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Ziemetshausen: Droht das Aus? So will Ziemetshausen seine Musikschule retten

Ziemetshausen

Droht das Aus? So will Ziemetshausen seine Musikschule retten

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    Bis Ende November läuft für den Zusammenschluss der beiden Musikschulen das Interessenbekundungsverfahren. Bürgermeister Ralf Wetzel hofft auf rege Teilnahme.
    Bis Ende November läuft für den Zusammenschluss der beiden Musikschulen das Interessenbekundungsverfahren. Bürgermeister Ralf Wetzel hofft auf rege Teilnahme. Foto: Oliver Wolff/Viola Lopes, dpa (Symbolbild)

    Ein Instrument lernen wirkt sich bei Kindern positiv auf die Entwicklung ihrer kognitiven, multisensorischen und sozialen Fähigkeiten aus, das belegen viele Studien. Eine tiefgründige und individuelle musische Förderung kann der Schulmusikunterricht jedoch nicht leisten – zumindest sieht der Lehrplan eine umfassende Musikerziehung nicht vor. Diese muss, oft privat ausgelagert, in der Freizeit stattfinden. Viele Instrumentallehrerinnen und -lehrer sind mit Herzblut dabei, Kindern etwas beizubringen. Doch wie so oft gibt es auch in der Musikbranche einen Fachkräftemangel. Eigentlich stünde die kommunale Musikschule Ziemetshausen aus personellen Gründen vor dem Aus. Doch Bürgermeister Ralf Wetzel hat bereits eine Lösung parat: eine Kooperation mit der vereinsgeführten

    Immer mehr Instrumentallehrer arbeiten an bayerischen Schulen

    "Unsere Musikschulleiterin hat sich in den bayerischen Schuldienst verabschiedet", erklärt Wetzel im Gespräch mit unserer Redaktion. Daraufhin sei die Stelle ausgeschrieben worden, doch Ziemetshausen konkurriere mit anderen Sing- und Musikschulen. "Du bekommst als Musikschule im ländlichen Raum nicht mal eine Bewerbung. Musikpädagogen können sich Anstellungen zwischen Grund-, Mittel- und Realschulen aussuchen. Wer kann, wechselt in den Schuldienst." 

    Bis Ende November läuft für den Zusammenschluss der beiden Musikschulen das Interessensbekundungsverfahren.
    Bis Ende November läuft für den Zusammenschluss der beiden Musikschulen das Interessensbekundungsverfahren. Foto: Oliver Wolff

    Die Sing- und Musikschule des Markts Ziemetshausen hat wie viele vergleichbare Kultureinrichtungen während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen gesetzlichen Schließungen und Auflagen eine Zwangspause einlegen müssen. Als der Unterricht wieder anlaufen konnte, hat der Markt Ziemetshausen als Träger mit einer neuen Leitung versucht, das Angebot der Sing- und Musikschule wieder aufleben zu lassen. "Die Resonanz war am Anfang bei Weitem nicht mehr so hoch wie vor der Pandemie. Die Ziemetshauser Sing- und Musikschule ist mittlerweile die kleinste im gesamten Freistaat Bayern geworden", berichtet der Rathauschef. Nachdem nun die Leitung auf eigenen Wunsch nicht mehr für die Sing- und Musikschule tätig sein wolle, habe sich die Marktgemeinde überlegt, wie die Einrichtung in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Die Lösung: eine Art Fusion.

    Musikschulen Ziemetshausen und Stauden fusionieren: Win-win-Situation?

    Nach reichlicher Überlegung und intensiver Beratung sei der Entschluss gereift, dass eine Kooperation mit der Musikschule Stauden im Landkreis Augsburg die sinnvollste und beste Lösung darstellt. "Stauden würde sich bereit erklären, Unterrichtseinheiten im Markt Ziemetshausen abzuhalten, wenn ein entsprechendes Interesse von unseren Eltern und Kindern vorhanden ist", sagt Wetzel. Aus der Kooperation könne sich sogar eine Win-win-Situation für beide ergeben. "Die Musikschulen sind unterschiedlich aufgestellt, Stauden eher im Bereich Instrumente, Ziemetshausen eher im Gesang." 

    Um eine Planungsgrundlage für die Kooperation zu haben, hat der Markt Ziemetshausen ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren gestartet, das am 30. November endet. Eltern sollen ihre Kinder unverbindlich anmelden, wenn es grundsätzlich Interesse an Unterrichtsangeboten gibt. Das entsprechende Formular wurde bereits allen Kindern des Kinderhauses Märcheninsel und der Hyazinth-Wäckerle-Grundschule ausgehändigt sowie bei den örtlichen Bäckereien, der Metzgerei Reinartz, dem Netto-Discount und dem Raiffeisen-Lagerhaus ausgelegt. Auf der Homepage der Marktgemeinde ist ein Link zu finden, um das Formular herunterzuladen. Die Interessenbekundungen können bis einschließlich Donnerstagim Rathaus abgegeben werden. 

    Das Klavier ist nach Angaben des Verbandes deutscher Musikschulen schon seit vielen Jahren das beliebteste Instrument unter den Schülerinnen und Schülern.
    Das Klavier ist nach Angaben des Verbandes deutscher Musikschulen schon seit vielen Jahren das beliebteste Instrument unter den Schülerinnen und Schülern. Foto: Viola Lopes, dpa (Symbolbild)

    Im Dezember wird die Marktgemeinde die Umfrage auswerten, danach folgt die Ausrichtung der Zusammenarbeit. Wetzel hofft auf bestenfalls zweistellige Interessenbekundungen in den einzelnen Instrumentenregistern. "Der Worst Case wäre, wenn sich niemand meldet. Dann haben wir keine Grundlage, Musikunterricht in Ziemetshausen anzubieten, und man muss für den Unterricht immer nach Fischach fahren." Auch das stelle kein allzu großes Problem dar. "Wir sind Nachbarn und nur durch die Landkreisgrenzen getrennt." 

    Bis die "Fusion" mit der Musikschule Stauden steht, sind noch die einen oder anderen bürokratischen Dinge zu erledigen, denn Kommunalrecht trifft auf Vereinsrecht. "Wir benötigen etwa die Zustimmung des Verbands Bayerischer Sing- und Musikschulen, wir haben schon ein positives Signal erhalten." Bürgermeister Ralf Wetzel plant, dass die Kooperation noch vor Weihnachten in trockenen Tüchern ist, sodass die "neue" Musikschule zum Jahreswechsel ihren Unterricht aufnehmen kann. 

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