Das Hunsrück-Festival war die erste Großveranstaltung der Szene seit dem Unglück am 24. Juli in Duisburg. 55 000 Besucher zählten die Macher bis zum Sonntagmorgen auf der ehemaligen US-Raketenbasis Pydna bei Kastellaun, größere Zwischenfälle meldete die Polizei nicht.
Dreimal ertönte am Samstagnachmittag auf dem Campinggelände eine Sirene, um die Aufmerksamkeit des Partyvolks zu erregen. Viele Raver drehten die Musik ab, dann stiegen tausende weißer Ballons in den blauen Himmel, um an die Opfer der Loveparade zu erinnern. Dabei wurde es immer stiller unter den Beobachtern. "Das ist auf jeden Fall sehr bewegend", sagte Jan aus Siegen. "Ich weiß noch gar nicht, ob ich gleich weiterfeiern kann." Doch wenige Minuten später drang der Elektrosound schon wieder über das ganze Gelände.
Auch der Holländer Rogier fand die Gedenkaktion gut: "Viele dieser Leute hier waren auf der Loveparade - das ist das mindeste, was du tun kannst." Der 21-jährige Dominic war in Duisburg dabei. "Das hängt einem schon nach", sagte der junge Mann. Ruhe zum Nachdenken bleibt bei Nature One allerdings kaum. "Hier geht es rund um die Uhr ab", meinte der 21-jährige Benjamin aus der Nähe von Mainz.
Wummernde Elektrobeats und zuckende Laserstrahlen verwandelten das idyllisch im Wald gelegene Militärareal drei Nächte lang in einen riesigen Dancefloor. In den 1980er Jahren beherbergte die Pydna als einziger Ort in Deutschland Marschflugkörper. Nun brachten 300 DJs wie Paul van Dyk, Armin van Buuren, Westbam oder Carl Cox die vier Haupttanzflächen und 19 Clubs in Zelten und Bunkern mit ihrer Musik zum Beben - neben Techno vor allem Trance, House oder Hardcore.
Der Festivalmacher Nikolaus Schär hat wegen der Loveparade viele Interviews geben müssen, dabei ist die Situation im Hunsrück gar nicht mit Duisburg vergleichbar. "Alles gut, sehr entspannt", sagte er. Auch nach dem Loveparade-Ende macht er sich keine Sorgen um die Szene. Die Bewegung "mit wunderbaren Werten wie Toleranz" gehe weiter.
Das Deutsche Rote Kreuz registrierte beim Festival nach ersten Schätzungen mit bis zu 1200 Patienten deutlich weniger als 2009. Auch das Wetter spielte meist mit - nachdem es am Freitag geregnet hatte, sorgte die Sonne am Samstag für trockene Füße. Auf den Autos waren noch die Spuren des Matschwetters zu erkennen. Spaßvögel hatten viele Motorhauben mit Schlamm beschmiert. Auf einer stand: "Wir feiern Nature One, aber die Loveparade-Opfer vergessen wir nicht."