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Der Tag, an dem die Musik überlebte

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Der Tag, an dem die Musik überlebte

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    Der Schlaks, dessen Einfluss nicht zu überschätzen ist: Buddy Holly.
    Der Schlaks, dessen Einfluss nicht zu überschätzen ist: Buddy Holly. Foto: Getty Images

    Dieser verdammte Bus. Klapprig, schmuddelig, kalt. Sie waren schon über 3000 Kilometer kreuz und quer durch die eisigen Winterlandschaften von Wisconsin, Illinois, Iowa und Minnesota gezuckelt. Der Schlagzeuger seiner Band hatte Frostbeulen an den Füßen, musste ins Krankenhaus. Und jetzt, gleich nach der Show in Clear Lake, stand die über 500 Kilometer lange Fahrt nach Moorhead an.

    Buddy Holly wollte nicht mehr in den grauenhaften Bus. Er wollte dem Rest der Truppe vorauseilen, Zeit gewinnen, ein warmes Hotelzimmer, seine Bühnenklamotten waschen, trocknen, bügeln. Er mietete ein Kleinflugzeug. Am 3. Februar 1959, kurz nach Mitternacht, hob die Maschine ab. Minuten später waren sie tot: Roger Peterson, der junge, unerfahrene Pilot; Richie Valens, der 17-Jährige, der mit „La Bamba“ zu Ruhm gekommen war; J. P. Richardson „The Big Bopper“, der mit „Chantilly Lace“ seinen Hit hatte. Und Buddy Holly, der Star der „Winter Dance Party 1959“, wie diese unglückselige Wandertruppe vom Tourneeveranstalter getauft worden war.

    Der Tanz ging nach dem Absturz weiter. Die verbliebenen Musiker plus ein paar Ersatzleute setzten die Tour wie geplant fort – the show must go on. Was die Welt verloren hatte, wurde erst in den nächsten Jahrzehnten klar.

    Entgegen seinem braven, bieder- bebrillten Aussehen war Buddy Holly ein energischer Draufgänger. Seiner Ehefrau Maria hatte er beim ersten Date einen Antrag gemacht, knapp zwei Monate später wurde geheiratet. Holly packte viel in seine 22 Lebensjahre. Als professioneller Musiker war er etwa fünf Jahre lang aktiv. Bekannt wurde er aber erst Mitte 1957 mit „That’ll be the Day“. Es folgten „Oh Boy“, „Everyday“, „Peggy Sue“, „Rave on“, „It’s so easy“, „Heartbeat“... Eineinhalb Jahre genügten, um die Musikwelt zu verändern. Holly etablierte die heute geläufige Standardformation mit Schlagzeug, Bass und zwei Gitarren. Er brach alte Strukturen auf. Vor ihm teilte sich das Geschäft in anonyme Komponisten und bekannte Interpreten. Holly schrieb seine Songs selber. Er experimentierte im Studio, erfand seinen Sound.

    Das alles imponierte und inspirierte Legionen junger Musiker. In Liverpool griffen talentierte Fans den Namen seiner Begleitband, der Crickets, auf und bastelten mithilfe einer Lautspielerei ihren eigenen Namen (cricket=Grille; beetle=Käfer; beat=Taktschlag). Die Beatles spielten Holly („Words of Love“), die Stones auch („Not fade away“), die Hollies bekannten sich bereits mit ihrem Namen zu ihrem Vorbild. Hollys Einfluss reicht unvermutet weit. In Berlin huldigte ihm „die beste Band der Welt“: Die Ärzte sorgten sich um den Verbleib von Buddy Hollys Brille (sie liegt heute in einem Museum in seiner texanischen Heimatstadt Lubbock).

    Der größte Holly-Jünger aber stand zwei Tage vor dem Todesflug in Duluth/Minnesota im Publikum. Robert Zimmerman war über 100 Kilometer von Hibbing gekommen, um ihn zu sehen. Fast 60 Jahre später, als ihm der Nobelpreis verliehen wurde, widmete Bob Dylan einen beträchtlichen Teil seiner Dankesrede diesem Moment. „Er war alles, was ich nicht war, aber sein wollte.“ Seine Lobpreisung gipfelte in einer Art Erweckungserlebnis: „Ich stand zwei Meter von ihm entfernt... Dann, einfach so, geschah das Allerunheimlichste. Er sah mir direkt in die Augen und er sandte mir etwas zu. Ich weiß nicht was. Aber ich erschauderte.“

    Die berühmteste Zeile über Buddy Holly stammt aber nicht von Dylan. Don McLean nennt in „American Pie“ Hollys Todestag „the day the music died“. Der Tag, an dem die Musik starb. Eine romantische Fehleinschätzung. Viele Platten-Neuauflagen, unzählige Fremd-Interpretationen, ein Film, ein Musical – Buddy Holly ist tot, doch seine Musik hat überlebt.

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