Es dauerte ein wenig, bis Ruhe einkehrte zum ätherischen „Lohengrin“-Vorspiel unter Dirigent Christian Thielemann im Bayreuther Festspielhaus. Die zartesten Momente: überdeckt von einem Publikum, das knarzend noch seine rechte Sitzposition einnahm. Schade. Dann erst konnte sich musikalische Spannung entfalten. Und als dann der Vorhang aufging, erhielt man eine Ahnung davon, woher die Spannung auch rühren könnte: Neo Rauch, der international gefeierte Leipziger Maler, ließ als Bühnenbildner ein kleines E-Werk mitsamt Porzellan-Isolatoren als Sitzgelegenheit errichten – und der Held Lohengrin besiegte fürs Erste den machtgierigen Telramund im Luftkampf mit einem Schwert in Form eines (Elektro-)Blitzes. Oh ja, es gab was zu gucken. Doch der Regisseur des Abends trug dazu eher wenig bei.
Premiere in Bayreuth: Interessant, sagt der Mensch, wenn er nicht weiter weiß, aber höflich bleiben will
Das wurde auch im zweiten Aufzug nicht besser mit seiner Personenführung von Annodunnemal. Hier, in den ausgiebigen Dialogen, wäre eine kluge Führung der Figuren besonders wichtig gewesen. Doch: Fehlanzeige. Stattdessen bot sich eine gemalte Vorhang-Landschaft dar und das gedrehte E-Werk als bizarre Kathedrale von Antwerpen. Interessant, sagt der Mensch, wenn er nicht weiter weiß, aber höflich bleiben will. Einmal mehr punkten in der nicht wirklich garen Inszenierung die Solisten, etwa die auf den Hügel zurückgekehrte Waltraud Meier als Ortrud.
Der dritte Aufzug dann brachte immerhin ein zweites magisches Neo-Rauch-Bild und eine erste schlüssige Idee des Regisseurs Yuval Sharon: Lohengrin bindet, fesselt Elsa, letzte Steigerung seines Frageverbots. Doch prinzipiell kommt das zu spät. Ovationen für die Musiker, Höflichkeitsbeifall für das Regie-Team.