Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Kommentar: Die Kultur sollte nicht auf Lockerungen des Lockdowns drängeln

Kommentar

Die Kultur sollte nicht auf Lockerungen des Lockdowns drängeln

    • |
    Die Kultur muss sich gedulden.
    Die Kultur muss sich gedulden. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Nahezu alle haben innere Bilder von Museumssälen im Kopf. Dazu gehören Erfahrungen von extra hohen, extra weiten Räumen, herrschaftlichen Tanzsälen gleich und angenehm klimatisiert; dazu zählen Geflüster, Stille, wenige hallende Schritte – wenn nicht gerade Schulklassen auf Exkurs sind oder eine Blockbuster-Ausstellung läuft.

    Nicht jedes Museum ist ein weitläufiger Tempel

    Und diese Erfahrungen – mitsamt gelegentlich in sich versunkener Aufseher – stimmen ja auch weitgehend, jedenfalls für die großen, weitläufigen Tempel außerhalb der Zeit mit Sonderschauen. Es wird allein aus konservatorischen Gründen schon auf perfekte Klimatisierung, Abstandhaltung, Überblick und Kontrolle geachtet. Man tritt sich nicht auf die Füße. In jedem Supermarkt, in jeder Straßenbahn geht es anders zu als üblicherweise in der Alten Pinakothek von München, in der Augsburger Barockgalerie oder in der MEWO-Kunsthalle Memmingens.

    Das auch brachte die Direktoren großer deutscher Museen jüngst zu dem Appell in Richtung Politik, die Museen trotz der Corona-Pandemie – bei strenger Besucherzahlenbeschränkung – doch endlich wieder zu öffnen. Auch die Kultusminister präsentieren Stufenpläne. Klar, dies ist verständlich, nachvollziehbar und wünschenswert ohnehin. Ein Blick nach Österreich, das in Sachen Corona zuletzt sicherlich auch nicht hasardeurhaft handelte, zeigt: Dieser Öffnungsweg wird wieder beschritten – mal ganz abgesehen davon, dass Österreich im vergangenen Sommer auch unerwartet gut, weil diszipliniert, die Salzburger Festspiele hinbekam.

    Jeder für sich besitzt plausible Gründe für eine Lockerung

    Ob aber dies alles – einen kulturellen Teilbereich betreffend – eine Rolle spielen wird, wenn am Mittwoch die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel über Lockdown-Lockerungen oder Lockdown-Verlängerung konferieren? Vielleicht. Aber wenn, dann wohl eher in einem weiter vorausschauenden Sinn. Und speziell in Bayern besteht ja sowieso – und ebenfalls verständlich – eine Neigung zu eher straffer denn legerer Corona-Haltung.

    Gleichzeitig gilt doch auch: So mancher Interessenverband versäumte es in den letzten Wochen nicht, dringlich darauf hinzuweisen, dass man seinerseits keinesfalls zu den Corona-Treibern gehöre – und die nachweisbar gut funktionierenden Sicherheitskonzepte weiterhin anwenden wolle und werde. Nicht nur Gastronomen, Friseure, Bühnenkünstler argumentieren in diesem – gewiss ebenfalls nachvollziehbaren – Sinn. Jeder für sich besitzt plausible Gründe für eine Lockerung, vielleicht sogar Belege für die Richtigkeit der eigenen Haltung und Forderung. Aber zusammen genommen dürften mit Aufhebung aller Beschränkungen dann eben doch wieder mehr Bewegung und Kontaktaufnahme in der Bevölkerung stattfinden als – den gottlob sinkenden Infektionszahlen zuträglich.

    Im Fall der jedenfalls anstrebenswerten Öffnung der Museen kommt hinzu: Unter den bundesweit tausenden von Instituten befinden sich tausende auch auf beengtem Raum. Nicht jedes Museum kommt einer großzügig bemessenen Tempelanlage gleich. In manchem – wie im Mozarthaus Augsburg oder im Stadtmuseum Kaufbeuren – geht es eher heimelig zu. Und so wären ausdifferenzierte Sicherheitskonzepte notwendig, die vermutlich im Sinne der Gerechtigkeit ebenso scharf diskutiert werden würden wie Entscheidungen für Friseure und gegen die Gastronomie – oder andersrum.

    Der Schreiber dieser Zeilen wünscht sich auch sehnlich – verantwortungsvolle – Lockerung im Kulturbereich. Aber als Erstes sind Kitas, Schulen und andere Lerneinrichtungen dran.

    Dann sehen wir weiter.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden