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Corona-Krise: 200 Millionen Euro: So will Bayern Kunst und Kultur erhalten

Corona-Krise

200 Millionen Euro: So will Bayern Kunst und Kultur erhalten

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    Bayern will mit einem kulturellen Rettungsschirm Künstler und Spielstätten mit Liquiditätsproblemen finanziell unterstützen. Insgesamt stehen 200 Millionen Euro zur Verfügung.
    Bayern will mit einem kulturellen Rettungsschirm Künstler und Spielstätten mit Liquiditätsproblemen finanziell unterstützen. Insgesamt stehen 200 Millionen Euro zur Verfügung. Foto: Christophe Gateau, dpa (Symbolbild)

    Die Einschränkung des öffentlichen Lebens trifft die Kunst- und Kulturszene besonders hart. Durch die Lockerungen der Staatsregierung dürfen Bibliotheken, Museen, Galerien, Ausstellungen und Gedenkstätten seit Montag mit Auflagen wie der 20-Quadratmeter-Regel wieder öffnen. Doch wie geht es mit anderen kulturellen Einrichtungen wie Kinos und Theatern weiter?

    Corona-Krise: Neustart für Kunst und Kultur soll nach Pfingsten anlaufen

    Nach Wochen der Unsicherheit haben sich am Donnerstagvormittag Ministerpräsident Markus Söder, Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler und Digitalministerin Judith Gerlach geäußert und ihren Fahrplan für den Kulturbereich angekündigt. Dabei steht in erster Linie die Kompensierung von Ausfällen im Fokus, um die Kultur am Leben zu halten. Derzeit wird noch an Konzepten für den tatsächliche Neustart der Kunst- und Kulturszene gearbeitet. Am 20. Mai soll auf Bundesebene dann über Bayerns Vorschlag zur Aufnahme des Kulturbetriebs entschieden werden, so Bernd Sibler.

    Nach Pfingsten könnten demnach - unter Einhaltung der Hygienevorschriften - Open-Air-Veranstaltungen stattfinden, da die Corona-Auflagen keine vollen Säle zulassen werden. Ab Herbst sollen dann auch wieder Veranstaltungen im Innenbereich möglich sein.

    Markus Söder stellte klar: "Mit Open-Air ist nicht Rock im Park gemeint." Bei großen Veranstaltungsstätten seien zudem auch Vorstellungen im Innenbereich mit einer niedrigen Besucheranzahl, Schichtbetriebe mit Nachmittags- und Abendprogramm oder personalisierte Tickets denkbare Lösungen.

    Zur Teilnehmeranzahl erfolgte keine konkrete Angabe. Hier wird derzeit die Möglichkeit diskutiert, anstatt der Zahl die "Qualität" als Maßstab zu nehmen. Söder unterschied an dieser Stelle Theatergenuss von Konzerten: "Ein Rockkonzert ist eher in späteren Zeitachsen zu sehen als Don Karlos." Auch eine Vorverlegung der Theaterferien sei im Gespräch, um den Betrieb im Herbst rascher aufnehmen zu können. Das Konzept wird derzeit noch ausgearbeitet und diskutiert. Ziel sind laut Söder nachvollziehbare, transparente und vor allen Dingen übertragbare Regeln an Stelle von individuellen "Insel-Lösungen".

    Bayern will Kunst und Kultur mit 200 Millionen Euro fördern

    "Bayern ist ein Kulturland. Wir leben mit und von der Kultur", erklärte der Ministerpräsident. Es gehe darum, die emotionale Seele Bayerns zu erhalten. Besonders in Zeiten, da rechtes Gedankengut in der Gesellschaft zunehme, sei das Engagement der Künstlerinnen und Künstler notwendig, so Söder weiter. Der kulturelle Rettungsschirm umfasst nun 200 Millionen Euro - im April hatte die Staatsregierung zunächst eine Förderung in Höhe von 90 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

    Die drei Schwerpunkte des Rettungsschirms für Kunst und Kultur im Überblick:

    • Das Programm für Künstlerinnen und Künstler ohne Eigenbetriebsstätten basiert auf einer Ausfall-Regelung, umfasst rund 140 Millionen Euro und richtet sich an Personen mit Liquiditätsproblemen. Eine Mitgliedschaft bei der Künstlersozialkasse (KSK) ist dafür nicht mehr verpflichtend. Auch Filmschaffende können einen Antrag auf Förderung stellen. Die Software sei fertig und die finanzielle Unterstützung soll ab nächster Woche möglich sein, so Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler. Das Programm begünstigt auch selbständige Journalisten, Gastengagements und nicht-künstlerische Honorarkräfte in Staatstheatern wie Bühnentechniker oder Maskenbildner. Damit erhöht sich die Zahl möglicher Empfänger von 30.000 auf rund 60.000 Personen. Die Ausfall-Regelung besagt: Bei einem Honorar bis 1000 Euro werden 60 Prozent übernommen, ab 1000 Euro gibt es 40 Prozent und gefördert wird bis maximal 2500 Euro. Für Kulturschaffende mit eigener Betriebsstätte besteht die Möglichkeit der Corona-Soforthilfe.
    • Neben direkter Hilfe für Künstlerinnen und Künstler gibt es eine Spielstätten-Unterstützung für Theater und Kinos in Höhe von etwa 50 Millionen Euro. Profitieren sollen davon 700 kleinere und mittlere Theater wie etwa die Münchner Lach- und Schießgesellschaft sowie bis zu 260 Kinos, darunter viele Familienbetriebe. Hinzu kommt eine Förderung von Filmprojekten. Die Filmprogrammprämien von bis zu 25.000 Euro werden bereits im Juni ausgezahlt und nicht erst im November, so die für den Filmbereich zuständige Digitalministerin Judith Gerlach. Kinos mit bis zu sieben Sälen oder jene, die in einen liquiditätsbedingten finanziellen Engpass gekommen sind, werden in der Phase der Wiedereröffnung mit insgesamt 12 Millionen Euro unterstützt. Noch ist hier kein konkreter Zeitpunkt in Aussicht, da die Wiedereröffnung auch von den bundesweiten Filmstarts abhängig ist.
    • Etwa 10 Millionen Euro gibt es nach dem Musikschulen-Ausgleich auch für den Laienbetrieb von Musikvereinen. Damit werden laut Wissenschafts- und Kunstminister Sibler 10.000 solcher Vereine unterstützt, um den "Strukturerhalt der Traditionskultur" zu sichern. Pro Verein ist eine Unterstützung von bis zu 1000 Euro möglich.

    Neben dem kulturellen Rettungsschirm laufen Bernd Sibler zufolge weitere Projektförderungen. Der Kulturfonds mit 5,3 Millionen Euro wurde vergangene Woche auf den Weg gebracht. In den vergangenen Monaten wurden zudem 800 Projekte im Freistaat mit einem Gesamtvolumen von 150 Millionen Euro gefördert. Das betrifft beispielsweise Kulturfestivals wie die Europäischen Wochen Passau. "Wir tun so, als würde alles stattfinden und zahlen die Gelder aus, um Grundstrukturen zu erhalten", sagte Sibler.

    Markus Söder verwies auch auf die Chancen der Corona-Krise in Bezug auf kulturelle Innovationen und Digitalisierung. Der Appell des Ministerpräsidenten lautet: "Nichts verlernen, was wir jetzt gelernt haben."

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