Der stets sommerblonde Haarschopf, dessen Seitenscheitel vom Wind stilvoll zerzaust ist. Die blauen Augen, die jeden Ozean vor Neid erblassen lassen. Die breiten Kieferknochen, die markant hervortreten, wenn der Strohhalm im Mund nachdenklich zerkaut wird. An diesem Gesicht kann kein Mensch vorbeischauen. Man muss sich ihm ergeben. So, wie es viele Filmfiguren, gespielt von Jane Fonda über Barbra Streisand bis zu Meryl Streep, auf der Leinwand und ein Millionenpublikum unten im Kinosaal über Jahrzehnte hinweg getan haben.
Mit seinem Lächeln kann Robert Redford sagen, was zu sagen ist
Robert Redford ist ein Star, wie es sie heute nicht mehr gibt. Kein Chamäleon à la Robert De Niro. Kein besessener Schwerstarbeiter wie Leonardo DiCaprio. Overacting war nie sein Ding. Ein Paar zusammengekniffener Augen oder die zu einem Lächeln hochgezogenen Mundwinkel reichten oft aus, um zu sagen, was zu sagen ist. Redford konnte sich stets auf sein rollenübergreifendes Charisma verlassen. Egal, ob er den jungen Bankräuber in „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ (1969), den narzisstischen Millionär in „Der große Gatsby“ (1974) oder den melancholischen Liebhaber in „Jenseits von Afrika“ (1985) spielte – Redfords in sich ruhendes Selbst war durch alle Charaktere hindurch zu erkennen.
Diese gelassene Unabhängigkeit machte einen Großteil seines beträchtlichen Sex-Appeals aus und bestimmte auch Redfords Leben jenseits des Scheinwerferlichts. Genauso wie er sein Privatleben stets unter Verschluss hielt, hat der Sohn eines Milchmannes aus seiner bescheidenen Herkunft und der eigenen politischen Einstellung nie einen Hehl gemacht. Im Gegensatz zu manch anderen Zeitgenossen blieb er den liberalen Idealen der wilden 70er Jahre sein Leben lang treu. Die kriegerische Außenpolitik seines Landes klagte er von dem Watergate-Film „Die Unbestechlichen“ (1976) genauso an wie in seiner späten Regiearbeit „Von Löwen und Lämmern“ (2007).
Mit seiner Familie lebte Robert Redford abseits von Hollywood
Zu Hollywood hielt Redford stets eine gesunde Distanz und ließ sich auf einer Farm in Utah nieder, wo er ganze Gebirgszüge aufkaufte, um sie als Naturreservat auszuweisen. Redford hat sich nie auf seinem Star-Status ausgeruht. Für Klima- und Umweltschutz setzte er sich ein, da gingen Greta Thunbergs Eltern noch zur Schule.
Nachhaltig veränderte er aber auch das amerikanische Kino als Mitbegründer des Sundance-Film-Institutes, das seit 1978 unabhängige Filmemacherinnen und Filmemacher fördert und dem Independent-Kino mit einem viel beachteten Festival immer Januar ein internationales Forum bietet. In den letzten zehn Jahren trat Robert Redford, der seit 2009 in zweiter Ehe mit der deutschen Malerin Sibylle Szaggars zusammenlebt, nur noch punktuell vor die Kamera.
In seinem letzten Film spielt Robert Redford den einsamen Meeres-Cowboy
Aber in J.C.Chandors „All Is Lost“ (2013) zeigte er noch einmal sein Können in der Rolle des Alleinseglers, der in Seenot gerät. Als einsamer Meeres-Cowboy konnte sich Redford auch im nicht mehr so ganz zarten Alter von 77 Jahren auf seine Aura-Qualitäten verlassen, mit denen er die Figur fast ohne Dialoge an die Grenzen ihres Selbstvertrauens brachte. Dass Redford für die Rolle nicht einmal eine Oscar-Nominierung bekam, gehört zu den unverzeihlichen Vergehen der Academy, die ihn nur einmal als besten Regisseur für „Eine ganz normale Familie“ (1981) sowie 2002 mit einem Ehrenpreis auszeichnete.
Aber wer braucht schon Goldjungen im Regal, wenn er ein solch erfülltes Leben geführt hat? Robert Redford wird 18. August 85 Jahre alt. Ein Star, dessen freier Geist nicht nur im Kino viel bewegt hat.