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Betty Anne Waters: Bruder, zur Freiheit!

Betty Anne Waters

Bruder, zur Freiheit!

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    Betty Anne Waters (Hilary Swank) kämpft um ihren zu Unrecht verurteilten Bruder. (Foto: Tobis) dpa
    Betty Anne Waters (Hilary Swank) kämpft um ihren zu Unrecht verurteilten Bruder. (Foto: Tobis) dpa

    Erin Brockovich stammte aus einfachen Verhältnissen und kämpfte wie eine Löwin für Gerechtigkeit. Brockovich ist allerdings ein zahmes Kätzchen im Vergleich zu Betty Anne Waters, die ihr halbes Leben aufgibt, um mit allen Mitteln der Justiz ihren unschuldig verurteilten Bruder zu befreien. Das ist bewegend, erstaunlich und in der Geschwisterliebe beinahe unglaublich. Doch wie Erin Brockovich war auch Betty Anne Waters eine reale Figur.

    Schon als Kinder sorgten Betty und Kenny immer für Ärger, waren Stammgäste bei der Polizei des kleinen Örtchens Ayer in Massachusetts. Betty konnte als kleines Mädchen die Jungs verdreschen, der große Bruder holte sie immer raus, wenn es nicht mehr weiterging. Die Mutter kümmerte sich nicht um sie, sieben unterschiedliche Waisenhäuser waren ihr Zuhause.

    Als Erwachsene holt Betty (Hilary Swank) ihren Bruder Kenny (Sam Rockwell) immer wieder aus dem Knast. Der charmante Dickkopf lässt sich von niemandem etwas sagen. So ist er nicht überrascht, dass er wieder verhaftet wird. Nur ist es diesmal ernst. Zwei Jahre nach dem Mord an einer Frau aus der Nachbarschaft kann eine unübersehbar befriedigte Polizistin Kenny festnehmen. Im Jahr 1983 bekommt er lebenslänglich, und das Gericht verurteilt damit auch seine Schwester – zu einem erstaunlichen Leben.

    Betty Anne Waters beginnt Jura zu studieren, als Mutter zweier Söhne ist sie die älteste Frau in der Klasse. Sie kellnert nebenbei und schafft die Prüfungen gerade so eben. Zwölf Jahre hängt sie sich derart in die Obsession, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, dass ihr Mann auszieht und sie mit den Kindern alleine lässt. Später wollen auch die lieber beim Vater leben. Das schmerzt, aber die Liebe zum Bruder ist größer. Bis zum Zusammenbruch kämpft Betty, während alle längst aufgegeben haben.

    Nur Abra Rice (klasse: Minnie Driver), eine Freundin aus dem Studium, bleibt an ihrer Seite und balanciert den erschreckenden Ernst Bettys mit gutem Humor aus. Wie im amerikanischen Recht üblich, brauchen sie einen Präzedenzfall, und die technische Entwicklung der DNA-Tests liefert ihnen diesen. Doch eine Staatsanwältin mit politischen Interessen steht Kennys Freilassung weiterhin im Wege. Irgendwann gibt es E-Mails, die Handys sind klein geworden, aber die Blutproben immer noch nicht untersucht. „Betty Anne Waters“ erzählt eine eindrucksvolle, wahre Geschichte, die sich Anfang der Achtziger ereignete. Eine unprätentiöse Inszenierung von TV-Routinier Tony Goldwyn lässt den Darstellern allen Raum, bis man glaubt, Hilary Swank sei wirklich Betty Anne Waters, deren Beharrlichkeit erstaunt zunimmt, denn es dauert auch im Kino 90 Minuten, bis Hoffnung aufkommt – dieser Film macht es einem nicht leicht, an die Unschuld von Kenny zu glauben. Swank fesselt in allen Verfassungen, bis hin zum nahen Wahnsinn. Auch Sam Rockwell altert in der Rolle ansehnlich, aber sein Kenny bleibt immer noch jähzornig. Überhaupt ist „Betty Anne Waters“ im Stil unauffällig, aber durchgehend hervorragend besetzt. Juliette Lewis spielt beispielsweise eine herrlich schlampige Zeugin, die gegen Kenny aussagt und sichtbar stinksauer auf ihn ist.

    Das Drama feiert keine überschwängliche Freude am Ende, denn es bleiben 18 Jahre unschuldig abgesessene Haft. Allein das New Yorker Projekt, das auch Betty Anne Waters in den letzten Monaten unterstützte, erreichte seit 1989 über 250 Freisprüche auf Basis von DNA-Beweisen. ***

    Start in Augsburg, Ingolstadt, Memmingen

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