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Ziemetshausen: Ein Ziemetshauser fährt mit Sonnenenergie Fahrrad

Ziemetshausen

Ein Ziemetshauser fährt mit Sonnenenergie Fahrrad

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    Der 57-jährige Raimund Kraus aus Ziemetshausen hat auf seinem Fahrrad eine Fotovoltaikanlage installiert.
    Der 57-jährige Raimund Kraus aus Ziemetshausen hat auf seinem Fahrrad eine Fotovoltaikanlage installiert. Foto: Alois Thoma

    Fotovoltaik auf Wiesen- und Ackergelände , Fotovoltaik auf dem Hausdach – heutzutage nichts Besonderes mehr. Aber Fotovoltaik auf dem Fahrrad – gibt es das jetzt auch schon? Ja das gibt es! Und wer hat’s erfunden? „Ich!“ kann Raimund Kraus mit Fug und Recht sowie guten Gewissens von sich behaupten.

    Der 57-jährige Extremradfahrer aus Ziemetshausen hat auf seinem Lasten-E-Bike eine Fotovoltaik-Anlage installiert, um damit sowohl während der Fahrt als auch während der Ruhepausen zwei Akkus zu laden.

    So sieht das Fahrrad mit der Fotovoltaik-Anlage aus, wenn es im Ladezustand ist.
    So sieht das Fahrrad mit der Fotovoltaik-Anlage aus, wenn es im Ladezustand ist. Foto: Alois Thoma

    Raimund Kraus hat in den vergangenen 28 Jahren so manche Extremtour unternommen, rund 60 Länder durchquert und dabei circa 250000 Kilometer zurückgelegt. Und das alles auf einem normalen Tourenrad. Auch in Zukunft will der Rohrleitungsbauer immer wieder mal im Sattel des Stahlrosses die Welt erkunden. Doch das erfordert viel Vorbereitung. Vor allem Training, Training und nochmals Training. Die Zeit dazu allerdings ist knapp, vor allem, weil Kraus , wenn er arbeitet, auch lange arbeitet, um sozusagen ein Stundenkonto für seine Auszeiten zu schaffen.

    Der 57-jährige Raimund Kraus aus Ziemetshausen hat auf seinem Fahrrad eine Fotovoltaikanlage installiert.
    Der 57-jährige Raimund Kraus aus Ziemetshausen hat auf seinem Fahrrad eine Fotovoltaikanlage installiert. Foto: Alois Thoma

    Und so reifte bei ihm der Gedanke, doch mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Das ist aber leichter gesagt als getan. 32 Kilometer einfach sind es bis zu seiner Arbeitsstelle in Augsburg , Arbeitsbeginn ist um sieben Uhr. Zehn Stunden arbeiten auf dem Bau und dann noch mit dem Fahrrad die gleiche Strecke bei Wind und Wetter zurückradeln? Bei Raimund Kraus reifte der Gedanke, sich ein E-Bike zuzulegen. Aber kein normales, es musste eines sein, wo er auch seine verschmutzte Arbeitskleidung unterbringen und das er auch für seine Fahrrad-Expeditionen verwenden kann, also ein Lasten-E-Bike. Kraus : „Doch da stellte sich die Frage: Woher bekomme ich Strom, wenn ich zum Beispiel in Afrika oder in Russland unterwegs bin? Steckdosen am Straßenrand darf man da nicht erwarten?“ Also blieb nur eine Lösung: Fotovoltaik aufs Fahrrad montieren! Das entsprechende Lastenrad (Kosten über 6000 Euro) konnte der Rohrleitungsbauer über die Firma seines Arbeitgebers leasen. Bei allem Weiteren war er dann auf sich alleine gestellt.

    Er ist ein Tüftler und Bastler

    Doch Raimund Kraus kam diesbezüglich zugute, dass er von Haus aus ein Tüftler und Bastler ist. Die Möglichkeit, während der Fahrradfahrt sein Handy zu laden, hat er schon länger geschaffen. Bezüglich der Fotovoltaikanlage zum Laden von zwei Lithium-Eisenoxyd-Akkus zur Antriebsunterstützung wurde er in der Camper-Branche fündig. Eine Solaranlage, die normalerweise für Wohnmobile verwendet wird, war genau das, was der 57-Jährige gesucht hat. Die drei Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 1,9 Quadratmeter montierte er vor dem Lenker und über das Vorderrad. In der Ruhephase wird die gesamte Fläche zum Sonnenempfang genutzt; wenn die Fahrt losgeht, werden die beiden Außenflügel eingeklappt. Sind alle drei Solarzellen im Einsatz, dann liefern sie bei entsprechender Witterung 0,3 Kilowatt in der Stunde.

