Zugleich ist die Schau ein bisher einmaliges Projekt der Zusammenarbeit zwischen dem MoMA und den drei einstigen Bauhaus-Heimstätten in Weimar, Dessau und Berlin. "Es gibt weltweit wohl kein Museum, das so eng mit dem Bauhaus verbunden ist wie das MoMA", sagte Direktor Glenn Lowry.
Von den mehr als 400 Exponaten stammen rund 150 aus der Ausstellung "Modell Bauhaus", die bis Anfang Oktober mit großem Erfolg in Berlin lief. "Das weltweite Interesse am Bauhaus ist größer denn je", sagte die Direktorin des Berliner Bauhaus-Archivs, Annemarie Jaeggi, in New York. "Unsere Zusammenarbeit hat unser gemeinsames Verständnis sehr bereichert."
In Amerika steht der Begriff "Bauhaus" häufig einfach für eine zeitlose Stilrichtung der Moderne. "Wir alle leben in einem Bauhaus", überschrieb etwa das "New York Magazin" einen Vorbericht. Die Ausstellung will dagegen die 1919 von Walter Gropius gegründete avantgardistische Hochschule für Gestaltung in ihrer historischen Dimension während der Weimarer Republik zeigen. Die Exponate sind deshalb chronologisch angeordnet - von den Gründerjahren in Weimar über den Umzug 1925 nach Dessau bis zur Schließung 1933 durch die Nazis in Berlin.
Idee der Bauhaus-Gründer war es, die Grenzen zwischen Kunst, Architektur und Design einzureißen und die Isolierung der einzelnen Kunstarten durch Dialog aufzuheben. Der Gründungsdirektor des MoMA, Alfred Barr, nahm dieses revolutionäre Konzept von einem Deutschland-Besuch in die USA mit. "Die drei Tage, die ich 1928 im Bauhaus verbracht habe, waren für mich eines der wichtigsten Ereignisse in meiner Ausbildung", schrieb er an Gropius.
Das ein Jahr später eröffnete MoMA legte seine Sammlung ebenfalls so an, dass nicht nur klassische Kunst, sondern auch Fotografie, Design und Architektur eine gleichberechtigte Rolle spielen. 1938 zeigte das Haus eine erste Bauhaus-Ausstellung, die von dem inzwischen in die USA emigrierten Gropius selbst gestaltet wurde.
Die neue Schau repräsentiert die ganze Bandbreite der Bauhaus-Schule: von Oskar Schlemmers symbolträchtigem Meisterwerk "Bauhaustreppe" (1932) über Grafiken, Fotografien, Skulpturen, Textilien, Keramik, Kostümentwürfe und Lampen bis zu Marcel Breuers legendären Stahlrohrsesseln. Sein berühmter "Afrikanischer Stuhl", der bis zur Wiederentdeckung 2004 fast 80 Jahre als verschollen galt, ist erstmals außerhalb Deutschlands zu sehen.
Für die Ausstellung, die vom 8. November bis zum 25. Januar läuft, haben auch im MoMA die Abteilungen interdisziplinär zusammengearbeitet. Als Organisatoren zeichnen Chefkurator Barry Bergdoll (Architektur und Design) sowie seine Kollegin Leah Dickerman (Malerei und Skulptur) verantwortlich. Daneben gibt es zahlreiche Workshops, Vorträge, Symposien und sogar eine eigene Website. "Für uns war die Arbeit an der Ausstellung selbst eine Art Bauhaus", sagt Bergdoll.