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Doktorarbeit: Annette Schavan will Plagiats-Vorwürfe aufklären

Doktorarbeit

Annette Schavan will Plagiats-Vorwürfe aufklären

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    Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht sich dem anonymen Vorwurf von Plagiaten in ihrer Doktorarbeit ausgesetzt. Sie soll demnach Quellen nicht immer ausreichend benannt haben.
    Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sieht sich dem anonymen Vorwurf von Plagiaten in ihrer Doktorarbeit ausgesetzt. Sie soll demnach Quellen nicht immer ausreichend benannt haben. Foto: dpa

    Allerdings hat sich diese nach eigenen Angaben gegen eine Veröffentlichung der Plagiatsvorwürfe entschieden. Das sagte VroniPlag-Gründer Martin Heidingsfelder der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Einige Stellen in Schavans Arbeit seien aus seiner Sicht ganz klar Plagiate, aber insgesamt handele es sich um keinen zweiten Fall Guttenberg.

    Die Vorwürfe gegen Schavan waren durch eine Webseite bekannt geworden. In dem Internet-Blog schavanplag.wordpress.com wird die Ministerin wegen ihrer Zitierweise kritisiert. Die anonymen Autoren  werfen ihr vor, auf 56 von 325 Seiten Quellen teilweise nicht  ausreichend deutlich gemacht zu haben. Schavan hatte nach dem  Studium der Erziehungswissenschaft, der Philosophie und der  Katholischen Theologie in Bonn und Düsseldorf 1980 den Doktortitel  erworben. Ihre Dissertation trägt den Titel "Person und Gewissen -  Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen  heutiger Gewissensbildung".

    Schavan: Habe sehr genau gearbeitet

    Wenn Politiker über Doktortitel stolpern

    Gekaufte Doktortitel oder Plagiatsvorwürfe haben schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Eine Übersicht:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): Viele Passagen fremder Autoren in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers sorgten im Februar 2011 für Aufsehen. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Nach heftigen Protesten trat Guttenberg von seinen Ämtern zurück.

    Silvana Koch-Mehrin (FDP): Wegen rund 120 Plagiaten in der Doktorarbeit der Europapolitikerin entzog die Universität Heidelberg ihr den Titel Mitte Juni 2011.

    Jorgo Chatzimarkakis (FDP): Der Europaabgeordnete verlor seinen Titel im Juli 2011, da mehr als die Hälfte seiner Arbeit nach Angaben der Uni Bonn aus fremder Feder stammte.

    Dieter Jasper (CDU): Der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wurde Anfang Mai 2011 zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hatte. Jasper hatte den Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2004 an einer Universität in der Schweiz erworben, die gegen Geld akademische Grade vergeben soll.

    Kai Schürholt (CDU): Der Oberbürgermeisterkandidat der Landauer CDU hatte sich 2007 im Wahlkampf mit einem Doktortitel geschmückt, obwohl er seine Promotion noch längst nicht abgeschlossen hatte. Das Amtsgericht Landau verurteilte ihn wegen Titelmissbrauchs zu einer Geldstrafe.

    Bernd Althusmann (CDU): Der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz geriet im Juli 2011 ebenfalls wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Universität Potsdam überprüfte die Arbeit daraufhin und kam zum Schluss: Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Ein Plagiats-Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.

    Florian Graf (CDU): Der Berliner CDU-Fraktionschef gab im April 2012 seinen Doktortitel wegen gravierender wissenschaftlicher Mängel zurück. Er sei den an sich selbst gestellten Ansprüchen "im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden", teilte er mit - und kam einem Zeitungsbericht zuvor.

    Margarita Mathiopoulos (FDP): Nach Plagiatsvorwürfen entzog die Universität Bonn der Politikprofessorin und FDP-Politikerin im April 2012 den Doktortitel.

    Annette Schavan (CDU): Weil sie in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Zitierfehler gemacht und Quellen nicht richtig ausgewiesen hatte, wurde der Bundesbildungsministerin im Februar 2013 der Doktortitel entzogen.

    Andreas Scheuer (CSU): Der CSU-Generalsekretär geriet Anfang 2014 wegen seines tschechischen Doktortitels in die Kritik. Diesen durfte er eigentlich nur in zwei Bundesländern aufgrund von Ausnahmeregelungen führen. Unter Druck erklärte Scheuer, den Titel gar nicht mehr zu führen.

    Schavan wies die Plagiatsvorwürfe zurück. Sie habe ihr Thema  "damals sehr genau bearbeitet" und die Dissertation "nach bestem  Wissen und Gewissen" geschrieben, sagte sie der "Süddeutschen  Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Für die Arbeit mit Quellen habe sie  einen Zettelkasten verwendet, den sie noch heute besitze. Man könne  aber nie ausschließen, dass ähnliche Gedanken oder Formulierungen  auch in anderen Werken stünden.

    Uni Düsseldorf will Plagiats-Vorwürfe überprüfen

    Ein Sprecher der Universität Düsseldorf kündigte an, dass die  Philosophische Fakultät auch auf Bitte der Ministerin die Vorwürfe  überprüfen werde. Die zuständige Promotionskommission werde in der  kommenden Woche die Arbeit aufnehmen, deren Vorsitzender sei  bereits informiert. Schavan ist seit 2005 Bildungsministerin und  zählt zu den engsten Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel  (CDU). Seit dem Wintersemester 2009/2010 lehrt sie zudem als  Honorarprofessorin im Fach Katholische Theologie an der Freien  Universität Berlin.

    Die Ministerin ist nur eine von mehreren Politikern, die in jüngerer Vergangenheit in den Verdacht gerieten, bei ihren Doktorarbeiten betrogen zu haben.

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