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Berlinale: Wenn Systeme aus den Fugen geraten

Berlinale

Wenn Systeme aus den Fugen geraten

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    Benni (Helena Zengel) lässt ihrer Wut freien Lauf. Szene aus dem deutschen Beitrag „Systemsprenger“.
    Benni (Helena Zengel) lässt ihrer Wut freien Lauf. Szene aus dem deutschen Beitrag „Systemsprenger“. Foto: dpa

    Mit „Systemsprenger“ ist der erste deutsche Film in den Berlinale-Wettbewerb um die Bären gestartet. Der Film von Nora Fingscheidt gehört zu den drei deutschen Beiträgen bei den 69. Filmfestspielen. Die deutsche Regisseurin schaffte es mit ihrem Spielfilmdebüt auf Anhieb in den Wettbewerb. Fingscheidt, die auch das Drehbuch geschrieben hat, sagte in Berlin: „Ich habe diesen Film gedreht, weil mich die Geschichte persönlich interessiert und weil sie sich mit etwas vermischt, was gesellschaftlich relevant ist.“ Für die Regisseurin und ihr Team gab es nach einer Vorführung viel Beifall.

    Das Drama handelt von der neunjährigen Benni. Sie hält sich und ihre Umwelt mit unkontrollierten Wut- und Gewaltausbrüchen in Schach – was von den Betroffenen, wie etwa Sozialarbeitern, oftmals salopp mit dem fachlich nicht anerkannten Begriff „Systemsprenger“ bezeichnet wird. Hauptdarstellerin des Films ist die zehnjährige Helena Zengel. An diesem Samstag wird der nächste deutsche Film erwartet. Mit „Der Goldene Handschuh“ kehrt Berlinale-Preisträger Fatih Akin („Gegen die Wand“) in den Bären-Wettbewerb zurück.

    Als einer der Favoriten ging am Freitag auch der französische Regisseur François Ozon („8 Frauen“) mit „Grâce à Dieu“ („Gelobt sei Gott“) über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ins Rennen. Die Wahl des Themas begründete der fünfmalige Berlinale-Teilnehmer Ozon mit seiner bisherigen Arbeit: „Ich habe viele Filme gemacht mit starken Frauen, und ich wollte schon lange einen Film machen über Männer, die ihre Gefühle und Emotionen ausdrücken.“ Zufällig sei er auf die Geschichte gestoßen.

    Dabei geht es um einen Priester in Frankreich, der in den 1980er Jahren gegen dutzende Kinder übergriffig geworden sein soll. Der Film erzählt, wie die Opfer Jahre später die Aufarbeitung einfordern. Aktuell läuft ein Prozess gegen den mächtigen Erzbischof von Lyon und fünf weitere Geistliche wegen Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen. Der Stoff wurde unter einem Arbeitstitel verarbeitet. „Der Film wurde zunächst unter einem falschen Titel gedreht“, sagte Produzent Nicolas Altmayer in Berlin, „darin war überhaupt nicht die Rede von diesen barbarischen Taten.“ Co-Produzent Eric Altmayer berichtete zudem von Problemen bei der Finanzierung. „Der Film war nicht so ganz einfach zu finanzieren, das kann man sich vorstellen bei dem Thema.“ (dpa)

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