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The Amazing Spider-Man (Trailer 1)

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Andrew Garfield und Emma Stone präsentieren «The Amazing Spider-Man» im Hotel Adlon in Berlin.

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Emma Stone vor einem riesigen Spider-Man-Plakat.

Kinostart: The Amazing Spider-Man
28.06.2012

Der gereifte Superheld

Von Martin Schwickert

Mit "The Amazing Spider-Man" wird die Geschichte von Peter Parker wieder zurück auf Anfang gespult. Die Schwerpunkte der Handlung wurden aber teilweise anders gesetzt.

Zehn Jahre ist es her, dass Sam Raimi mit „Spider-Man“ einen der populärsten Helden aus dem Marvel-Comic-Universum auf der Leinwand zum Leben erweckt hat. Zusammen mit zwei weiteren Folgen spülte der Stoff fast 2,5 Milliarden Dollar in die Kinokassen. Künstlerischer Anspruch, cineastische Attraktion und auf den breiten Massengeschmack ausgerichtetes Mainstream-Kino gingen in der Spinnenmann-Trilogie eine ungewöhnlich harmonische Koalition ein.

The Amazing Spider-Man: zurück auf Anfang

Aber manchmal liegt gerade im vermeintlich Sicheren das größere Risiko und das, was man nun mit „The Amazing Spider-Man“ versucht, ist ein gewagtes Unternehmen. Statt die Geschichte weiterzuspinnen, spult man sie wieder zurück auf Anfang und erzählt einfach noch einmal neu, wie sich der scheue High-School-Schüler Peter Parker durch einen Spinnenbiss in einen Superhelden verwandelt.

Im Falle von „The Amazing Spider-Man“ lohnt sich die Neubesichtigung des bekannten Stoffes. Das liegt zum einen an der Regie von Marc Webb („500 Days of Summer“), der die Geschichte des Helden wider Willen in einem sehr viel realistischeren Setting erzählt, die Psychologisierung der Figur vorantreibt und die fast schon melodramatischen Qualitäten der Story deutlich herausarbeitet. Zum anderen setzt die Wahl von Andrew Garfield („Alles, was wir geben mussten“) als Hauptdarsteller neue, interessante Akzente in der Figur des Spinnenmannes, der hier immer wieder aus der Superheldenecke herausgelockt wird und ein ungewöhnlich hohes Maß an Verletzlichkeit an den Tag legen darf.

Peter Parkers familiäre Hintergrundgeschichte tritt in den Vordergrund

Peter Parker ist nicht nur der nette, schüchterne Junge von nebenan, wie ihn Tobey Maguire gespielt hat, sondern eine sichtlich geplagte Seele, die unter dem traumatischen Verlust der Eltern auch als Heranwachsender noch schwer zu leiden hat. Der familiären Hintergrundgeschichte wird in Webbs Variation deutlich mehr Raum gegeben.

Auch das Wechselverhältnis zwischen Macht und Verantwortung wird in „The Amazing Spider-Man“ noch klarer konturiert. Die Allmachtsfantasien, die Jugendliche heute vorwiegend an der Spielkonsole ausleben, werden hier mit der Realität in Reibung gebracht und in einen moralischen Reifungsprozess des Helden kanalisiert, der entscheiden muss, wofür und wogegen er seine übernatürlichen Kräfte einsetzt. Deutlich gekürzt wurden hingegen die romantischen Verwicklungen zwischen dem schüchternen Peter und der smarten Mitschülerin Gwen (Emma Stone).

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Die Neuinszenierung trägt zudem deutlich die atmosphärischen Spuren der Ära nach den Anschlägen des 11. September 2001 in sich. Manhattan ist hier nicht bloß eine atemberaubende Kulisse, durch deren Häuserschluchten sich der Spinnenmann schwingen kann, sondern ein verletzlicher urbaner Körper, dessen Herz – der weithin sichtbare gläserne Häuserkoloss von der Gentech-Firma „Os-Corp“ – im Kampf zwischen Gut und Böse schwer in Mitleidenschaft gezogen wird.

The Amazing Spider-Man: zeitgemäß und selbstbewusst

Insgesamt ist Marc Webb mit „The Amazing Spider-Man“ eine sehr zeitgemäße Version des Comic-Klassikers gelungen, die mit einem stringenten ästhetischen Konzept und in ihrer differenzierten Figurengestaltung selbstbewusst auf eigenen Beinen steht.

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