter Telefon 0043/5574/4076 sowie online unter www.bregenzerfestspiele.com

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