Hört sich eigentlich ganz gut an - doch außer im Wetterbericht mögen die Deutschen das Wort nicht so gerne, findet Noack. "Heiter ist in Deutschland ja immer etwas verpönt", meint die Frau, die mit ihren locker-lustig-leichten und eben "heiteren" Geschichten Millionen deutsche Leser verzückt hat. "Ferien sind schöner" oder "Flöhe hüten ist leichter" heißen ihre Bücher, im Fernsehen wurde "Der Bastian" ein Erfolg. Am 28. September wird Noack 85 Jahre alt.
Heitere Bücher zu schreiben kam am Anfang ihrer Karriere gar nicht gut an, erinnert sie sich. "Ich habe eigentlich Jahre mit meinen Büchern gegen Widerstände der Verleger und der zuständigen Leute gekämpft", berichtet Noack. "Mein erstes Buch, das ich einschickte, kam jedes Mal wie ein Bumerang zurück. Ich war allen nicht ernst genug, ich schürfte nicht tief, und meine Figuren hatten keine tragischen Schicksale. Und die Leser wollten eben mitleiden und nicht mitlachen. Das wurde mir klar gemacht." Schließlich erbarmte sich 1955 ein Verleger - und landete mit Noacks "Die Zürcher Verlobung" einen Bestseller-Erfolg. Kurz darauf wurde das Buch verfilmt. "Ab da ging es bergauf", sagt sie heute.
"Erst hieß es: Das wird doch nichts, das wollen die Leute nicht lesen. Ich glaube aber, die Leute wurden damals gar nicht gefragt. Das war so ein Standpunkt in den Verlagen. Dabei war der Krieg ja schon zehn Jahre vorbei."
Ihre Ader für leichte Geschichten entwickelte sie paradoxerweise in den schlimmsten Zeiten ihres Lebens, als junges Mädchen im Zweiten Weltkrieg in ihrer Heimatstadt Berlin. Schon als Elfjährige verfasste sie ihre erste Geschichte. "Dann kam der Krieg, und man kam gar nicht weg von den schrecklichen Dingen. Da habe ich mir selber schöne Geschichten von jungen Leuten geschrieben, die sorglos in Frieden leben durften, um die Schrecken um mich herum zu vergessen. Die waren auch bei meinen Freunden sehr beliebt." Zuletzt schrieb sie nur noch Tagebücher über alles, was sie erlebte, was um sie geschah. Ihre Erinnerungen an diese Zeit hat Noack Anfang der 80er Jahre in "Eine Handvoll Glück" und "Ein Stück vom Leben" verarbeitet.
"Ich habe im Krieg, als es kein Papier mehr gab, überall Papier geklaut. Ich habe zwischen Bombenhagel draußen gesessen und geschrieben. Sonst hätte ich gar nicht den Stoff gehabt, wenn ich das nicht alles schon aufgeschrieben hätte. Das kann man sich ja alles gar nicht ausdenken", sagt Noack.
Aber wie passen das Heitere und tiefschwarze Wolken zusammen? Noack: "Mark Twain hat mal gesagt "Die verborgene Quelle des Humors ist nicht Freude, sondern Trauer", kurz: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht". Das ist wirklich wahr. Humor geht komischerweise nicht ohne diese Unterlage, diese Trauer, diese Melancholie."
Nach dem Krieg ging Noack an die Berliner Kunstschule, arbeitete als Illustratorin und Journalistin. Ihre großen Roman-Erfolge schrieb sie, um Geld zu verdienen. "Schreiben war eigentlich mein Job. Ich war nie ein Schriftsteller mit Lorbeerkrönchen. Es war mein Beruf." Oft hatte sie keine Lust, an den Schreibtisch zu gehen, und musste sich selber dazu zwingen. Irgendwann in den 90er Jahren hörte sie dann einfach auf.
"Ich habe mich selber in den Ruhestand versetzt. Ich habe geahnt, dass meine Schreibmaschinen irgendwann kaputt gehen und dass ich mit Computern im Clinch liegen würde. Ich habe auch zu viel geraucht dabei. Ich brauchte immer ein Aufputschmittel. Ich hatte ja keine Lust immer an den Schreibtisch, ich musste ja. Und diese Quälerei will ich nicht mehr. Ich finde es wunderbar, wenn ich heute morgens in Ruhe frühstücke und die Zeitung lese und es hetzt mich keiner."
Nach zwei Ehen lebte Noack 18 Jahre lang als Single, bevor sie vor ein paar Jahren ihren heutigen Lebensgefährten wiedertraf - ein alter Bekannter. Im Kriegsjahr 1943 hatte sie "einen baumlangen Sanitäter" kennengelernt, erinnert sie sich. 50 Jahre später - er war mittlerweile Professor geworden - sah er sie im Fernsehen wieder. Heute wohnen die beiden am Starnberger See und in Hamburg.
Noack hat einen Sohn, der ihr als Kind Stoff für viele ihrer Geschichten lieferte. Am liebsten verbringt sie ihren Tag mit den beiden Enkelkindern, liest ihre E-Mails aus aller Welt, geht walken oder schwimmen. Unterhaltungsromane selber lesen, daran hat sie kein Interesse. Stattdessen stürzt sie sich auf die Zeitung, am liebsten auf Politik und Wirtschaft. "Ich bin so froh, dass ich außer Dienst bin - Autorin a.D. sozusagen. Es geht mir so: Jetzt möchte ich lesen. Jetzt möchte ich Filme sehen." Die vielen Abschiede von ihren Freunden, die schon gestorben sind, machen ihr mittlerweile zu schaffen. Ansonsten hat sie nichts gegen das Älterwerden, denn sie hält sich nicht für den Typ, zu dem das passt: "Es gibt Menschen, die kommen alt auf die Welt, und manche vergessen, erwachsen zu werden."