    Nach exakt 11878 Kilometern am Ziel: Raimund Kraus in Wladiwostok. Am 3. August fliegt er nach Hause.
    Nach exakt 11878 Kilometern am Ziel: Raimund Kraus in Wladiwostok. Am 3. August fliegt er nach Hause. Foto: Sammlung Kraus

    Mittels Handy kann Raimund Kraus abfragen, wie viel Stoff er noch im „Tank“ hat. Und das kann nie genug sein, schließlich gilt es, ein Gefährt von fast 200 Kilogramm (einschließlich Eigengewicht des Fahrers) zu bewegen, womit auch das zulässige Gesamtgewicht des Lastenrades erreicht wäre. Je nach Tempo, Steigung und Gegenwind reicht ein Akku etwa 70 Kilometer.

    Auch wenn der Extremradler das Ganze als „noch nicht ganz ausgereift“ bezeichnet und es sicher noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern gebe, die Jungfernfahrt hat das Gefährt bereits erfolgreich bestanden. Am 11. Februar bot Raimund Kraus dem Sturmtief „Sabine“ die Stirn und radelte mit seinem Prototyp in der Früh zur Arbeit. War diese 45-minütige Fahrt bei Rückenwind und einem Schnitt von 45 Stundenkilometern noch recht angenehm, so verlangte ihm die einstündige Heimfahrt bei stürmischem Gegenwind alles ab. „Da musste ich ganz schön reinsteigen, um wenigsten einen Schnitt von 30 Stundenkilometern zu erreichen“, erinnert sich der 57-Jährige.

    Die Feuertaufe bestanden

    Aber wie dem auch sei: Das autarke Lastenrad , mit grünem Strom und emissionsfrei, hat seine Feuertaufe bestanden. Und das allen Unkenrufen zum Trotz, denn immer wieder mal bekam Kraus zu hören, „dass das so nicht funktionieren kann“. Was den Ziemetshauser ob seiner besonderen Konstruktion so stolz macht, sind die bewundernden und begeisterten Kommentare, die er bei den weiteren Fahrten an seine Arbeitsstelle in Augsburg zu hören bekam, wie etwa „Schau mal, ein Solarmobil, wow!“ oder „Solche Vorreiter brauchen wir“. Mittlerweile wurde sein „Hingucker“ auch unzählige Male fotografiert. Kein Wunder: Es ist eben eine Neuheit auf hiesigen Straßen, mit der Kraus Rennradtempo fährt und inzwischen bereits 1500 Kilometer zurückgelegt hat.

    Zahlreiche Nachfragen über Reichweite und technische Dinge wurden an ihn gerichtet. „Mir war und ist es wichtig, nicht nur über Umweltschutz zu reden, sondern dafür auch etwas zu tun“, bringt er die ganze Maßnahme auf einen Punkt. Deshalb biete er gerne Gleichgesinnten seine Hilfe an.

    Im Juni plant Raimund Kraus , der zusammen mit seiner Frau Maria als „Freizeitbeschäftigung“ am Theater in Burgau und am Theater „S’Ensemble“ Augsburg aktiv ist, mit dem Thannhauser Heinz Dietmayer innerhalb von drei Wochen mit dem normalen Rad nach Rom und zurück zu radeln. Doch dann wird es ernst.

    Bis ans Schwarze Meer

    Im Sommer steht dann die erste große Bewährungsprobe für das neue Solarmobil auf dem Programm. An der Donau entlang geht es bis ans Schwarze Meer , nach Istanbul , dann nach Athen und über Kroatien wieder zurück nach Ziemetshausen . Im nächsten Jahr dann erfüllt sich Raimund Kraus einen lang ersehnten Traum: „Ich will im Zeitraum von vier Monaten nach China und zurück radeln und dabei circa 20000 Kilometer zurücklegen.“

    Das wäre dann Rekord für den 57-Jährigen, denn noch stehen die 12000 Kilometer nach Wladiwostok im Jahr 2017 und die 17000 Kilometer nach Südafrika im Jahr 2009 als bisher größte und längste seiner zahlreichen Etappen in seinem Tourenbuch. Na dann „Gute Fahrt!“

    Weitere Informationen zu Raimund Kraus finden Sie hier:

    Eine nicht ganz gewöhnliche Radtour zu Freunden

    Zwischen Wladiwostok und Ziemetshausen

    3500 Kilometer durch Thailand und Laos geradelt

    Von Meer zu Meer

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