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Corona-Krise: Vorhang auf? Exit-Strategien fürs Theater gefordert

Corona-Krise

Vorhang auf? Exit-Strategien fürs Theater gefordert

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    Augsburg Mit anhaltender Dauer der Corona-Krise wächst die Unzufriedenheit und Kritik deutscher Theaterintendanten gegenüber der Politik – auch in der Region. Jetzt haben die drei Köpfe der öffentlichen Theater in

    Mädler wie Weber weisen darauf hin, dass das Theater mehr als Luxus, Unterhaltung, Zerstreuung, Freizeitgestaltung und ein Schönwetterverein ist, nämlich: elementare Grundversorgung, auch in Sachen Bildung. Gerade derzeit sei es gefragt mit dem Aufgreifen von Debatten etwa zu den Themen Bürgerrechte, Grundrechte, Solidarität, potenzieller Vereinsamung. Und auch André Bücker, der Augsburger Staatstheater-Intendant, fordert vehement, dass die Kultur wieder Gehör finden und ins Bewusstsein der Politik kommen solle. Er wünscht sich zusammen mit Kathrin Mädler dringend, dass jetzt bei den zuständigen Stellen darüber gesprochen werde, welche Lösungen „unter welchen Bedingungen“ gefunden werden können, um Theaterspiel wieder möglich zu machen. Ein kleiner Anfang dazu ist am Mittwoch gemacht worden: Da traf Bücker in Nürnberg den bayerischen Kunstminister Bernd Sibler, den

    Unabhängig davon weist Kathrin Mädler darauf hin, dass es bezüglich des Ausstiegs aus der theaterlosen Zeit „eine große gemeinsame Linie, eine einheitliche Lösung nicht geben kann“. Erstens, weil die Spielstätten unterschiedliche Träger (Land und/oder Kommune) haben, zweitens, weil sie unterschiedlich groß sind und unterschiedliche künstlerische Angebote offerieren. Ein reines Schauspielhaus – wie Memmingen – sei hinsichtlich einer Wiederöffnung anders zu behandeln als ein Opernhaus mit Orchester, Chor und Ballett. Am Landestheater Schwaben werde intensiv darüber nachgedacht, unter welchen Bedingungen wieder Theater gespielt werden könnte: Welche Hygienemaßnahmen wären zu treffen? Welche neuen Formate – wie Spiel im Freien, Drive-In, verkleinertes Publikum – könnten die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ermöglichen?

    Dasselbe treibt André Bücker am Dreispartenhaus von Augsburg um: Im Schauspiel könnte sehr schnell wieder gestartet werden; das Musiktheater bräuchte auch wegen der anzusetzenden Proben länger. Auch er hat Vorschläge, die einen Wiedereinstieg erleichtern könnten: „intelligentes Publikums-Einlassmanagement mit zeitlichem Lenken der Besucher, pausenloses Spiel, größerer Abstand der Zuschauer in den Sitzreihen. Gleichzeitig bemängelt Bücker, dass bei den derzeitigen Corona-Regeln zu wenig spezifisch gedacht werde. Er glaubt im Übrigen, dass die Corona-Auswirkungen bis in die nächste Spielzeit hineinreichen werden.

    In der momentanen Unsicherheit hat Knut Weber vom Theater Ingolstadt seinen bereits bekannt gegebenen Spielplan 2020/2021 kurzerhand auf die Saison 2021/2022 verschoben. Er will in der kommenden Saison mit einem „improvisatorischen Notspielplan“ antreten, der zeigen solle, wie „Theater unter Corona-Bedingungen funktioniert“. Weber glaubt erklärtermaßen nicht, dass binnen zwölf Monaten ein Impfstoff gegen Corona gefunden wird, und setzt deshalb auf Publikumsabstand („300 statt 700 Zuschauer im Großen Haus“), auf kleinere, unaufwendigere Stücke mit weniger Schauspielern, weniger Körperkontakt („nach vorne spielen“), weniger Technik.

    Knut Weber und Kathrin Mädler denken aber nicht nur an praktische Lösungswege aus der Corona-Krise, sondern auch an die finanziellen Auswirkungen der vielen spielfreien Wochen und Monate vor Beginn der kommenden (unsicheren) Spielzeit: Weber fordert seitens der Politik eine „Existenzsicherung der Theater und freien Schauspieler“, Mädler erklärt: „Die Länder und Kommunen müssen sich im Herbst finanziell zu uns bekennen.“

    Um sich zu beraten und auszutauschen mit ihren einerseits unterschiedlichen, andererseits gleichen Positionen, werden sich die bayerischen Intendanten am kommenden Montag in Regensburg treffen. Die Sitzung dürfte nicht ohne Erklärungen, Wünsche und Appelle an die Politik enden. Bücker: „Ich denke, das ist überfällig. Ich erwarte da auf bayerischer Ebene was.“

    Bei aller Unzufriedenheit, bei allen Vorschlägen und Wünschen der drei Theater-Spitzen gilt aber auch, was der Deutsche Bühnenverein diese Woche erklärte: Im Augenblick seien alle Ideen für mögliche Theateröffnungen hypothetisch. Wann und auf welche Weise wieder Theater gemacht werden könne, hänge nicht von Wünschen ab, sondern von der Pandemie-Entwicklung, von Entscheidungen der Politik und medizinischen Gegebenheiten.

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