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Deutsche Geschichte: Otto IV. soll im "Kaiserjahr" neu entdeckt werden

Deutsche Geschichte

Otto IV. soll im "Kaiserjahr" neu entdeckt werden

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    Otto IV. soll im «Kaiserjahr» neu entdeckt werden
    Otto IV. soll im «Kaiserjahr» neu entdeckt werden Foto: DPA

    Das soll sich 2009 ändern. In Ottos Heimatstadt Braunschweig wird 800 Jahre nach seiner Kaiserkrönung das "Kaiserjahr 2009" ausgerufen. Höhepunkt soll eine große Ausstellung über den "Traum vom welfischen Kaisertum" werden. "Die Ausstellung ist international angelegt. Nicht nur Otto, die ganze Epoche soll beleuchtet werden", verspricht Historiker Prof. Gerd Biegel.

    Der 62-Jährige leitete bis zum Jahresende das Braunschweigische Landesmuseum und wird künftig das neue Institut zur Regionalgeschichte an der Universität Braunschweig führen. "Otto war fest von der Idee eines Römisch-Deutschen Reiches überzeugt, das heißt, wir haben einen großen Europäer vor uns", sagt Biegel.

    1175 oder 1176 wurde Otto als dritter Sohn von Heinrich dem Löwen geboren. Nach dem Sturz seines Vaters wuchs er am englischen Königshof auf. Sein legendärer Onkel Richard Löwenherz soll sich um die ritterliche Erziehung Ottos gekümmert haben. 1197 starb dann Kaiser Heinrich VI. überraschend.

    Der Staufer Philipp von Schwaben sollte sein Nachfolger werden, doch unter der Führung des Erzbischofs Adolf von Köln hatte sich ein Gruppe gebildet, die dies verhindern wollte und die Otto unterstützte. Und so wurde dieser zum Gegenkönig gewählt. Mit der Ermordung von Philipp im Juni 1208 in Bamberg wurde der Thronstreit dann zugunsten von Otto entschieden.

    Am 4. Oktober 1209 erhielt der Braunschweiger in Rom vom Papst die Kaiserwürde. Schon ein Jahr später verscherzte er es sich jedoch mit dem kirchlichen Herrscher. Otto hatte versucht, das Königreich Sizilien zu erobern. Der Papst stellte Otto daraufhin unter Bann und entzog ihm seine Unterstützung. Nach weiteren Niederlagen zog sich Otto weitgehend nach Braunschweig zurück. Am 19. Mai 1218 starb der einzige Kaiser des Welfenhauses dann auf der Harzburg und wurde wie sein Vater Heinrich im Braunschweiger Dom beigesetzt.

    "Beide Welfen können als gescheiterte Herrscher gelten", meint Welfen-Kenner Prof. Bernd Schneidmüller von der Uni Heidelberg. Was Otto für ein Mensch war, bleibt dahingestellt. "Das Urteil der Zeitgenossen war zwiespältig. Die einen feierten ihn zeitweilig als großen Kaiser, die anderen warfen ihm Geiz und Brutalität vor", sagt Schneidmüller. Der berühmte Minnesänger Walther von der Vogelweide soll ihn etwa als nicht freigiebig kritisiert haben.

    Auf der anderen Seite gilt Otto als Förderer der schönen Künste. Auch der frühe Tod seiner ersten Frau Beatrix - dessen Ursache nicht geklärt ist - habe "die Klatschspalten der Geschichte" gefüllt. Die Geschichte Ottos, seine Leistungen und die Zeugnisse welfischer Kultur rechtfertigten allemal eine Ausstellung, sagt der Experte. Zumal herausragende Exponate wie zum Beispiel der Kaisermantel oder Ottos Testament noch in der Region Braunschweig erhalten sind.

    Der Braunschweiger Historiker Biegel macht darüber hinaus neugierig: "Wir erwarten Exponate aus London, Paris, Wien, aus dem Vatikan und vielleicht auch aus Syrien." Ottos Leben und die damalige Zeit böten Stoff für eine "fantastische Erzählgeschichte". Nicht nur Kaiser Otto, auch Braunschweig selbst sei im Laufe der Geschichte etwas in den Schatten geraten. Für die Stadt sei die Ausstellung nun eine Chance, ihrer geschichtliche Bedeutung wieder einen angemessenen Platz zu geben, meint Biegel.

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