Die Katholische Wallfahrtskirche Maria Feldblume, auch Maria Eich genannt, in Wattenweiler ist nicht mehr zugänglich. Die Ursache sind massive Risse in der Sakristei sowie Risse und starke Verformungen an der Empore. „Auf Anraten des bischöflichen Ordinariats waren wir aus Sicherheitsgründen gezwungen, die ‚Wallfahrt‘ bis auf Weiteres zu schließen“, erklärt Kirchenpfleger Hans-Peter Hartmann.
Wattenweiler: Risse zwingen zur Schließung von Maria Eich
Hartmann ist derzeit nicht zu beneiden. Die Wattenweiler Kirchenstiftung „St. Peter und Paul“ ist für die gleichnamige Kirche, die Wallfahrtskirche „Maria Eich“ und die Filialkirche in „St. Nikolaus“ in Höselhurst zuständig. Drei Kirchen, eine Mammutaufgabe für die Kirchenstiftung. „An allen drei Kirchen stehen Sanierungen an“, bedauert der Kirchenpfleger. Priorität habe die rote Backsteinkirche „St. Peter und Paul“, die oft als die kleine Schwester des Ulmer Münsters bezeichnet wird.
Doch zurück zur Wallfahrtskirche. Zuletzt wurde sie Anfang der 90er-Jahre umfassend innen wie außen renoviert. Der Glanz dieser Sanierung ist noch nicht verblasst. Auf den ersten Blick betrachtet, ist die Kirche im Innern top in Ordnung. Erst bei genauem Hinsehen sind an vielen Ecken kleine wie größere Risse feststellbar. „Vor einem halben Jahr wurde die Verkehrssicherheit der Putzdecken von einem Stuck-Restaurator untersucht“, so Hartmann. Im August erhielt er dann von Pfarrer Michael Kinzl eine Ausfertigung des Gutachtens.
Dann ging es schnell. Aufgrund gravierender Putzschäden in der Sakristei und unter der Empore darf diese nicht mehr betreten werden. Pfarrer Michael Kinzl habe dann gemeinsam mit dem bischöflichen Ordinariat verfügt, die Kirche gänzlich zu schließen. In der Sakristei ist das gemauerte Gewölbe bereits abgestützt. Dort an der Decke ist ein großer Riss mit einem Versatz von zwei Zentimetern zu sehen. An der oberen Empore hat sich der Putz teilweise gelöst. Die Vorderseite ist von starken Rissbildungen zwischen Wand und Brüstung gekennzeichnet. An der unteren Empore zeigen zudem Decke und vorderer Träger starke Verformungen. Umlaufend sind an der gesamten Decke und an den Wänden in diesem Bereich kleinere Risse feststellbar. „Der Stuckrestaurator rät dringend, die Statik in der Sakristei wie auch an der Empore überprüfen zu lassen“, so Hartmann.
Wie geht es nun weiter? Die Wallfahrtskirche bleibe auf jeden Fall geschlossen. Bisher fand hier noch regelmäßig, immer montags, der Rosenkranz statt. Dieser wird nun in Höselhurst gebetet. Traditionell wurde immer an Mariä Himmelfahrt ein Gottesdienst in der Wallfahrtskirche abgehalten. Dies war bereits heuer nicht mehr möglich. Auf besonderen Wunsch gab es zudem hin und wieder eine Hochzeit oder Führungen in dem Gotteshaus. Dies ist ebenfalls vorerst passè. Eine baldige Sanierung hält Hartmann für ausgeschlossen. Zuerst müssen Schäden an der Kirche „St. Peter und Paul“ wie auch in der Filialkirche in Höselhurst angegangen werden.
Möglicherweise Einsturzgefahr: Sicherheitsrisiko zu hoch
Die Wattenweiler Wallfahrtskirche blickt auf eine interessante Geschichte zurück. Die Legende erzählt, eine Muttergottesfigur, die in die damalige Schlosskapelle zu Wattenweiler gehörte, sei immer wieder in einem hohlen Eichenstamm gefunden worden. Daher der alte Name „Maria Eich“. Der andere Name „Maria Feldblume“ kommt vom obersten der neun Medaillons, die das Gnadenbild umgeben. 1669 setzte dann Pfarrer Johann Kaspar Fridlos eine Muttergottesfigur aus der Schlosskapelle in eine ausgebrannte hohle Eiche und ließ über der Figur eine hölzerne Kapelle bauen. 1684 wurde dann der Grundstein zum Bau der „Wallfahrt“, wie sie in dem Günztaldorf genannt wird, gelegt. Ein interessantes Bild im Innern des Gotteshauses zeigt die Baugeschichte der Wallfahrtskirche. Dabei ist zu sehen, wie um die alte Eiche herum die neue Kirche gebaut wird und die ersten Wallfahrer bereits ins Günztaldorf strömen. Rechts im Bild ist wohl das ehemalige Wattenweiler Schloss zu sehen. Die ursprünglich geplanten Türme der „Wallfahrt“ wurden nur bis zur Traufe errichtet. Die letzte mehrjährige Renovierung liegt bereits 30 Jahre mit einem Kostenaufwand von fast einer Million Mark zurück. Damals leisteten die Wattenweiler Gläubigen mehr als 1000 freiwillige Arbeitsstunden im Zuge der Sanierung. Die Bedeutung eines traditionellen Wallfahrtsortes hat das Kirchlein allerdings nie erreicht.
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