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Ursberg/Memmingen: Ukrainische Waisenkinder in Ursberg: So lief die Rettungsaktion

Ursberg/Memmingen

Ukrainische Waisenkinder in Ursberg: So lief die Rettungsaktion

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    23 mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche sind durch das BRK und die Schwestern- und Werkfeuerwehr des DRW nach Ursberg gebracht worden.
    23 mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche sind durch das BRK und die Schwestern- und Werkfeuerwehr des DRW nach Ursberg gebracht worden. Foto: Hilbert, DRW

    Dass die Organisatoren des "Projekts Zuflucht" am Sonntagabend überhaupt kurz Zeit für Pressearbeit haben, ist nicht selbstverständlich. Tagelang wurde geplant und telefoniert – dann wieder umgeplant und storniert. Schließlich hat die aufwendige Aktion geklappt: Am Sonntagabend sind endlich alle 82 Waisenkinder aus dem Süden der Ukraine in einer Unterkunft im Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) angekommen. "Jetzt werden die Türen erst einmal geschlossen, damit alle zu Kräften kommen können", sagt Manuel Liesenfeld, der Pressesprecher des DRW. "Es hat alles wunderbar funktioniert, dank der unglaublichen Leistung des Bayerischen Roten Kreuzes."

    Ein Begrüßungskomitee am Münchner Flughafen, angeführt von der bayerischen Staatsministerin Melanie Huml, begrüßt die erste Gruppe der Waisenkinder, die in Ursberg unterkommen.
    Ein Begrüßungskomitee am Münchner Flughafen, angeführt von der bayerischen Staatsministerin Melanie Huml, begrüßt die erste Gruppe der Waisenkinder, die in Ursberg unterkommen. Foto: Widmann, Bayerische Staatskanzlei

    Die durch die Flucht traumatisierten und teils schwerbehinderten Kinder sowie deren Pflegekräfte müssen sich von dieser anstrengenden Reise und den vielen Eindrücken erholen. Doch abseits der Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Günzburg ist die Arbeit längst nicht vorbei.

    Am Sonntag landet ein Flugzeug mit Waisenkindern aus der Ukraine am Flughafen Memmingen

    Ein paar Stunden zuvor: Kurz vor 16 Uhr wird am Flughafen in Memmingen der nächste Flieger aus Polen in Empfang genommen. 23 Kinder und Jugendliche, deren Pflegerinnen und Pfleger sowie Angehörige haben ebenfalls diese schwere Reise hinter sich gebracht. Oder wie Bayerns Europaministerin Melanie Huml es am Freitagabend nannte: "Schreckliche Odyssee". Sie werden von Rettungswagen in den Landkreis Günzburg gefahren. Schon am Freitagabend sind 34 von 82 Bewohnerinnen und Bewohnern eines Waisenhauses für mehrfach behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Münchner Flughafen gelandet. Die Weiterreise erfolgte mit dem Bus. Laut Liesenfeld ist auch die Maschine am Sonntag pünktlich in Memmingen gelandet. Dort waren neben dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek, hochrangige Vertreter des polnischen und ukrainischen Staates, der Landrat des Landkreises Günzburg Hans Reichhart, die Generaloberin der St. Josefskongregation Ursberg Sr. Katharina Wildenauer sowie der Vorstandsvorsitzende des Dominikus-Ringeisen-Werks Martin Riß, anwesend. Begleitet wurde die Gruppe vom BRK Geschäftsführer Leonhard Stärk.

    Gegen halb sieben abends waren schließlich alle Bewohnerinnen und Bewohner des Waisenhauses in Ursberg vereint. "Es geht allen gut", sagt der Pressesprecher weiter. Doch die Kinder, Jugendlichen und auch die Begleiterinnen und Begleiter werden einiges zu verarbeiten haben.

    DRW und Rotes Kreuz bedanken sich bei freiwilligen Helfern

    Deswegen war es dem DRW und dem Roten Kreuz wichtig, die Ankunft möglichst angenehm zu gestalten. "Der Dank gilt den vielen Ehrenamtlichen, die ihre Hilfe angeboten haben", sagt Liesenfeld. Es wurden Kuscheltiere gebracht, Betten bezogen, die Ikea-Filiale in Ulm fast leer geräumt und Essen besorgt. "Unglaublich, was da in wenigen Tagen geschehen ist."

    In den kommenden Tagen müsse man schauen, wo welche Hilfe benötigt werde. Dann bekommen auch die Freiwilligen, die sich zwischenzeitlich gemeldet haben, noch eine Rückmeldung.

    Keinem behinderten Kind aus dem Landkreis Günzburg wird ein Bett weggenommen

    Das DRW möchte auch klarstellen, dass kein Mensch aus der Ukraine einem anderen pflegebedürftigen Kind aus der Region einen Platz wegnimmt: "Es ist eine toll hergerichtete Flüchtlingsunterkunft, aber kein Gebäude, das für die Eingliederungshilfe geeignet ist." 40 bis 50 Menschen hätten geholfen, das ältere Gebäude des DRW in Ursberg herzurichten: Es wurde gestrichen und Sanitäranlagen mussten gerichtet werden, Fernseher und mobiles Internet wurden betriebsbereit gemacht.

    Wie lange die Waisenkinder in Ursberg bleiben, kann noch keiner der Verantwortlichen sagen. "Wir stellen uns auf eine längere Zeit ein", sagt Liesenfeld. "Wer weiß schon, wie lange dieser Krieg noch dauert?"

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