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Außenseiterin erhält Deutschen Buchpreis

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Außenseiterin erhält Deutschen Buchpreis

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    Außenseiterin erhält Deutschen Buchpreis
    Außenseiterin erhält Deutschen Buchpreis Foto: DPA

    Die in der DDR aufgewachsene 51 Jahre alte Autorin war sichtlich sprachlos, als das Votum der Jury verlesen wurde. Für sie sei es schon das "Allergrößte" gewesen, überhaupt ins Finale der letzten sechs gekommen zu sein, meinte sie anschließend bescheiden.

    In ihrem autobiografisch geprägten Roman erzählt Schmidt die Geschichte einer Frau, die nach einer Hirnblutung im Krankenhaus aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Langsam erobert sie sich die Welt zurück. "Mal lakonisch, mal spöttisch, mal unheimlich schildert der Roman die Innenwelt der Kranken und lässt daraus mit großer Sprachkraft die Geschichte ihrer Familie, ihrer Ehe und einer nicht vorgesehenen, unerhörten Liebe herauswachsen", würdigte die Jury die beste literarische Neuerscheinung des Jahres.

    Kritiker hatten in den vergangenen Monaten die Präzision und die Geduld gerühmt, mit der Schmidt die Geschichte der Wiedergenesung und der Wiedergewinnung der Sprache beschreibt. Da Schmidt jüngst auch den renommierten Preis der SWR-Bestenliste erhalten hatte, kam die Entscheidung der Jury letztlich nicht so überraschend. Es sei eine besondere "Kraftanstrengung" gewesen, sich angesichts des Nobelpreises für Herta Müller nicht von "außen" beeinflussen zu lassen, sagte Jury-Sprecher Hubert Winkels.

    Letztlich war es aber kein Votum gegen Herta Müller und ihren ebenfalls hochgelobten Roman "Atemschaukel", sondern für Kathrin Schmidt. Die trotz etlicher Preise weitgehend unbekannte Autorin erhält durch den Buchpreis nun national die Resonanz, die Müller mit dem Nobelpreis vor wenigen Tagen international erfahren hat.

    Neben Müller und Schmidt waren noch Rainer Merkel ("Lichtjahre entfernt"), Norbert Scheuer ("Überm Rauschen"), Clemens J. Setz ("Die Frequenzen") und Stephan Thome ("Grenzgang") ins Finale gekommen. Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert, der Sieger erhält davon 25 000 Euro. Insgesamt hatte die siebenköpfige Jury 154 Titel gesichtet, die seit Oktober vergangenen Jahres erschienen sind.

    Eigentlich habe sie nie vorgehabt, ihre Krankheitsgeschichte literarisch zu verarbeiten, sagte Schmidt, die in Berlin lebt und Mutter von fünf Kindern ist. Schmidt lag vor sieben Jahren - wie ihre Protagonistin im Roman - nach einer Hirnblutung selbst im Koma und konnte nicht mehr sprechen. Erst lange nach Therapie und Rehabilitation kam die Idee fürs Buch: "Das hat mich überfallen und angesprungen", sagte sie.

    Vor ihrer Schriftstellerkarriere arbeitete Schmidt unter anderem als Psychologin. In der DDR hatte sie Gedichte publiziert. Nach der Wende wurde sie 1993 mit dem Leonce-und-Lena-Preis und 1998 dem Heimito-von-Doderer-Preis ausgezeichnet.

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