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Erste Palästinenser-Schauspielschule in Ramallah

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Erste Palästinenser-Schauspielschule in Ramallah

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    Erste Palästinenser-Schauspielschule in Ramallah
    Erste Palästinenser-Schauspielschule in Ramallah Foto: DPA

    Die junge Palästinenserin mit dem grünen Nasenring hat gerade mit zehn Kommilitonen eine der ersten Unterrichtsstunden in der von Deutschland unterstützten Drama Academy Ramallah absolviert. "Wir haben Stimmbildung gelernt", erklärt Rami, ein 20-Jähriger mit dunklen Locken. In der kurzen Pause, nach der es mit Theatergeschichte weitergehen soll, räkeln die Studenten sich auf Turnmatten in einem großen Tanzstudio auf der Dachetage des Al- Kasaba-Theaters im Stadtzentrum und trällern vor sich hin.

    Das dreijährige Ausbildungsprogramm der Schule, die in dieser Woche ihren Lehrbetrieb aufgenommen hat, ist in Zusammenarbeit mit der Folkwang-Kunsthochschule in Essen entwickelt worden. "Die Ausbildung ist überall auf der Welt anerkannt", betont der Leiter der

    Das Projekt unter der Schirmherrschaft von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und dem amtierenden palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fajad wird von der Stiftung Mercator mit 300 000 Euro unterstützt.

    Bislang mussten palästinensische Schauspieler für eine Ausbildung ins Ausland oder nach Israel reisen. "Die Idee der neuen Schule ist, dass die Studenten in ihrer eigenen Sprache nah an ihrem Heimatort studieren können", sagt Mozain. Er erhofft sich davon auch neuen Schwung für das Theater in den Palästinensergebieten. Bislang könnten Stücke in Ramallah vier bis fünf Mal gezeigt werden, dann sei das Publikumspotenzial schon ausgeschöpft.

    "Ramallah ist eine liberale Stadt", betont George Ibrahim, der Leiter des Al-Kasaba-Theaters, in dessen Räumlichkeiten die Schule vorerst untergebracht ist. "Viele Menschen sind hier offen für neue Einflüsse." Um auch ein ärmeres Publikum erreichen zu können, reist das Theater durch die Palästinensergebiete und tritt auch in anderen Städten des Westjordanlands auf.

    Die Studiengebühr von 600 Dollar im Jahr ist im internationalen Vergleich gering, für manche Palästinenser aus armen Familien aber immer noch unerschwinglich. "Wir arbeiten daran, Stipendien zu bekommen", sagt Mozain. Seine aus Bayern stammende Mitarbeiterin Veronika Weindl erleichtert dabei den Kontakt zu deutschen Partnern. Zum Ende des ersten Studienjahrs sollen die palästinensischen Theaterstudenten "Antigone" von Sophokles in Deutschland aufführen, am Ende des dritten Studienjahrs ist dann ein gemeinsames Stück mit den Studenten von Folkwang geplant.

    Die israelischen Blockaden im Westjordanland erschwerten die Theaterarbeit in Ramallah erheblich, erklärt Mozain. "Manche Studenten müssen mehrere Militärsperren passieren, es dauert mitunter drei Stunden, kleine Entfernungen zu überwinden." Auch der wichtige Austausch mit der arabischen Welt sei sehr kompliziert. "Neulich hatten wir eine Gruppe aus Tunesien und wussten bis zur letzten Minute nicht, ob sie eine Genehmigung von Israel erhält." Aus Erbitterung über die israelische Besatzung lehnt er auch eine Zusammenarbeit mit Theatern in

    Der israelische Araber Imad Dschabarin, Lehrer für Theater- Geschichte, unterrichtet dagegen auch in Israel und hat an der Universität in Tel Aviv studiert. Die Reise zwischen den Welten ist für ihn nicht leicht. "Man muss eine Art psychologischer Held sein, um das auszuhalten", sagt er. "Aber man entwickelt ein starkes seelisches Immunsystem." Auch Studentin Jasmin reist jeden Tag aus Jerusalem an. "Meine Eltern machen sich Sorgen um meine Sicherheit", sagt die Palästinenserin mit einem Lächeln. "Aber ich bin eine starke Frau."

    www.alkasaba.org

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