San Francisco Das überdimensionale Foto eines Models mit einem kunstvoll drapierten Kopftuch leuchtet von der eleganten Fassade des de-Young-Kunstmuseums in San Francisco. Daneben die Fakten: 1,8 Milliarden Muslime, 53 Designer, eine globale Ausstellung. Mit der Schau „Contemporary Muslim Fashions“ betritt das experimentierfreudige Museum Neuland. Für die erste große Ausstellung über zeitgenössische muslimische Mode haben die Kuratoren Leihgaben aus aller Welt zusammengetragen, darunter Haute-Couture-Stücke, aber auch gewöhnliche Straßenkleidung.
Es ist der spektakuläre Abschied des gebürtigen Österreichers Max Hollein, der nach zwei Jahren als Museumsleiter in San Francisco in diesem Sommer an das New Yorker Metropolitan Museum wechselte. „Manche Leute glauben noch, es gibt gar keine Mode für muslimische Frauen“, sagt der 49-Jährige am Rande seiner Stippvisite zur Eröffnung der Schau. Er wolle mit Unwissen und Missverständnissen aufräumen. „Dies ist derzeit eine der künstlerisch interessantesten Modeszenen überhaupt“, erklärt Hollein.
Schwarze Wände und riesige Augen hinter einem Lochmuster-Ornament – wie hinter dem Sehgitter einer Burka versteckt – sind die Kulisse für bodenlange Gewänder und Überwürfe, modische Abwandlungen des traditionellen schwarzen „Abaya“. Hier beginnt der Rundgang durch eine Schau mit über 80 Outfits auf Schaufensterpuppen, 40 Fotos und Social-Media-Exponaten.
In San Francisco ist die Ausstellung bis Anfang Januar zu sehen, danach kommt sie ab April nach Frankfurt am Main. „Wir wollten sie unbedingt in Europa zeigen, insbesondere in einer Stadt mit einem starken Migrationshintergrund“, sagt Hollein. Auch eine weitere Station im arabischen Raum wird angestrebt. Barbara Munker, dpa