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"Twilight"-Saga: Auf ein Neues mit Biss: Schüchterne trifft schönen Vampir

"Twilight"-Saga

Auf ein Neues mit Biss: Schüchterne trifft schönen Vampir

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    Kinogänger mit Hang zu romantischer Liebe haben Bella und Edward so in Erinnerung – gespielt von Kristen Stewart und Robert Pattinson, hier in dem Film „Eclipse – Biss zum Abendrot“.
    Kinogänger mit Hang zu romantischer Liebe haben Bella und Edward so in Erinnerung – gespielt von Kristen Stewart und Robert Pattinson, hier in dem Film „Eclipse – Biss zum Abendrot“. Foto: Concorde Verleih

    Ein Mädchen kommt neu an die Highschool einer amerikanischen Kleinstadt und ist fasziniert von einem ausgesprochen gut aussehenden, wenngleich sehr blassen Jüngling. Der ziert sich zunächst, doch ist auch er scharf auf das Mädchen – zu scharf, denn der schöne Edward ist ein Vampir.

    Auch wenn er aus Gründen der Humanität einer von der vegetarischen Sorte ist, was für Vampire bedeutet, sich nur von Tierblut zu ernähren, verzehrt er sich doch nach der unschuldigen Bella und verliebt sich auch noch in sie. Fortan lebt er in dem Dilemma, dass er besser die Finger von ihr lässt, will er sie nicht auch dem grausamen Schicksal des Untotseins aussetzen.

    "Biss"-Romane verkauften sich 160 Millionen mal

    Viel mehr muss man über "Biss zur Mitternachtssonne", das neue Buch der amerikanischen Erfolgsautorin Stephenie Meyer nicht erzählen – die Geschichte ist nämlich bekannt. Sie ist der Auftakt zur vierbändigen "Twilight"-Saga, in der Meyer die Lovestory um Bella und Edward ausbreitet. Eine Lovestory voller Leidenschaft, aber ohne körperliche Nähe, die zumindest für einen der beiden Liebenden tödlich wäre. Kein Sex vor der Ehe, ein konventionelles Rollenverständnis von Mann und Frau und enge Moralvorstellungen schrieb die Mormonin Meyer ihren Büchern mit ein.

    Stephenie Meyer bei ihrer Rede bei den "Women in Film 2015 Crystal And Lucy Awards".
    Stephenie Meyer bei ihrer Rede bei den "Women in Film 2015 Crystal And Lucy Awards". Foto: Paul A. Hebert, dpa

    Der Verzückung ihrer Leserinnen, vielfach im Internet geteilt, tat das aber keinen Abbruch. Sie fühlten sich gut unterhalten. Beißt er sie, oder beißt er sie nicht? Das war die Frage, die die Spannung bis zum vierten Teil hoch und die Leserinnen bei der Stange hielt. Seit dem ersten Band 2005 verkauften sich von den "Biss"-Romanen weltweit 160 Millionen Exemplare, allein in Deutschland zehn Millionen Bücher.

    Stephenie Meyer gibt der Sache einen neuen Dreh

    15 Jahre danach kann der Hype aufs Neue einsetzen, denn die Idee der Erfolgsautorin ist ebenso einfach wie raffiniert: Gib der Sache einen anderen Dreh und es wird ein neues Buch daraus. Keine Vorgeschichte also, wie sie vor Kurzem Meyers ebenso erfolgreiche Kollegin Suzanne Collins zu ihrer "Panem"-Trilogie erzählt hatte; auch kein Gattungs- und Generationenwechsel, wie es Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling mit ihrem Theaterstück geschaffen hatte. Sondern ein neues Gewand für eine alte Geschichte. Statt der treuherzigen Bella erzählt der mysteriöse Edward, wie die ganze Story begann. Die Idee dazu ist schon etwas älter, bereits 2008 hatte Meyer damit begonnen, doch dann gelangten Leseproben davon in die Öffentlichkeit und sie ließ es wieder sein.

    Was die Leserinnen (und man darf vermuten, dass es trotz des männlichen Blicks vorwiegend wieder weibliche sein werden) von diesem Perspektivwechsel haben? Sie erfahren, dass auch Edward sofort gefangen ist von dem sich selbst nur als ausgesprochen durchschnittlich einschätzenden Teenager: "Bella Swan trat in den Strom warmer Luft, die von der Lüftung zu mir geblasen wurde. Ihr Geruch traf mich wie ein Rammbock, wie eine explodierende Granate. ... Ich war ein Vampir, und sie hatte das süßeste Blut, das ich in den letzten achtzig Jahren gerochen hatte." Dieser betörende Duft ist es denn auch, der sich durch die schleppende, für alle "Twilight"-Fans tatsächlich vorhersehbare Handlung, zieht.

    Was neu ist: Wie Edward mit seinem Schicksal als Vampir hadert

    Wenn auch der Ton durch die Perspektive des ewig dürstenden Edward etwas sarkastischer wird, im Grunde bleibt die Sache wie gehabt: gegenseitiges Schmachten, züchtige Küsse, vorsichtige Annäherung. Auf der einen Seite der edle Vampirritter, auf der anderen Seiten die schüchterne Maid, die für die Liebeserfüllung bereit ist, auch ihr eigenes Leben hinzugeben. Was neu für die Leserinnen ist: Edwards larmoyantes Hadern mit seinem Schicksal als Vampir, seinen Kampf zwischen Versuchung und Widerstehen, der Gefühlswirrwarr aus Liebe und Begehren – erzählt auf stolzen 848 Seiten.

    Da der Vampir nun zum Erzähler wird, könnten sich die Leserinnen aber umso wohliger zwischen Schauder und Faszination bewegen und sich dem Reiz des gefährlichen Fremden hingeben, denn das schöne Objekt heißer Jungmädchenträume kommt ihnen nun ja noch näher. Dumm nur, dass die Leserinnen von damals mittlerweile 15 Jahre älter geworden sind. Die Autorin, jetzt 46, natürlich ebenfalls. Was aber nicht heißt, dass auch ihr Erzählstil reifer geworden ist. Ob sie die alten Fans mit den eindimensionalen Figuren, der schlichten Sprache und den vielen Klischees weiterhin begeistern kann? Es wird wohl genug neue geben, die sich in ihren Träumen in Edwards starke Armee flüchten und auf einen Vampir neben sich auf der Schulbank hoffen. Auf der Bestsellerliste steht das Buch gerade ganz oben.

    Stephenie Meyer: Biss zur Mitternachtssonne. Übersetzt von Sylke Hachmeister, Carlsen Verlag, 848 Seiten, 28 Euro

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