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Bad Wörishofen: Feuer beim Festival der Nationen 2016

Bad Wörishofen

Feuer beim Festival der Nationen 2016

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    Pianist Fazil Say und Trompeter Gábor Boldoczki begeisterten.
    Pianist Fazil Say und Trompeter Gábor Boldoczki begeisterten. Foto: Johann Stoll

    Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist es aus der schwäbischen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken: Auch 2016 freut sich Bad Wörishofen wieder über sein „Festival der Nationen“, das mit einem bemerkenswerten Konzert eröffnet wurde – unter Teilnahme zahlreicher bayerischer Vertreter aus Politik, Wirtschaft sowie Kultur und nicht zuletzt unter Teilnahme eines begeisterten Publikums. Immer war das Festival beharrlich auf der Suche nach eigener Identität, die es von anderen Prestige-Events unterscheidet. Und hat sie längst gefunden: Die Balance aus Auftritten von Weltstars und Förderprojekten für die Jüngsten (u. a. das Vivaldi gewidmete Projekt „Classic for Kids“ mit dem jungen vbw-Festivalorchester) gefällt auch den Größen. Sie kommen gerne, sei es Diana Damrau, die im dichten Terminkalender zwei Auftritte

    Und so wird auch der renommierte Pianist Fazil Say, der jetzt im Mittelpunkt des Eröffnungskonzertes stand, drei Jahre als „Artist in Residence“ das Festival mitprägen. Darauf darf man gespannt sein, denn was Say bietet, ist hinreißend. Dieser Künstler erregt Aufsehen als Virtuose und als Komponist. Mit dem Kammerorchester des BR-Sinfonieorchesters entfachte er „Feuer“ von der Klassik bis zur Moderne. Mozarts Klavierkonzert KV 467 entfaltete unter seinen Händen, begleitet von diesem Elite-Klangkörper, Schönheit und Emotionen. Wenn Say mit den im Stehen spielenden Bo Widerbergs Melodram „Elvira Madigan“, gerät mit Say zu ehrlicher Poesie.

    Eine andere Welt tat sich in der Partnerschaft Say/BR danach auf: Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester entfesselte einen Drive, eine unverschämt entzückende Sinnlichkeit, die Publikum und Künstler enthusiastisch genossen. Das geniale Spiel des Russen mit virtuos ausgekosteter Zirkus-Atmosphäre, deftigem musikantischen Auftrumpfen, höchstem Raffinement der Stimmführung, Parodie und Zitat klassischer Formen, ist eine aufregende Mischung. Und wenn ein Ausnahme-Trompeter wie Gábor Boldoczki mit von der Partie ist, ist das lustvolle Ereignis perfekt. Die Zugabe, Schostakowitschs berühmt-melancholischer Walzer, genüsslich ausgespielt, setzte noch eins drauf.

    Beschlossen wurde der Abend mit Mozarts Linzer Sinfonie. Hier schien sich das Ensemble von den Turbulenzen Schostakowitschs erst erholen zu müssen. Dann entfaltete sich Mozart’sche Bildkraft. Das „Festival der Nationen“ – eine Stätte der Emotionen.

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