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88-Jährige ist Opernball-Profi

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88-Jährige ist Opernball-Profi

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    88-Jährige ist Opernball-Profi
    88-Jährige ist Opernball-Profi Foto: DPA

    Nun wurde die prächtige Pastellrobe zum dritten Mal in der Staatsoper präsentiert. Bisher hat die Mannheimerin jeden ihrer Besuche auf dem von ihr so geliebten Wiener Tanzparkett dokumentiert - mit wem sie da war, was sie getragen hat, wie viel die Karten gekostet haben.

    Weil das Walzer-Spektakel öfter auf den Geburtstag ihres inzwischen gestorbenen Mannes fiel, habe sie leider nicht jedes Jahr dabei sein können. Am Donnerstagabend war es nun zum 26. Mal so weit: "Das wird vielleicht mein letzter Opernball gewesen sein", meinte sie etwas wehmütig. Trotzdem wollte Suranyi - wie jedes Mal - bis zum frühen Morgen durchmachen. "Wenn meine Enkelinnen mit dabei waren, habe ich ihnen immer vorher den Schlüssel gegeben, falls sie früher müde werden." Sie dagegen halte stets aus, bis um fünf Uhr morgens der Stehgeiger das letzte Stück spiele.

    Als gebürtige Wienerin war die Rentnerin schon als kleines Kind mit ihren Eltern bei Aufführungen in der Staatsoper. 1943 zog sie mit ihrem Mann nach Mannheim und nahm später auch die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ihren ersten Opernball erlebte sie 1953 als "Exil-Wienerin" im schulterfreien, weiß-goldenen Brokatkleid: "Damals hat man sich das noch von der Schneiderin anfertigen lassen."

    Die Jahrzehnte darauf folgen vier Kinder, vier Enkelkinder, eine Urenkelin - und günstigere Kleider von der Stange. Das damals vielleicht 100 Mark teure rosa Kleid mit Federn zahlte die Mannheimerin in Raten ab, die rund 750 Kilometer nach Wien fuhr sie oft alleine mit ihrem Auto. Denn ihr Gatte stand ihrem Hobby eher skeptisch gegenüber. "Der war natürlich vom Tanzen nicht sonderlich begeistert - wie alle Männer", verallgemeinert sie. Doch immer wieder habe sie ihn doch noch auf das Parkett bewegen können.

    "Ich bin eben schon immer verrückt auf das Tanzen gewesen", sagt Suranyi, die in ihrer Jugend Profi-Eistänzerin war. Diese Leidenschaft habe sie nun ihren Enkeln Lester und Fee vererbt: Beide sind Formationstänzer und debütierten zum Stolz ihrer Oma bereits in Frack und weißem Kleid mit Krönchen auf dem Opernball. Und noch einen weiteren Grund hat die Begeisterung der 88-Jährigen für den Ball: "Da hat sich all die Jahre nichts verändert - Gott sei Dank - das ist ja das Schöne." Nur die Karten seien deutlich teurer geworden.

    Inzwischen ist die Österreicherin "Opernball-Profi" und weiß,wie man dort am besten zurechtkommt. "Ich kaufe als erstes immer drei Piccolo-Flaschen Sekt, eine bekommt der Gaderobier, eine die Klofrau und eine der Liftmann." Dann könne sie sich deutlich einfacher über die Ränge bewegen: "Österreich ist ja Klein-Orient, da ist ,Bakschisch' (Trinkgeld) wichtig." Um bei der Eröffnung ganz vorne zu stehen, warte sie eineinhalb Stunden vor dem Einlass an der Oper.

    Für das Spektakel um den Bau-Unternehmer Richard Lugner, der sich mit bezahlten Opernball-Begleiterinnen wie Paris Hilton oder Pamela Anderson ins Rampenlicht stellt, hat sie nur ein Schulterzucken übrig. Lugner habe mit dem eigentlichen Opernball nichts zu tun: "Der ist so ein negatives Wahrzeichen von Wien geworden - den muss man einfach lassen."

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