Die Performance-Künstlerin Marina Abramovic („The Artist Is Present“) riskiert bei ihren Aktionen alles. „Ja, ich bin durch die Hölle gegangen“, sagte sie im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion. Aber das sei nun mal auch das Wesen ihrer Arbeit: „Das Konzept besteht darin, dass du etwas tust, wovor du Angst hast. Wenn du das durchstehst und es hinüber auf die andere Seite schaffst, dann erlebst du pures Glück.“ Und glücklich äußerte sich Abramovic auch: „Schauen Sie mich an: Ich werde im November 74. Ich fühle mich gut und glücklich wie noch nie.“
Marina Abramovic lebt sehr enthaltsam - nicht einmal Zigaretten raucht sie
Die gebürtige Serbin, deren Operninszenierung „7 Deaths of Maria Callas“ am 1. September in München uraufgeführt wird und die im Zentrum der demnächst in die Kinos startenden Dokumentation „Body of Truth“ steht, lebt asketisch. Kein Alkohol: „Mit 14 habe ich mal eine Flasche Rum-Punsch getrunken, und es ging mir tagelang schlecht. Seither habe ich nie wieder Alkohol angerührt.“ Keine Zigaretten: „Ich rauche auch nicht.“ Die Fotos von ihr mit Zigaretten stammten aus den Siebzigern. Abramovic unserer Redaktion zudem: „Und ich habe nicht inhaliert, ich habe nur die Zigarette in der Hand gehalten, weil das so cool aussah.“ Drogen: „Von denen habe ich mich ebenfalls ferngehalten. Ich habe mal Marihuana geraucht, weil das gegen meine Migräne helfen sollte. Und für ein Filmprojekt habe ich die halluzinogene Droge Ahayuasca genommen. Aber das ist nichts für mich.“
Performance-Künstlerin Abramovic findet körperliche Disziplin sehr wichtig
Die körperliche Disziplin, die sie bereits früh von ihren als Partisanen kämpfenden Eltern gelernt habe, sei nicht nur für ihre Kunst von besonderer Bedeutung. Abramovic: „Denn die Zukunft der Kunst wird ohne Objekte auskommen. Sie besteht darin, dass der Künstler in einen energetischen Dialog mit dem Publikum tritt.“ Das sei eine Kunst, die man nicht vorspielen könne, die zu einer spirituellen Gemeinschaft und zu einer Erfahrung der Transzendenz führe.
Dann sei auch der Sinn des Lebens erfahrbar: „Es ist ein Gefühl, als wärest du mit allem und jedem verbunden, anderen Menschen, Felsen, Einrichtungsgegenständen. Alles ist Teil von allem. Du bist ein winziges Atom in einer perfekten Struktur.“ Und für den Einzelnen gelte ohnehin: „Was zählt, ist, dass du etwas der Gesellschaft zurückgibst. Dein eigenes Leben ist nicht so wichtig.“ (AZ)
Lesen Sie hier auch das gesamte Exklusiv-Interview: Performancekünstlerin Marina Abramovic: "Ich bin durch die Hölle gegangen, aber ich würde nichts ändern wollen"
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