Wäre alles nach Plan gelaufen, dann hätte Tom Cruise in den letzten Wochen seine gefährlichen "Mission: Impossible"-Stunts gedreht, Keanu Reeves wäre für "Matrix 4" angetreten und Robert Pattinson hätte sich mit schwarzer Maske und Cape in "The Batman" verwandelt.
Doch dann legte ein Virus auch Hollywood lahm. Rund drei Monate nach den plötzlichen Drehstopps wegen der Coronavirus-Pandemie könnte nun der Film- und Fernsehbetrieb wieder anlaufen. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom gab grünes Licht für einen Produktionsbeginn ab dem 12. Juni. Allerdings mit Vorbehalt und vielen Fragezeichen.
Laut Mitteilung der Gesundheitsbehörde des Westküstenstaates müssen an den Drehorten zahlreiche Auflagen erfüllt werden. So darf eine kritische Schwelle von Covid-19-Fallzahlen in den Bezirken nicht überschritten werden, es muss ausreichende Testkapazitäten geben, und die Produktionsteams müssen strikte Hygieneregeln befolgen.
Eine Task Force der Unterhaltungsindustrie mit Vertretern von Filmstudios und Gewerkschaften hatte einen 22-seitigen Entwurf für die Rückkehr an die Drehsets vorgelegt. Darin werden unter anderem häufige Covid-19-Tests und Fiebermessungen für Schauspieler und andere Mitarbeiter, Abstandsregeln und das Tragen von Schutzmasken empfohlen. Statt der typischen Buffets sollen es abgepackte Lebensmittel geben, ein Kontrollbeamter am Set müsse die Einhaltung der Regeln überprüfen.
Schauspieler und Crew müssen, wenn möglich, Abstand voneinander halten und nicht in Gruppen auftreten, wie es in dem Papier heißt. Stylisten und Make-Up-Künstler sollen Schutzkleidung tragen und sich oft die Hände waschen.
Wie können Drehs in Corona-Zeiten wohl in der Praxis ablaufen, fragte sich der Hollywood-Schauspieler Bruce Boxleitner ("Babylon 5", "Tron") Anfang Mai, kurz vor seinem 70. Geburtstag. "Das wird unsere Arbeit für immer komplett verändern", sagte Boxleitner im dpa-Interview. "Keine Ahnung, wie wir drehen werden, denn normalerweise hat man täglich um die Hundert Leute am Set."
Vor dem Corona-Shutdown stand er als Alien in der humorigen Science-Fiction-Serie "The Orville" von Seth MacFarlane vor der Kamera. Für diese Rolle musste er jeden Morgen drei Stunden Make-Up und Maske über sich ergehen lassen. "Ich möchte wieder ins Showbusiness zurück", beteuerte der Schauspieler. Aber man müsse auch sehr vorsichtig sein.
Multitalent Tyler Perry (50), der als Autor, Regisseur und Darsteller mit der "Madea"-Komödienreihe erfolgreich ist, stellte diese Woche für sein Filmstudio in Atlanta (US-Staat Georgia) einen 30-seitigen "Camp Quarantäne"-Plan vor. Ab Juli wolle er die Produktion seiner TV-Serien "The Oval" und "Sistas" wieder aufnehmen, berichtete der "Hollywood Reporter". Alle Beteiligten würden vor der Anreise einen Coronavirus-Test machen, nach gut zweiwöchiger Quarantäne mit Privatflugzeugen zum Studio jetten und dort nach weiteren Tests von der Außenwelt abgeschottet die Produktion aufnehmen.
Die neuen Drehumstände werfen zig Fragen auf, doch fest steht, dass sich in Hollywood vieles ändern wird. Nach den Empfehlungen der Filmindustrie soll das Vorsprechen für Rollen möglichst virtuell stattfinden, notfalls sollen Schauspieler hinter Plexiglasscheiben proben. Branchenexperten rechnen mit höheren Produktionskosten, etwa wenn die Zahl der Crewmitglieder am Set kleiner gehalten, aber dafür mehr Drehtage angesetzt werden.
In diesem Jahr ist der Krisenschaden mit erwarteten Milliardeneinbußen an den Kinokassen kaum wettzumachen. Der Actionfilm "Top Gun 2" mit Hollywood-Star Tom Cruise sollte ein Highlight des Kinosommers werden, doch wegen der Coronavirus-Pandemie kommt er nun erst zu Weihnachten in die US-Kinos. Auch die Premieren von Filmen wie "Wonder Woman 1984", "Fast & Furious 9" und "Ghostbusters: Legacy" sind nach hinten verschoben worden. (dpa)
Mitteilung der kalifornischen Gesundheitsbehörde