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Warum es für Borgers trotz Insolvenz hoffnungsvolle Signale gibt
![Die Firma Borgers mit Werken in Krumbach und Ellzee musste einen Antrag auf Insolvenz stellen. Die Firma Borgers mit Werken in Krumbach und Ellzee musste einen Antrag auf Insolvenz stellen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
![Warum es für Borgers trotz Insolvenz hoffnungsvolle Signale gibt Peter Bauer, seit 2000 Redaktionsleiter in Krumbach.](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop64988086/2163051459-cv1_1-w40-owebp/Peter-Bauer-Krumbach?t=.jpg)
Mit kurzfristigen Entlassungen ist offensichtlich nach dem Borgers-Insolvenzantrag nicht zu rechnen. Wie Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer die Lage bewertet.
Der Vater in der Montage, seine Tochter im Büro - es sind auch solche Lebenslinien, die ahnen lassen, warum Borgers Süd immer wieder als Familienunternehmen bezeichnet wird. Nicht wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten in den Werken in Ellzee oder Krumbach beschäftigt - und für so manchen ist es nach 2010 die zweite Insolvenz, die sie erleben müssen. Die Stimmung war gedrückt, als sie in einer Videokonferenz in Ellzee über die aktuelle Entwicklung informiert wurden. Doch in dieser Konferenz gab es auch hoffnungsvolle Signale.
Insgesamt 734 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell in den Werken Ellzee (476 Mitarbeiter) und Krumbach (258 Mitarbeiter) von der Insolvenz betroffen. Borgers mit Stammsitz in Bocholt hat für die deutschen Niederlassungen (rund 1900 Mitarbeiter) Insolvenzantrag gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus.
Die Firmenspitze von Borgers war per Video zugeschaltet
Die Verunsicherung bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war groß, als bereits vor der Versammlung ein Bericht der Wirtschaftswoche über die Insolvenz zu lesen war. Am Dienstag fanden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Krumbach und Ellzee im Ellzeer Werk zusammen. Auf einer großen Leinwand waren der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Kebekus, der Vorstandsvorsitzende Jürgen Otto und der Aufsichtsratsvorsitzende Franz Borgers zugeschaltet.
Die Familie Borgers hatte die Firma 1866 in Bocholt gegründet. Im Lauf der Jahrzehnte entwickelte sich Borges zu einem der führenden deutschen Automobilzulieferer (unter anderem Material zur Dämmung von Geräuschen im Fahrzeuginneren). 2010 schaffte Borgers den Sprung in den Süden der Republik, Borgers übernahm nach der Insolvenz von Aksys (früher Faist) die Werke in Krumbach und Ellzee. Lange galt diese Übernahme als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte für die Region. Doch diese Entwicklung mündet jetzt in einer erneuten Insolvenz.
Franz Borgers äußert sich in der Videokonferenz aber optimistisch, dass es bei Borgers wieder vorwärts gehen werde. Er bittet darum, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Kebekus spricht rund 15 Minuten über den aktuellen Stand. Bei Borgers Süd stehen offensichtlich keine kurzfristigen Entlassungen an.
Auftragsbücher von Borgers sind offenbar gut gefüllt
Laut Informationen unserer Redaktion sind die Auftragsbücher wohl gut gefüllt. Anders als vor der Insolvenz im Jahr 2010 befindet sich Borgers nicht in Kurzarbeit. Doch die Veränderungen auf dem Weltmarkt führten dazu, dass Borgers nicht mehr rentabel produzieren konnte. In einer solchen Kostendrucksituation schlägt auch voll durch, dass die Produktionsabläufe bei Borgers Süd nicht mehr optimal waren. Etliche der Maschinen/Anlagen sind über 20 Jahre alt. Die Ausschussquote stieg, die Produktionsqualität sank. Investitionen in den Anlagen-/Maschinenbereich, Neustrukturierung des Produktionsablaufs: Das waren bei Borgers Süd schon vor dem Insolvenzantrag bedeutende Themen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Kebekus muss nun in Gesprächen mit Lieferanten und Kunden sicherstellen, dass der Betrieb in Ellzee und Krumbach weiterläuft. Er hat die Möglichkeit, mit Kunden neue Preise auszuhandeln. Die sollten für Borgers besser sein als bisher. Die Automobilkonzerne würden ihren Zulieferern keine Luft zum Atmen lassen, hat Torsten Falke, Vorsitzender der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) die Entwicklung auf dem Markt wiederholt kommentiert. In einer Pressemitteilung hat Kebekus erklärt, "dass zahlreiche Kunden die Geschäftsbeziehung zu Borgers fortsetzen wollen." So steht die Hoffnung im Raum, dass mit Blick darauf Borgers wieder "mehr Luft" erhält.
Werden mehrere Investoren bei Borgers einsteigen?
Wie wird es mit der Firma weitergehen? Nicht wenige gehen davon aus, das Borgers für mögliche Investoren durch das Insolvenzverfahren interessanter wird, weil dann bisherige "Altlasten" der Firma nicht übernommen werden müssen. Denkbar ist aber offenbar, dass die Borgers-Gruppe nicht als Ganzes von einem Investor übernommen wird, sondern einzelne Firmenbestandteile an unterschiedliche Investoren fallen. Konkretere Entwicklungslinien könnten sich hier bis Ende des Jahres abzeichnen. Dann ist damit zu rechnen, dass die Phase der vorläufigen Insolvenz in das Insolvenzverfahren übergeht.
Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer äußerte sich bei der jüngsten Versammlung des Krumbacher Gewerbe- und Handelsvereins optimistisch und betonte, dass ein Insolvenzverfahren nicht automatisch das Aus der Firma bedeute. "Ich glaube nicht an ein schlechtes Ende, ein besserer Partner in Zukunft wäre vielleicht besser", sagte Fischer und fügte an, er glaube nicht, dass die großen Probleme bei Borgers Süd liegen würden. (mit pibo)
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