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"Du sollst dich erinnern": Freya Klier wird 60

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"Du sollst dich erinnern": Freya Klier wird 60

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    «Du sollst dich erinnern»: Freya Klier wird 60
    «Du sollst dich erinnern»: Freya Klier wird 60 Foto: DPA

    So hat sie denn auch auf ihrer Website ein "11. Gebot" ausgerufen: "Du sollst dich erinnern!" Das ist auch mit 60 Jahren, die Klier an diesem Donnerstag (4. Februar) vollendet, noch ihr Credo.

    Gegen das Vergessen hat sie seit dem Mauerfall vor 20 Jahren unermüdlich angeschrieben, Filme gedreht und vor allem immer wieder in Schulklassen Aufklärungsarbeit für die nachwachsende Generation betrieben und leidenschaftlich diskutiert - von Mecklenburg bis Stuttgart, von Thüringen bis Bremen. "Es gibt zu viele Leute, die die DDR jeden Tag schöner reden, da muss man gegenhalten", ist ihr selbst gestellter Auftrag dabei. Und im Westen sei über die

    Keineswegs "kalter Kaffee" oder "Schnee von gestern" ist auch, wie jüngste Potsdamer Regierungsbildungs-Kalamitäten mit der Linken zeigen, ihr Votum als Mitglied einer Expertenkommission zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dabei hatte sie sich gegen "ein kontinuierliches Weiterwirken ehemaliger Nomenklaturkader", also der früheren politischen Führungsschichten in der DDR oder Geheimdienstmitarbeiter, in neuen Führungspositionen des vereinten Deutschland ausgesprochen. Dass es Geheimdienste auch im Westen gibt, die erst recht in Zeiten terroristischer Bedrohungen nicht überflüssig seien, weiß die frühere Bürgerrechtlerin, aber der

    Die 1950 in Dresden geborene Klier gehörte 1980 zu den Mitbegründern der DDR-Friedensbewegung. 1985 erhielt sie in der DDR Berufsverbot und wurde drei Jahre später ausgebürgert, nachdem sie mit dem Liedermacher Stephan Krawczyk in verschiedenen Kirchen der DDR aufgetreten war.

    Klier wusste immer, wovon sie sprach, wenn es um Verfolgung und Unterdrückung ging. Vater und Bruder waren Opfer der Staatssicherheit in der DDR (der Bruder hat sich von der Haft nie wieder erholt), sie selbst wurde wegen "versuchter Republikflucht", wie es in der DDR- Justizsprache hieß, wenn man als Deutscher von einem Teil seines Vaterlandes in den anderen wollte, verurteilt. Später wurde sie Schauspielerin und erhielt 1984 sogar den DDR-Regiepreis für die Uraufführung von Ulrich Plenzdorfs "Legende vom Glück ohne Ende", was sie vor einem späteren Berufsverbot nicht schützte.

    Ein besonderes Interesse Kliers galt bald auch der Jugendpolitik und dem Erziehungswesen in der DDR, was den Druck auf sie nur erhöhte. Manuskripte wurden beschlagnahmt, schließlich Verhaftung und Ausweisung, nachdem sie zusammen mit Krawczyk auch an den Protesten beim offiziellen Luxemburg-Liebknecht-Gedenken im Januar 1988 in Ost- Berlin teilgenommen hatte. Im Westen war Klier bald wieder als Autorin und Regisseurin und unermüdliche "DDR-Aufklärerin" tätig ("Lüg Vaterland. Erziehung in der DDR"). Für die ARD drehte sie den Film "Flucht mit dem Moskau-Paris-Express" über ein Flüchtlingsdrama am Bahnhof Friedrichstraße. Zu ihren späteren Filmdokumentationen gehörte der vielbeachtete Streifen "Verschleppt ans Ende der Welt" über ostdeutsche Frauen auf Spurensuche in Sibirien.

    Klier griff auch den früheren DDR-Rechtsanwalt und heutigen Linken-Politiker Gregor Gysi und den Pfarrer und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer an, was ihr im Fall Schorlemmer auch in den eigenen Reihen nicht nur Sympathien einbrachte. Manche warfen ihr "selbstgerechte Anmaßung" vor. Für das PEN-Zentrum engagiert sich die Autorin im Programm "Writers in Prison" (Schriftsteller hinter Gittern). Die Bundeszentrale für politische Bildung verlieh Klier 2009 einen Sonderpreis für ihr "langjähriges Engagement bei der Aufklärung über die DDR".

    www.freya-klier.de

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