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Ziemetshausen: Mehr als 100 Mitarbeiter betroffen: Geiger verlässt Ziemetshausen

Ziemetshausen

Mehr als 100 Mitarbeiter betroffen: Geiger verlässt Ziemetshausen

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    Der Automobilzulieferer Geiger Automotive, eine Tochtergesellschaft der Sanoh Industrial Co. Ltd. mit Sitz in Tokio, Japan, verlagert die bayerischen Standorte Ziemetshausen (im Bild) und den Hauptsitz Murnau nach Penzberg in Oberbayern in eine Mietimmobilie.
    Der Automobilzulieferer Geiger Automotive, eine Tochtergesellschaft der Sanoh Industrial Co. Ltd. mit Sitz in Tokio, Japan, verlagert die bayerischen Standorte Ziemetshausen (im Bild) und den Hauptsitz Murnau nach Penzberg in Oberbayern in eine Mietimmobilie. Foto: Peter Voh

    „Ja, wir wissen es“, so antwortet der Ziemetshauser Bürgermeister Ralf Wetzel auf die Frage nach dem geplanten Wegzug der Firma Geiger Automotive aus Ziemetshausen. Das Unternehmen aus der Automobilzuliefererbranche mit Hauptsitz in Murnau verlagert seine beiden bayerischen Standorte Ziemetshausen und Murnau nach Penzberg. Längstens bis Ende des Jahres 2022 soll die Verlagerung abgeschlossen sein, so wurde es dem Bürgermeister von Unternehmensseite her mitgeteilt. Doch was bedeutet das für die Mitarbeiter?

    Erst sollte noch ein neues Werk gebaut werden eventuell in Ziemetshausen

    Noch im Februar hatte es geheißen, man wolle ein komplett neues Werk in Deutschland bauen – ein Unterfangen, bei dem Ziemetshausen als Standort, der zum Hauptsitz hätte werden können, gar keine schlechten Karten gehabt hätte. Das habe auch mit der Nähe zu den süddeutschen Automobilfirmen zu tun, die nicht weit von Ziemetshausen entfernt lägen und so Lieferketten kurz halten könnten, so Wetzel im Gespräch mit unserer Zeitung. Andere Werksstandorte für den Neubau waren mit Murnau und einem Ort in Thüringen im Gespräch, jedoch war Ziemetshausen wohl ein Favorit. Eine 180-Grad-Wende ist die Entscheidung zur Standortfrage jetzt, die Ende September kommuniziert wurde.

    Vom neuen Standort in Penzberg zog ein Automobilzulieferer im Sommer weg

    Das Geiger-Management hatte bereits in früheren Mitarbeiterversammlungen angegeben, dass die Zukunft der Werke Murnau und Ziemetshausen bewertet werde. Grund dafür sei die geringe Auslastung der Werke und der fehlende strategische Vorteil mit zwei sehr nahe beieinanderliegenden Werken, so Geschäftsführer Martin Thorbjörnson. Beide Standorte würden in die ehemaligen Räumlichkeiten von Hörmann Automotive in der Seeshaupter Straße 70, in Penzberg verlagert. Hörmann Automotive hatte sein Werk im oberbayerischen Penzberg jüngst geschlossen und die Produktion größtenteils in das Werk Banovce in der Slowakei verlagert.

    Im Sommer dann fiel offenbar die Entscheidung bei Geiger, an den Standort in Penzberg umzuziehen, so Bürgermeister Ralf Wetzel aus Ziemetshausen. Er macht nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Zeit an sich dafür verantwortlich, in der Mobilität nicht mehr nur durch Verbrennungsmotoren gewährleistet werden solle. Für solche liefert Geiger Automotive Teile. Die Pandemie habe Absatzmärkte für deutsche Autofirmen vor allem in Asien wegbrechen lassen, was natürlich auch Automobilzulieferer mit betreffe. Da könne er verstehen, wenn die Firma nicht ein eigenes neues Werk baue und damit Kapital binde, sondern in ein gemietetes Objekt ziehe, was wenige finanzielles Risiko bedeute. Geiger habe wohl in Penzberg beste Optionen, was Produktionshallen, Verwaltungsgebäude und auch Erweiterungsmöglichkeiten anbelangt.

    Findet man für das Geiger Automotive-Werk in Ziemetshausen Investoren

    Geiger sei nun wohl im Gespräch mit Investoren, die den Standort Ziemetshausen übernehmen könnten, am Besten mitsamt der Belegschaft. Vonseiten der Marktgemeinde habe man zugesichert, dass man diesen Transformationsprozess wohlwollend begleiten möchte, was zum Beispiel das Baurecht betreffe. Komme ein Investor zum Beispiel aus einer anderen Branche, wo man die Spritzgusstechnik ebenfalls gebrauchen könne, werde man schauen, dass man das nutzungsrechtlich hinbekomme, dass dieser dann sein Geschäftsmodell dort verwirklichen könne. „Dann haben wir nämlich kein Geschlossen-Schild vor der Türe einer verlassenen Immobilie und auch Arbeitsplätze werden in der Region gehalten“, so Wetzel. Auch könne Geiger mit einem Verkauf des Standortes eben noch maximal Kapital für die Firma sichern.

    Muttergesellschaft Sanoh in Tokio entschied über den Wegzug nach Penzberg

    In einer Vorstandssitzung der Muttergesellschaft Sanoh mit Sitz in Tokio, Japan, wurde beschlossen, die beiden bayerischen Produktionsstätten an einen einzigen Standort zu verlegen. Allen bayerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Geiger Automotive wird angeboten, in das neue Werk umzuziehen, heißt es vonseiten der Geschäftsführung. Unterstützung in Form von zum Beispiel Umzugszulagen, Suche nach Wohnraum oder Eigentum sowie Reisekosten für den Umzug werden mit dem Betriebsrat und der Stadt Penzberg ausgehandelt. Geiger erkennt an, dass die Entfernung zwischen Ziemetshausen und Penzberg für die meisten Mitarbeiter zu groß sein wird und beabsichtigt, die Auswirkungen des Umzugs zu minimieren. Daher wird das Management sich dafür einsetzen, einen Käufer für die Immobilie Ziemetshausen zu finden, mit einer möglichen Übertragung von Mitarbeitenden, Vermögenswerten und Unternehmen, so das Unternehmen weiter.

    Der Ziemetshauser Betriebsratsvorsitzende Erwin Wucherer, seit 1996 unter verschiedenen Besitzern am Standort im Amt, erklärte, dass man mit der Gewerkschaft IG BCE am Dienstag, 6. Oktober, in Klausur gehen werde, um über die Situation zu beraten, wie man das Beste für die Belegschaft herausholen könne. Ein Statement des Betriebsrates werde folgen, so Wucherer im Gespräch mit unserer Zeitung.

    Über 100 Mitarbeiter in Ziemetshausen betroffen

    Zur Mitarbeiterzahl in Ziemetshausen machte die Geschäftsführung keine Angaben, 2017 waren es 175. Wucherer sagte, inzwischen seien es etwas weniger.

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