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Ziemetshausen: So steht es um die Vogelvielfalt im Landkreis Günzburg

Ziemetshausen

So steht es um die Vogelvielfalt im Landkreis Günzburg

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    Nur ein oder zwei Brutpaare des scheuen und seltenen Schwarzstorches wurden im Landkreis Günzburg gesichtet.
    Nur ein oder zwei Brutpaare des scheuen und seltenen Schwarzstorches wurden im Landkreis Günzburg gesichtet. Foto: Tunka, LBV (Archivbild)

    Einen erfreulich guten Zuspruch konnte der Ziemetshauser VHS-Außenstellenleiter Josef Kuhn für den Vortrag von Stefan Böhm zu gefährdeten Vogelarten im Landkreis Günzburg verzeichnen. Und die vielen Besucher waren begeistert von den mit herrlichen Farbfotos begleiteten Ausführungen des Kreisvorsitzenden im Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern. Als studierter Biologe und ausgezeichneter Kenner der Materie berichtet Böhm, dass im Landkreis Günzburg über das Jahr verteilt etwa 300 verschiedene Vogelarten, wenn auch zeitweise vorkommen. Zu verdanken sei dieser Artenreichtum einem höchst wasserreichen Landkreis und den von vielen Ehrenamtlichen gepflegten und unterstützten Schutzgebieten.

    Dennoch moniert der Vogelexperte, dass sehr viele Kinder kaum noch selbst bei uns gängige Vogelarten bestimmen könnten. In seiner Aufzählung der gefiederten Spezies nannte Stefan Böhm den Landkreis mit Weißstörchen als einen der bayernweit am besten vertretenen, während der Schwarzstorch offensichtlich wieder mit einem bis zwei Brutpaaren im südlichen Kreisgebiet vorkommt. Er informierte, dass eine Blaumeise bis zu 15 Eier legen kann, während ein Kuckucksweibchen bis zu 25 Eier in die Nester von bis zu 150 verschiedenen Singvögeln legt.

    Bezüglich der typischen Zugvogelarten konnte laut dem LBV-Mann festgestellt werden, dass einige ehemaligen reinen Zugvogelarten mittlerweile teilweise bei uns überwintern, beispielsweise der Star. Wanderfalken hingegen sind mit lediglich zwei Brutpaaren im Kreis vertreten. Diese Falkenart sei übrigens die schnellste Vogelart auf dem Planeten, ihre Sturzfluggeschwindigkeit wurde schon mit nahezu 300 Stundenkilometern gemessen, informierte er. Im Größenvergleich dazu sahen die Vortragsbesucher ein Foto von einem auch in unseren Breiten heimischen Wintergoldhähnchen, das mit etwa fünf Gramm Körpergewicht gerade die Hälfte von einem ohnehin winzigen Zaunkönig auf die Waage bringt.

    Am Oberegger Weiher brüten Seeschwalben

    Nach allerhand Wissenswertem aus der Vogelwelt in der Region zählte Stefan Böhm markante Vogelgebiete mit ihren Bewohnern auf. Das Mindelrieder Paradies an der Grenze zum Unterallgäu, ein Geheimtipp bei Vogelliebhabern, beherbergt zahlreiche selten gewordene Arten, wie Feldlerchen, Kiebitze und Brachvögel. Während nicht weit weg vom Wohnort des VHS–Frontmanns Josef Kuhn immer wieder eine Bekassine brütet, rasten regelmäßig mehr als 100 Individuen im Mindeltal bei Jettingen. Aber auch im Schwäbischen Donaumoos sind neben dem großen Brachvogel weitere Seltenheiten wie Blau- sowie Schwarzkehlchen heimisch.

    Wasseramsel und Eisvogel kann man im Stadtgarten in Krumbach, zwischen Kammel und Krumbächlein gelegen, entdecken. Am Oberegger Weiher brüten Flussseeschwalben, in den Wintermonaten können gelegentlich Singschwäne aus Island beobachtet werden. In aufgelassenen Sandgruben findet der seltene Bienenfresser eine Bleibe, im Leipheimer Moos hat man einen Wendehals gesichtet, der Streuobstwiesen als Futterplatz bevorzugt. Pirol und Grauspecht sind mittlerweile äußerst seltene Vögel, kommen aber in geringer Stückzahl in den Donauauenwäldern vor. Hier kommt auch der Halsbandschnäpper vor.

    Wie geht es mit Singvögeln im Kreis Günzburg weiter?

    „Wie geht es weiter mit Singvögeln und Agrarvogelarten?“ stellte Stefan Böhm die Frage in den Raum. Während Letztere durch intensive Landwirtschaft und verschwindende Lebensräume hier nach und nach aussterben, könnte man sich im Landkreis wenigstens noch an Singvögeln erfreuen und mit auch ganzjähriger Fütterung für deren Fortbestand sorgen. Letztlich tue vielen Menschen nicht nur die bloße Anwesenheit der gefiederten Freunde in der Seele gut, auch Gesang und Gezwitscher der gefiederten Kreaturen gebe einen Hauch von noch erhaltener Natur.

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