Bartoszewski schrieb darüber in seinem neusten Buch ("Über Deutsche und Polen - Erinnerungen"), das am Freitag im Deutschen Historischen Institut in Warschau vorgestellt wurde. Als damaliger Außenminister (2000-2001) habe er die Gründung einer deutsch-polnischen Stiftung vorgeschlagen, die durch die Nazis aus Polen geraubte Kunstwerke in deutschen Museen und Privatsammlungen aufspüren und aufkaufen sollte. Als Gegenleistung sollte Polen die Sammlungen der Preußischen Staatsbibliothek (Berlinka), die seit dem Kriegsende in Krakau lagern, an Deutschland zurückgeben, hieß es in der Publikation.
Laut Bartoszewski unterstützte Polens Ministerpräsident Jerzy Buzek (1997-2001) diesen Vorschlag. Kontakte habe es zwischen ihm, Buzek und dem deutschen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) gegeben, sagte Bartoszewski der dpa. Als Geste guten Willens hatte Buzek im Dezember 2000 dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Guttenberg-Bibel in Warschau überreicht. Die Schuld am Scheitern des Vorhabens gab Bartoszewski Schröder. Der Kanzler habe leider nicht begriffen, wie großzügig der polnische Vorschlag gewesen sei und dass diese Möglichkeit nur kurz angeboten wurde, sagte Bartoszewski bei der Buchvorstellung zu Journalisten. Heute würde er dem amtierenden Regierungschef Donald Tusk abraten, sich auf einen solchen Deal einzulassen, betonte Bartoszewski.
Die Berlinka-Sammlungen waren vor Kriegsende aus Berlin unter anderem nach Grüssau in Niederschlesien ausgelagert worden, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Nach der Verschiebung der deutsch- polnischen Grenze 1945 übernahmen Polens Behörden die Musikhandschriften und Nachlasse von Beethoven, Bach, Haydn, Schubert sowie Briefe von Luther, Kant, Goethe, Kleist. Berlin besteht auf Rückgabe dieser Kulturgüter. Unter Hinweis auf schwere Kulturverluste durch die deutschen Besatzer lehnt Polen dies ab.