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Corona-Lockerungen: Museen haben wieder geöffnet - doch zur Kunst geht’s nur mit Maske

Corona-Lockerungen

Museen haben wieder geöffnet - doch zur Kunst geht’s nur mit Maske

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    Hauptsache, die Augen liegen frei: Die Barockgalerie im Schaezlerpalais am Tag der Wiedereröffnung.
    Hauptsache, die Augen liegen frei: Die Barockgalerie im Schaezlerpalais am Tag der Wiedereröffnung. Foto: Ulrich Wagner

    Eigentlich kein Museumswetter an diesem Dienstag, zu blau der Himmel. Und doch ist der strahlende Sonnenschein ein würdiger Begleitrahmen für das, was den Ausstellungshäusern in Deutschland seit dieser Woche wieder möglich ist: die Öffnung, der Einlass von Besuchern.

    Bedingt durch die Covid-19-Pandemie waren Museen flächendeckend zwei Monate lang geschlossen gewesen, eine landauf, landab lauthals beklagte Maßnahme. Waren andere Bundesländer schon ein paar Tage vorausgegangen, ist jetzt auch den bayerischen Museen grünes Signal gegeben. Und weil nur wenige Ausstellungshäuser wie etwa das Münchner Haus der Kunst montags geöffnet haben, war der gestrige Dienstag der Tag, den alle herbeigesehnt hatten, die Belegschaft der Museen vorneweg, aber natürlich auch die Besucher.

    Schlangen also vor den Einlasstoren? Hat man von nirgendwo berichtet bekommen. Nicht aus Berlin mit seinen berühmten Museen und auch nicht aus München. Und auch in Augsburg war das nicht der Fall, wo die Städtischen Kunstsammlungen bei den meisten ihrer Häuser wieder die Türen öffneten. Keiner außer dem Berichterstatter, der gleich um 10 Uhr etwa vor dem Augsburger Schaezlerpalais gewartet hatte, das mit seiner Galerie barocker Gemälde aufwartet und zugleich den Einlass bildet für die Staatsgalerie Altdeutscher Meister.

    Der Besucher reißt die Karte selber ein

    Dafür begegnet man an der Museumskasse all den Insignien, an die man sich in Corona-Zeiten längst gewöhnt hat: eine Plexiglasscheibe an der Bezahltheke, Mundschutz bei den Mitarbeiterinnen und natürlich unübersehbaren Hinweistafeln: Kein Eintritt ohne Bedeckung von Mund und Nase, bitte soundsoviel Abstand halten … Höflich wird der Besucher überdies gebeten, sein Eintrittsbillett doch bitte selbst per Riss zu entwerten. Je weniger Kontakt, desto besser.

    Später, beim Wechsel in das Augsburger Maximilianmuseum, wird man sogar noch mit noch strengeren Maßnahmen konfrontiert. Gleich am Tor bekommt man von einer Mitarbeiterin mittels Sprühflasche die Hände desinfiziert. Auf einem kleinen Tischchen daneben stehen zwei handliche Zähler, mittels derer die Eintretenden festgehalten werden, bei 50 ist erst mal die Obergrenze erreicht. Museumsalltag in Zeiten der Pandemie.

    Ob im Maximilianmuseum mit seiner Gold- und Silberschmiedekunst, im Schaezlerpalais oder im Zeughaus mit seiner Ausstellung altrömischer Funde: Überall wird versucht, durch Einbahnregelungen möglichst wenig Kontakt zwischen den Besuchern zuzulassen. In allen drei Häusern der Städtischen Kunstsammlungen ist das am Dienstag kein Problem, man hat die Exponate weit überwiegend für sich. Und so stehen etwa im Schaezlerpalais all die vertrauten Preziosen endlich wieder greifbar vor Augen: Johann Heinrich Schönfelds atmosphärische „Zeichner in römischen Ruinen“ oder Tischbeins Bildnis einer geziert lächelnden Dame mit Fächer, Füsslis luftig sich windende „Psyche“ oder die bürgerstolzen Frauenbildnisse von Anton Graff.

    Was das Digitale kann - und was nicht

    In guten Museen sind die Exponate das eine; zum ästhetischen Gesamteindruck gehört jedoch unabdingbar auch der museale Raum mit seiner Architektur und seinen Farben. Hier kann die digitale Vermittlung nicht mithalten – die man freilich in Zeiten des Shutdown auf ihre Weise durchaus schätzen gelernt hat mit ihren spezifischen Möglichkeiten wie dem extremen Heranzoomen von Details oder den Einblicken in sonst verschlossene Depots. Den Kunstgenuss in geschichtsgesättigten Räumen, das Knarzen alter Dielen, den Geruch schwerer Holzvertäfelung kann das digitale Medium aber ebenso wenig vermitteln wie den Farbakkord beim Durchschreiten der wunderbaren blassblau, zartgelb und altrosa getünchten Raumflucht im Schaezlerpalais.

    Für Besucher realer Museen – und je kleiner, desto ausgeprägter – wird für die nächste Zukunft gelten: Wer den Originalen begegnen will, muss sich an Einbahnmarkierungen entlang führen lassen. Eigenmächtige Erkundungen sind nur in bedingtem Maße möglich. Tief im Museum einfach mal umdrehen und drei, vier Räume zurückgehen, um dort einen Eindruck noch einmal aufzufrischen, ist auf solch direktem Weg derzeit nicht möglich. Sanft entschieden wird man von der Aufsicht darauf hingewiesen, dass man sich doch bitte an die Einbahnregelung halten und bei Bedarf hinten hinausgehen und dann vorne am Eingang noch einmal neu anfangen möge.

    Für das Personal in den Sälen ist das strenge Achten auf Abstands- und Hygienevorschriften noch Neuland, wie allseits eingeräumt wird. Doch man ist froh, dass die Museen nun überhaupt wieder fürs Publikum offen stehen. Und man hofft, dass die Besucher auch wirklich wieder hereinfinden in die Häuser und sich nicht abschrecken lassen von Bedeckungspflicht und einzuhaltendem Mindestabstand. Am ersten Tag der Wiedereröffnung, war der Zulauf noch verhalten in den genannten Häusern, wie auch Christof Trepesch, der Direktor der Augsburger Kunstsammlungen, einräumt. Macht aber nichts, entscheidend ist für Trepesch erst mal nur eines: „Endlich wieder geöffnet!“

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